Turbulente Wahl in Gröbenzell:Geisterkandidat im Rathaus

Für die Wahl zum Dritten Bürgermeister benötigt Michael Leonbacher zwei Wahlgänge. Sein Hauptgegner ist ein CSU-Politiker, der sich gar nicht beworben hat und bei der Sitzung fehlt.

Wolfgang Krause

Groebenzell: Gemeinderatssitzung / Sitzung / Wahl 3. Buergermeister

Neuer Dritter Bürgermeister: Rathauschef Dieter Rubenbauer (links) vereidigt Michael Leonbacher.

(Foto: Johannes Simon)

In einer turbulenten Sitzung ist am Donnerstagabend der FW-Gemeinderat Michael Leonbacher zum neuen Dritten Bürgermeister von Gröbenzell gewählt worden. Leonbacher folgt auf seinen Fraktionskollegen Siegfried Rahammer, der sein Gemeinderatsmandat nach 40 Jahren aufgegeben hat. Obwohl neben Leonbacher nur der SPD-Gemeinderat Franz Eichiner vorgeschlagen war, brauchte es zwei Wahlgänge, bis das Ergebnis feststand. Der Grund: In der ersten Runde kreuzten viele Gemeinderäte andere Mitglieder des Gremiums an, sodass Leonbacher die absolute Mehrheit verfehlte.

Auf den am Donnerstag gar nicht anwesenden Paul Biegholdt von der CSU entfielen in der geheimen Wahl sogar sechs Stimmen - mehr als auf Eichiner der offensichtlich nur die vier Stimmen seiner eigenen Fraktion auf sich vereinte. In der Stichwahl setzte sich Leonbacher schließlich mit 13 Stimmen durch. Diesmal votierten nur noch fünf Gemeinderäte für Biegholdt, der Rest enthielt sich. Die Stimmen für Biegholdt dürften zumindest im ersten Wahlgang von den fünf Mitgliedern der Grünen-Fraktion und UWG-Gemeinderat Martin Schäfer stammen und als Scherz gemeint sein. Jedenfalls konnten sie ihre Belustigung über das Ergebnis nicht verbergen.

Grünen-Fraktionschef Markus Rainer hatte zuvor für die ersatzlose Streichung des zweiten Bürgermeister-Stellvertreters geworben. Auch wenn damit nur eine geringe Einsparung verbunden sei, solle der Gemeinderat auf diese Weise ein Zeichen setzen. Zweiter Bürgermeister Walter Strauch habe die Vertretung bisher weitgehend alleine erledigt, sagte Rainer. Wenn Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) in seiner restlichen Amtszeit wegen Resturlaubs und Wehrübungen häufig ausfalle, dürfe das nicht durch Stellvertreter aufgefangen werden.

Rubenbauer solle vielmehr den Weg zu einer vorgezogenen Bürgermeisterwahl freimachen, um zu gewährleisten, dass die Gemeinde handlungsfähig bleibt. "Treten Sie zurück, treten Sie bald zurück", appellierte Rainer an Rubenbauer. Rainer griff damit einen Bericht der SZ auf, wonach Rubenbauer bis zur Kommunalwahl, bei der er nach Streit mit seiner Partei nicht mehr antritt, bis zu hundert Tage fehlen wird.

SPD-Fraktionschef Peter Falk betonte die Bedeutung des Dritten Bürgermeisters und wehrte sich dagegen, die Diskussion um Rubenbauer auf dem Rücken von Stellvertretern auszutragen. "Ich glaube, dass es gut ist, wenn in der engeren Gemeindeführung auch jemand sitzt, der kein schwarzes Parteibuch hat", sagte Falk, und warb für seinen Fraktionskollegen Eichiner. Der habe Führungserfahrung in einer Schulleitung, habe gute Kontakte zu Vereinen und sei im Gemeinderat immer sehr verbindlich gewesen.

CSU-Fraktionschef Breitenfellner sprach sich ebenfalls für die Neubesetzung des freigewordenen Postens aus. Eigene Ansprüche stelle die CSU darauf nicht. "Selbst wenn wir die absolute Mehrheit hätten, würden wir nicht darauf bestehen, auch den Dritten Bürgermeister zu stellen", betonte Breitenfellner. Für die Abschaffung des Postens stimmten am Ende nur die fünf Grünen, Schäfer und Klaus Coy (FDP).

Leonbacher wurde von seinem kurz zuvor vereidigten neuen Fraktionskollegen Michael Jaumann vorgeschlagen, dem ebenfalls Ambitionen auf das Amt des Dritten Bürgermeisters nachgesagt wurden. Auf Jaumann entfiel im ersten Wahlgang eine Stimme. Eine weitere Stimme erhielt die CSU-Gemeinderätin Catarina Ayrer-Strotmann.

Auch die Entlassung des bisherigen Dritten Bürgermeisters Siegfried Rahammer verlief nicht ganz reibungslos. Martin Runge von den Grünen stimmte dagegen. Er betonte, dass ein Rückzug aus gesundheitlichen nachvollziehbar sei. Allein das von Rahammer angeführte Alter - er ist 72 - aber sei kein Grund, ein Gemeinderatsamt abzugeben. "Ich erlebe den Sigi eigentlich immer topfit, er war immer einer der letzten im Stüberl", sagte Runge in Anspielung auf die Bar im Keller des Rathauses, in der die Gemeinderäte üblicherweise die Sitzungsabende ausklingen lassen. Falk dagegen sah keinen Grund, die bisherige Praxis zu ändern, nach der Rückzugsgründe stets akzeptiert wurden.

Einig zeigten sich die Gröbenzeller Gemeinderäte nur darin, dass ihnen Rahammer fehlen wird. "Mit deinem ausgleichenden Element und als dienstältester Gemeinderat hast du oft auf den Tisch gehaut und uns alle zur Räson gebracht", sagte etwa Bürgermeister Rubenbauer. Zur Verabschiedung war auch Rubenbauers Vorvorgänger Eike Götz (CSU) gekommen.

Er war vor 40 Jahren gemeinsam mit dem damals noch zur CSU gehörenden Rahammer in den Gemeinderat eingezogen und erzählte Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit. "Sigi, mach's gut alter Junge", sagte er zum Abschied sichtlich gerührt. Rahammer selbst fragte nach seiner Verabschiedung: "Darf ich jetzt in die neue Freizeit?". Als ihn Rubenbauer dazu ermunterte, an der üblichen Runde im Stüberl teilzunehmen, antwortete er: "Dann geh ich jetzt runter." Packte seine Geschenke ein und verließ den Sitzungssaal noch bevor der Nachrücker Jaumann vereidigt wurde und die Diskussion um die Neubesetzung seines Amtes begann.

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