Türkenfeld:Sorgen trotz voller Auftragsbücher

Türkenfeld: Auch wenn die Baubranche im Landkreis boomt, sind die Firmen alles andere als zufrieden.

Auch wenn die Baubranche im Landkreis boomt, sind die Firmen alles andere als zufrieden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Frühjahrsversammlung der Bauinnung ist geprägt von Klagen über steigende Kosten und den Fachkräftemangel

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Die Zeiten für die Bauwirtschaft sind gut. Sprudelnde Bauinvestitionen und niedrige Zinsen haben den Umsatz ansteigen lassen und die Auftragsbücher sind voll. "So schön, wie sich das anhört", sei die Situation für die Unternehmer aber allgemein nicht, "weil die Gewinne mit den Umsatzsteigerungen nicht mithalten", sagt Thomas Vilgertshofer. Als Ursache nennt der Obermeister der Bauinnung der Kreishandwerkerschaft zum Teil drastische Preissteigerungen bei fast allen Rohstoffen und Baumaterialen sowie bei den meisten Zulieferern. "Die Bauunternehmen selbst profitieren leider nur in geringem Umfang von den gestiegenen Umsätzen und Auftragslagen", so Vilgertshofer auf der Frühjahrsversammlung im Gasthof Hartl in Türkenfeld.

Außerdem sei mit weiteren Einbrüchen bei den Gewinnen zu rechnen, da große finanzielle Belastungen ins Haus stünden, die man auf bestehende Verträge nicht mehr anrechnen könne. Ein "herber finanzieller Schocker" sei sicherlich der Schlichterspruch in der laufenden Tarifrunde, erklärte Thomas Schmid von der Geschäftsstelle Oberbayern des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen (LBB). Rückwirkend vom 1. Mai an sollen die Bauarbeiter 5,7 Prozent mehr Lohn bekommen und bis zum Ende der Laufzeit im April 2020 zusätzlich drei Einmalzahlungen von 250, 600 und noch einmal 250 Euro. Insgesamt entspreche dies einer Lohnerhöhung von knapp 6,5 Prozent. Wie Diplomkaufmann Schmid fürchtet, könnte es aber noch schlimmer kommen. Sollte der Schlichterspruch bis zum 25. Mai nicht angenommen werden, müssten die Betriebe auch noch mit schmerzlichen Streiks rechnen. "Diese Kröte werden wir wohl schlucken müssen", befand dazu Vilgertshofer, der aufgrund der Tariferhöhung in seinem Betrieb mit monatlich knapp 10 000 Euro mehr Lohnzahlung rechnet. Finanziell werde so mancher Betrieb auch die Einführung der Maut auf den Bundesstraßen für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen zu spüren bekommen, befand Kreishandwerksmeister Harald Volkwein. "Höchst beunruhigend" sei zudem, dass nach dem Richterurteil wieder über die Aussperrung von Dieselfahrzeugen aus Stadtbereichen diskutiert werde. Positive Meldungen kämen aus der Politik, die den Wohnungsbau ankurbeln wolle.

"Doch wer soll die Wohnungen bauen, wenn im Bauhandwerk die Fachkräfte abgehen", fragte der Handwerker-Chef und appellierte - wie an alle Handwerksbetriebe - an die Bauunternehmer, in die Ausbildung zu investieren. In nur einem Fünftel aller Unternehmen würden Auszubildende beschäftigt, bedauerte Volkwein. Dies bedeute, dass sich später fünf Betriebe um eine Fachkraft streiten müssten. Wichtig sei auch, sich als Unternehmen in der Öffentlichkeit zu präsentieren und bei der Akquise von Nachwuchs aktiv mitzuwirken. Glücklicherweise setze sich allmählich die Erkenntnis durch, dass man als Handwerker eine Karriere machen könne, "die mit der eines Akademikers Schritt halten kann".

Auf der Versammlung ging es auch um die Finanzen, die Ehrenhandwerksmeister Franz Höfelsauer als "zufriedenstellend" präsentierte. Der Etat 2018 wurde einstimmig abgesegnet. Da der Verband eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages anstrebe, müsse man auch in der Innung über eine Anpassung nachdenken, kündigte Vilgertshofer an. Zum neuen zweiten Vorsitzenden wurde Markus Krabacher ebenso einstimmig gewählt wie dessen Nachrücker in den Vorstand, Mike Kaufhold. Beschlossen wurde unter anderem, einen Innungsstammtisch einzuführen und dass Vorstandsmitglied Heinz Bauernfeind "in bewährter Weise", wie der Innungschef lobte, den Jahresausflug heuer nach Lübeck vorbereitet.

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