Türkenfeld:Doppelte Einstimmung

Die Bergweihnacht krönen zwei besondere kulturelle Veranstaltungen: Das Gospelsingen für alle wie auch die Matinee von gut 40 Tubisten aus der Region werden zu einem großen Publikumserfolg

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Mit Gemeinschaftschören, je größer desto besser, könne man möglichst viele Besucher auf die Türkenfelder Bergweihnacht locken, dachte sich Organisator Robert Müller. Und die Idee des Geschäftsführers der Wildvermarktungs- und Veranstaltungs-GmbH zeitigte großen Erfolg. Mehr als 100 Gospelliebhaber kamen am vergangenen Freitag, um mit den Gospelsängern von "Allsing" aus Alling Weihnachtslieder anzustimmen. Und zum Tubisten-Treffen mit dem besten Tuba-Spieler Deutschlands, Andreas Martin Hofmeir, und seiner Partnerin Barbara Schmelz am Klavier kamen dann am Sonntag zur Frühschoppenzeit etwa 40 Tuba-, Bariton- und Tenorhornspieler aus der Region, dem Allgäu und aus den Landkreisen Aichach-Friedberg und Landsberg. Sie brachten mit bekannten Melodien wie "Kling Glöckchen klingeling" und "Es wird scho glei dumper" die Wände des Feststadls zum Zittern.

"Ich möchte Kultur in hoher Qualität bieten, aber auch Laienkünstlern, die meist nur in Hinterzimmern ihrer Leidenschaft nachgehen können, ein Bühne geben", erzählt Müller, der selbst in der Türkenfelder Blaskapelle spielt und den örtlichen Musikverein managt. "Der Robert hat immer wieder gute Einfälle und scheut auch kein Risiko, das bringt den Erfolg", befand Georg Kräutner, einer der Gründungsväter der Türkenfelder Blaskapelle. Mit etwa 60 Hütten, Ständen und einem vielfältigen Kulturprogramm ist die Türkenfelder Bergweihnacht einer der größten und belebtesten Christkindlmärkte zwischen München und Landsberg. An den Wochenenden zweiter und dritter Advent verwandelte Müller den Steingassenberg wieder in ein im Lichterglanz erstrahlendes Almdorf, in dem ausschließlich Künstler, Bastler und Handwerker aus der näheren Umgebung ihre Erzeugnisse anbieten durften. Und nahezu im stündlichen Wechsel präsentierten sich Musiker, Sportler, Akrobaten und Sänger auf dem Freigelände im Feuerschein und auf der Bühne in der fantasievoll ausgeschmückten Maschinenhalle.

Gospelchor Alling

Mehr als 100 Menschen singen Gospels. Die Türkenfelder Bergweihnacht mit ihren gut 60 Ständen erlebt mit den beiden Konzerten eine große musikalische Bereicherung.

(Foto: Günther Reger)

"Und um dem Programm etwas Würze zu geben, braucht es Highlights", verrät Müller. Mit der Gospelnacht und dem Konzert "Die Tuben von Bethlehem" sei ihm das gut gelungen. Die Tuba ist das schönste, herrlichste, wundervollste, wohlklingendste und wärmste Blasinstrument überhaupt und eignet sich bestens zum "Runterkommen". Diese und noch mehr Superlative behauptet zumindest Andreas Martin Hofmeir, der Mitbegründer von "La Brass Banda" und mehrfach ausgezeichnete Ausnahmekünstler und Tuba-Solist. Barfuß wie man es kennt, ganz in Schwarz gekleidet, das blonde Haar zum Pferdeschanz gebunden, entlockte der Professor am Mozarteum in Salzburg am Sonntag auf der Türkenfelder Bergweihnacht der "Röhre" ,wie Tuba auf Italienisch heißt, die tiefsten, aber auch die höchsten Töne, die man dem Instrument eigentlich gar nicht zutraut.

Zwischendurch erzählte Hofmeir "wahre und erfundene Geschichten aus meinem Leben". Zum Beispiel die Story von der Elsie, die es wie ihre Brüder machen wollte und dabei in der Kloschüssel stecken blieb. Hofmeir liebt sein Instrument, weil es das "wirtschaftlichste" ist, denn man kann Dvoraks 9. Symphonie aus der neuen Welt mit nur einer Tuba spielen, und braucht eigentlich keine 20 000 Geigentöne. "Gagengenmäßig" bekäme ein Geiger 1,4 Cent, der Tubaspieler indes habe nur sieben Töne und bekomme 21,43 Euro. Als Einstieg in ein ungewöhnliches, aber mitreißendes Konzert präsentierten die Organistin Schmelz und der Echo-Klassik-Preisträger Hofmeir "Winter" aus Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten", wobei die Tuba bibbernd von der Kälte erzählte und das Klavier Schneekristalle hörbar werden ließ. Höhepunkt nach dem eindrucksvollen Konzert war die "Klangschalentherapie", die von allen Bläsern, die zur Matinee mit ihren Instrumenten gekommen waren, zur Anwendung kam.

Tuba-Konzert

Mehr als 40 Tubisten spielen Weihnachtliches: "Ich wollte dem Programm etwas Würze geben", sagt Organisator Robert Müller.

(Foto: Günther Reger)

Dicht gedrängt auf der Bühne spielten die Musiker "Ihr Kinderlein kommet" und "Kommet ihr Hirten" und Hofmeir ermunterte die Besucher zum Mitsingen, so dass im Nu eine weihnachtliche Stimmung aufkam. Der jüngste Tubist war Jonas Steinhardt aus Kottgeisering. 140 Zentimeter groß ist der zehnjährige Schüler am Rhabanus-Maurus-Gymnasium in St. Ottilien und sein Instrument reicht ihm bis weit über die Hüfte hinaus. "Mein Opa spielt auch Tuba und so habe ich vor zwei Jahren auch angefangen, das Instrument zu lernen", erzählte Jonas und freute sich über einen Gutschein für Musikartikel, den Robert Müller ausgelobt hatte.

Als "Riesenerfolg" wertet der Veranstalter auch den Gospel-Gemeinschaftschor. Während draußen noch die Amperperchten mit ihren mystisch anmutenden Tänzen den Winter vertrieben, hatte Musiklehrer Valentin Schmidt mit den Türkenfelder Gospelsängern die Besucher im Feststadl auf das Konzert eingestimmt, das vom Gospel- und Popchor AllSing gestaltet wurde. Valentin Schmidt, der Chorleiterin Birgit Henke als Schülerin hatte, begleitete den 30-köpfigen Chor am Piano, was mit frenetischem Applaus belohnt wurde.

Nach einigen Zugaben erhoben sich die gut 100 Gospelfreunde von den Plätzen und stimmten mit AllSing Weihnachtslieder an. "Da ist sicherlich der größte Gemeinschaftschor im Landkreis, der je in einer Gospelnacht aufgetreten ist", freute sich Müller. "Das ist einfach ein herrlicher Klang mit so vielen Stimmen", befand eine Besucherin und sang aus voller Kehle die weltbekannten Lieder wie "Kumbaya my Lord", Oh, wenn the saints" und "O happy day" mit. Schmidt hatte dazu Blätter mit Liedtexten verteilt, so dass eigentlich jeder mitsingen und dazu beitragen konnte. "Nach dem großen Andrang wird es im nächsten Jahr wohl eine Wiederholung geben", meinte Müller, bevor er die Bühne für das nächste Highlight frei gab, die Ammer Brass Company, die Big Band des Türkenfelder Musikvereins.

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