Tipps für Halter:Todesfalle gekipptes Fenster

Die Olchinger Tierheilpraktikerin Susanne Seuffert macht in ihrem Vortrag in Fürstenfeldbruck auf versteckte Gefahren im Haus aufmerksam, die Hunde und Katzen zum Verhängnis werden können

Von Isolde Ruhdorfer, Fürstenfeldbruck

Was tut man, wenn die Katze ein Geschenkband gefressen hat? Und das Band an beiden Enden des Tieres wieder austritt? Nach dem Vortrag der Tierheilpraktikerin Susanne Seuffert "Erste Hilfe für Hunde und Katzen" weiß man: immer in Verdauungsrichtung ziehen. Und "risikobehaftete" oder wohlschmeckende Dinge nicht in Maul- oder Schnauzenreichweite aufbewahren.

Obwohl Katzen sieben Leben haben, sind sie manchmal, genauso wie Hunde, auf den Schutz ihres Besitzers angewiesen. Bei der Ersten Hilfe für seine vierbeinigen Lieblinge deckt sich erstaunlich viel mit dem Humanbereich. Die wichtigste erste Reaktion auf einen Notfall sollte also laut Seuffert sein: Ruhe bewahren. Denn die eigene Angst überträgt sich auf das Tier, was weitere Rettungsmaßnahmen erschwert. Ein pragmatischer Tierbesitzer stellt sich früher oder später die Frage, wie eine Mund-zu-Mund-Beatmung bei Tieren mit großer Schnauze aussehen soll. Glücklicherweise haben sie eine Nase, durch die sich Luft in die Lunge pusten lässt. Hier warnt Seuffert: "Beatmen, aber nicht aufblasen." Genauso wie Kinder haben Katze und kleine Hunde bei weitem nicht das gleiche Lungenvolumen wie ein Erwachsener.

Doch bei dem Vortrag erfahren Herrchen und Frauchen auch, wie sie sich selbst schützen können. Hier seien Katzenbisse genannt, die massiv unterschätzt werden. Im Hunde- und Katzenmaul befinden sich andere Bakterienkulturen als im Menschenkörper. Für die Tiere selbst ist das relativ ungefährlich. Beißt eine Katze eine andere Katze, ist das nicht zwingend bedrohlich. Wird aber ein Mensch gebissen, werden die fremdartigen Bakterien durch die langen dünnen Zähne regelrecht "eingeimpft". Da die Wunde selbst sehr klein ist und nicht stark blutet, verschließt sie sich schnell wieder. Das kann im schlimmsten Fall zu Blutvergiftung, Wundbrand oder Hirnhautentzündung führen.

Im Laufe der zweieinhalb Stunden bekommt man fast den Eindruck, dass an jeder Ecke Gefahren für die kleinen Lieblinge lauern. Gekippte Fenster können tödlich für Katzen enden. Sie versuchen, nach draußen oder drinnen zu gelangen, rutschen aber in dem schmalen Spalt nach unten und sterben an Knochenbrüchen und inneren Verletzungen. Hier demonstriert Susanne Seuffert praktische kleine Holzklötzchen, die einfach ins gekippte Fenster zu stecken sind und damit das Leben einer Katze retten können. Aber auch Steckdosen sind, zumindest für Kater, eine fatale Gefahr. Sucht er sich ausgerechnet eine Steckdose, um sein Revier zu markieren, kann er durch einen kräftigen Urinstrahl einen tödlichen Stromschlag erleiden. Hunde sind nicht minder gefährdet. Toben sie direkt nach dem Fressen zu ausführlich herum, kann es zu einer Magendrehung kommen. Dabei dreht sich buchstäblich der Magen einmal um sich selbst, was innerhalb von zwei Stunden zum Tod führt. Extrem schmerzhaft sind Verbrennungen an den Pfoten. Risikofaktor ist der Herd, aber auch ausgedehnte Spaziergänge im Sommer auf Asphalt können zu schlimmen Verbrennungen führen.

Und wer besonders gefräßige Vierbeiner zuhause hat, sollte niemals das Essen unbeaufsichtigt lassen. Seuffert erzählt von einem Labrador, der eine ganze Schwarzwälder Kirschorte verputzte. Das ist angesichts der Größe, die fast an die eines Labradors heranreicht, schon ziemlich beachtlich. Auch süßes Frostschutzmittel wird mit Vorliebe geschlabbert und Zahnpastatuben werden gerne zerkaut. Hier muss man nicht dauerhaft in Alarmbereitschaft sein. "Die Dosis macht das Gift", merkt die Zuhörerin Brigitte Klencz, selbst Tierheilpraktikerin, an. Ein Schokoplätzchen muss nicht das Ende bedeuten, der ganze Plätzchenteller ist bedenklicher. Generell gilt: Ruhe bewahren, das Tier beobachten und seinen gesunden Menschenverstand benutzen. Gegebenenfalls ist Tierarzt oder -notruf zu alarmieren.

Seuffert, die verschiedene Seminare für Tierhalter anbietet, wirkt äußerst pragmatisch und gibt jede Menge handfeste Tipps zur Selbstbehandlung kleiner Wehwehchen. Das an Alter und Geschlecht gemischte Publikum schreibt eifrig mit und greift anschließend bei den Globuli für Zeckenprophylaxe kräftig zu. Denn Seuffert verspricht: "Das Tier ist nahezu zeckenfrei". Außerdem eignen sich die Kügelchen auch für Menschen. Man kann also brüderlich mit seinem Haustier teilen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: