Tiere:Torschlusspanik vor dem Winterschlaf

Tiere

Widerborstige Zeitgenossen auf Tuchfühlung. Igel drängen sich um einen Hunde-Fresnapf.

(Foto: Dieter Hopf/LBV-Archiv)

Wetterbedingt verfügen viele Igel noch nicht über die notwendigen Fettreserven. Experten warnen dennoch davor, sie voreilig zu Hause aufzunehmen

Von Viktoria Lack, Fürstenfeldbruck

Das diesjährige Herbstwetter macht es Igeln nicht leicht. Wegen der vorherrschenden Kälte hatten viele Tiere noch nicht die Möglichkeit, sich genügend Fettreserven für den Winter anzufressen. Sie sind deshalb noch häufiger in Gärten auf Nahrungssuche anzutreffen, als sonst um diese Jahreszeit.

Das hat im Landkreis zu einer regelrechten Igel-Rettungswelle geführt: "Wir bekommen pro Tag mindestens fünf Anrufe wegen gefundener Igel, und Tierärzten und Tierkliniken im Landkreis geht es ähnlich", erklärt Uschi Anlauf, Geschäftsstellenleiterin der Kreisstelle des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Das Problem an der Tierliebe im Landkreis: Viele der Tier sind gar nicht krank oder hilfsbedürftig, sondern nur auf der Suche nach Nahrung und Unterschlupf. "Einen kranken Igel erkennt man entweder an offensichtlichen Verletzungen, am Parasitenbefall oder an deutlicher Unterernährung. In den meisten Fällen lohnt es sich aber, den Igel erst zu beobachten", erklärt Anlauf. Oftmals reiche es, dem Igel lediglich Futter oder ein Igelhaus zur Verfügung zu stellen, statt ihn ins Haus mitzunehmen oder in einer Tierarztpraxis zu bringen.

Aktuell gibt es keine Igelstation im Landkreis, lediglich vereinzelte Privatpersonen bieten ihr Zuhause als Auffangstation an. Diese sind aber für die wilden Einzelgänger hauptsächlich mit Stress verbunden, weshalb gesunde Tiere schnell wieder ausgesetzt werden sollten, anstatt den Winter in menschlicher Obhut zu verbringen. Einem unterernährten Tier würden auch schon ein paar Tage Pflege weiterhelfen: "Die Igel nehmen bei normalen Temperaturen sehr schnell zu. Man kann einem kleinen Tier helfen, indem man es zu Hause füttert und dann wieder da aussetzt, wo man es gefunden hat", erklärt Anlauf. Wer im Garten zufüttern möchte, kann den Igeln Katzenfutter oder ungewürztes Rührei zur Verfügung stellen - Milch dagegen ist für die Tiere unverträglich. Wer keine Möglichkeiten zur Fütterung hat, kann mit einem bedeckten Laubhaufen einen Überwinterungsplatz für die Tiere schaffen. Im Grunde gilt: "Igel sind Wildtiere und dürfen nicht nach Hause genommen werden, außer bei einem akuten Notfall", so Anlauf. Weitere Informationen zur Erkennung von kranken Igeln gibt es im Internet unter www.igel-in-bayern.de.

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