Theater:Eine Fluse geht um die Welt

Theater 5 "Das Ding" Ankündigung

Ein Ensemble auf theatraler Weltreise: Aline Pronnet (von links), Matthias Weber, Eva-Maria Gruber, Eva Giesler, Andreas Beer.

(Foto: Veranstalter)

Theater 5 widmet sich mit dem Stück "Das Ding" der Globalisierung

Von FLorian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Theater zu spielen bedeutet für die Beteiligten ja immer auch einen gewissen Rollenwechsel. Insofern fügt es sich bestens, dass Christoph Leibold, Regisseur der neuen Inszenierung des Theaters 5, von Beruf Kulturjournalist und Kritiker beim Bayerischen Rundfunk ist - und dass er früher selbst ab und zu auf der Bühne gestanden ist, beim Puchheimer Ensemble "Ex urbe". Nun also kehrt er in den Landkreis zurück und inszeniert in Fürstenfeldbruck Philipp Löhles "Das Ding".

Die Geschichte ist so einfach wie kompliziert. Sie erzählt vom "Leben" einer Baumwollfluse - von Saat, Ernte, Produktion zum Trikot, Altkleidersammlung und der "Rückkehr" nach Afrika. Kompliziert wird es, weil die Schicksale aller Protagonisten, vom Bauern über den chinesischen Fabrikanten bis hin zum Mädchen, das das Trikot trägt, immer weiter miteinander verwoben werden. "Das ist am Ende natürlich überkonstruiert, aber es funktioniert, weil es eben so sein könnte", sagt Leibold, "denn das Stück erzählt viel über die Verstrickungen in unserer Welt".

Globalisierung, das will Autor Löhle zeigen, ist eben nichts Anonymes. Jeder ist mit jedem verbunden, jede Handlung an einem Ort hat auch woanders eine Wirkung. Allerdings kommt "Das Ding" nicht mit der großen Moralkeule daher, sondern als Komödie, die unaufgeregt auf bestehende Probleme hinweist. "Ich würde sagen, das Stück ist nicht moralisch, aber es stellt hoch moralische Fragen. Ich würde es als Globalisierungsfarce beschreiben", sagt Leibold.

Er habe das Stück auch deshalb ausgewählt, weil es viel Raum zum Experimentieren lasse und man bestimmte Dinge einfach ausprobieren könne. Ihm geht es in seiner Inszenierung darum, über das gewohnte "Der Schauspieler schlüpft in seine Rolle und stellt jemanden dar" hinauszukommen. Deshalb arbeitet er mit chorischen Passagen, lässt die Schauspieler immer wieder aus ihrer Rolle heraustreten und reflektieren. Dabei werde auch das Theater als Theater thematisiert - alle Schauspieler sind durchgehend auf der Bühne. "Das richtig zu koordinieren ist schon komplex, weil jeder zu jedem Zeitpunkt wissen muss, was er macht, gerade wenn er da ist, aber eigentlich nichts macht", beschreibt Leibold. Als Bühnenbild dient ihm ein großer Haufen aus Bettlaken und T-Shirts. Darin sind auch die Requisiten verstecken.

Auch die Tatsache, dass die Figuren im Stück unterschiedliche Ethnien haben, die Schauspieler des Ensembles aber nicht, eröffnet Spielräume, ist aber zugleich Herausforderung. Leibold versucht sich dem mit kontrolliertem Einsatz von Klischees zu nähern und Grenzen auszuloten. "Damit kann man auch erzählen, wie mit welchen Nationen umgegangen wird". Vieles werde dabei aber nur angedeutet, nichts bis zum Ende erklärt.

Im Grunde sei das alles ein großes dramaturgisches Puzzle, das zwischen den Zeitebenen hin und her und von Ort zu Ort springt. Und am Ende liegt es beim Besucher, Teil um Teil für sich selbst zusammenzufügen.

"Das Ding", Theater 5, Neue Bühne Bruck, Premiere am Freitag, 22. Juni, von 20 Uhr an. Weitere Termine: 3., 6., 9., 12., 20. und 21. Juli.

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