Tempokontrolle in Germering:Raser im Fokus

Die Germeringer Polizei setzt bei Geschwindigkeitsmessungen auf kleine Lasergeräte. Die überraschenden Kontrollen sollen helfen, die Autofahrer zu erziehen.

Jesko zu Dohna

Grüß Gott, schönen guten Abend", antwortet ein breit grinsender Handwerker auf das freundliche, aber bestimmte Verlangen der Polizisten nach den Fahrzeugpapieren. Die Beamten sind im Gegenzug nicht kleinlich und lassen ihn heimfahren, damit er das Bußgeld von 25 Euro holen kann, das wegen überhöhter Geschwindigkeit fällig ist. "Solche Leute machen uns Polizisten Freude, dann macht die Arbeit Spaß", sagt Oberkommissar Alexander Weggartner, der am Montagabend mit zwei Kollegen und einer Laserpistole an der Augsburger Straße in Germering steht.

Aber der Polizist weiß auch: So einsichtig wie der Handwerker sind nicht alle. Manche Temposünder versuchen sich sogar noch rauszureden: "Ich hab einfach nicht gemerkt, wie schnell ich war, ehrlich." Doch das Ergebnis ist dank modernster Messtechnik eindeutig. Und so zückt der ein oder andere dann auch nur wortlos und mit grimmiger Miene das Portemonnaie.

An diesem Abend stehen die Beamten gegenüber dem Seniorenheim "Haus Maria Magdalena" wo ein Tempolimit von 40 Stundenkilometern gilt. "Wir messen nur an Orten, wo leicht was passieren kann. Die meisten Unfälle sind auf zu hohe Geschwindigkeiten zurückzuführen", sagt Weggartner. Mit ihrem Handlasergerät Riegel FG21P können die Beamten auf einer Distanz von einem Kilometer Geschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern messen.

So schnell ist an diesem Tag freilich niemand. Die Beamten winken auch nicht jeden, der zu schnell unterwegs ist, aus dem Verkehr. "Wir halten erst die an, die über 54 km/h fahren, da sind wir schon großzügig", sagt Weggartner entspannt. Es wird auch nicht jedes Auto von den Beamten unter die Lupe genommen. Während die Beamten untereinander einen kleinen Plausch halten, schaut auch mal für ein paar Augenblicke keiner durch die Linse des Geräts. So fährt dann auch das ein oder andere Fahrzeug trotz hoher Geschwindigkeit munter an den Beamten vorbei.

Die Inspektion Germering misst ein bis zweimal die Woche an geeigneten Plätzen und zu unterschiedlichen Tageszeiten die Geschwindigkeit der Autofahrer. Ziel sei es die Verkehrsteilnehmer zu erziehen, sagen die Beamten: "In der Regel fährt man dort, wo man schon mal angehalten wurde, in Zukunft langsamer." Am Montagabend sind es eher kleinere Verstöße, die die Beamten ahnden, doch auch erhebliche Geschwindigkeitsübertretungen kommen schon einmal vor.

Zum Beispiel ging den Beamten vor einiger Zeit ein Autofahrer bei einem Tempolimit von 50 mit 86 Stundenkilometern ins Netz. Der Mann war anschließend über die Beamten so verärgert, dass er nach der Kontrolle gleich wieder Gas gab. Der aufmerksame Beamte reagierte prompt und schwenkte den Laser in die Richtung des Abfahrenden. Diesmal wurden 89 Stundenkilometer gemessen, mit teuren Folgen für den Raser. Dem Fahrer flatterten nicht nur zwei Anzeigen ins Haus, für den zweiten Verstoß verdoppelte sich das Bußgeld, weil die Beamten von Vorsatz ausgingen.

Im Schnitt sind pro Kontrolle sieben Autofahrer mehr als 20 Stundenkilometer zu schnell, davon erhält jeder dritte eine Anzeige. Davon wiederum ist jede fünfte Anzeige mit einem Fahrverbot von mindestens einem Monat verbunden. Neben den Tempokontrollen sind die Polizisten auch wachsam gegenüber anderen Verstößen, wie Fahren mit Handy oder ohne Sicherheitsgurt. Besonders auf das Erkennen von Fahrern unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sind die Uniformierten geschult.

Bei einer Kontrolle bleibt einem somit wohl meist nichts anderes übrig, als das Bußgeld einsichtig und freundlich zu akzeptieren. Zumal eine Flucht wenig Aussicht auf Erfolg hat. Neben dem schwerfälligen Transporter der Polizeiinspektion Germering steht den Beamten auch ein kleiner BMW zur Verfolgung bereit. "Er ist zwar nicht getunt", wie Weggartner verschmitzt sagt, "aber die Motorisierung ist am oberen Limit."

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