Tage der Hektik wie Besinnung:Zwischen Stall und Tal

Wer jetzt noch nicht alles für Weihnachten erledigt hat, kann dies am 3. Advent nachholen. Auf der anderen Seite bietet das Wochenende auch genügend Gelegenheit dazu, dem Stress zu entfliehen

Die Nervosität steigt. Weihnachten naht unaufhaltsam - und das meiste ist noch nicht erledigt. Freilich kann man an diesem dritten Adventswochenende wieder in den Zeitplan kommen, Plätzchen backen, Christbaum holen und Geschenke besorgen. Man kann sich also weiter weihnachtlich einstimmen lassen und das Konzert der Tubisten auf der Türkenfelder Bergweihnacht oder die "lebende Krippe" in Unterschweinbach besuchen, man kann sich aber auch davon befreien und durchs Ampertal wandern oder bei der Schafkopfmeisterschaft in Olching mitmachen. Das Angebot der Veranstaltungen im Landkreis an diesem dritten Advent ist in jedem Fall breit gefächert.

Bescherung am Ufer

Dass nur das Christkind Geschenke bringt, ist ja ein Irrtum. Schließlich war ja schon der Nikolaus da mit Nüssen, Mandarinen und Schokoladigem und nun kommt auch noch Neptun. Der Meeresgott, der im Lateinischen Neptun, im Griechischen Poseidon heißt, wird am Samstag sowohl dem Olchinger See (17 Uhr) als auch dem Mammendorfer Badesee (17.30 Uhr) entsteigen und, obgleich gerade erst aus dem Wasser kommend, Geschenke für Kinder mit dabeihaben. "Ein Familienevent mit ganz besonderer Atmosphäre", sagt Benjamin Miskowitsch, der langjährige Vorsitzende der Mammendorfer Wasserwacht. Draußen am See ist es am frühen Abend stockdunkel und kalt ist es um diese Jahreszeit auch - die Menschen scheinen die Kombination trotzdem zu mögen. "Das kommt immer extrem gut an", erinnert sich Miskowitsch.

Dass es den Mammendorfer Meeresgott schon seit zwei Jahrzehnten gibt, man aber dennoch nicht das Original anbietet, ist ihnen bewusst. "Wir haben uns das von den Olchingern abgeschaut", gesteht Miskowitsch und grinst ein bisschen. Dort macht die Wasserwacht die Sache mit Neptun am Samstag schon zum 39. Mal. Und weil der Advent in diesem Jahr nur drei Wochen hat - der vierte Advent ist gleichzeitig Heiligabend -, kommt es auch noch zur Terminkollision. Das aber macht nichts, denn jeder Neptun schart seine eigenen Fans um sich. An beiden Orten wird er von einem erfahrenen Mitglied der Wasserwacht gemimt, das sich in Tauchanzug und ein algen-grünes Tarnnetz hüllt und einen Dreizack mitführt, den die Mythologie der Gottheit zuschreibt. Schon eine halbe bis eine Dreiviertelstunde vorher werden sie in Olching ihren Neptun mitsamt Atemgerät im See untergetaucht haben, damit es möglichst echt rüberkommt, dass er nun mal ein Wesen aus dem Wasser ist. Ein Klopfzeichen, erzählt Florian Heininger von der Olchinger Wasserwacht, wird Neptun dann das Signal geben, dass er losschwimmen muss, um dann an der vereinbarten Stelle im See aufzutauchen. In Mammendorf ist Neptun der einzige, der ins Wasser gehen muss, in Olching begleiten ihn eine ganze Reihe Fackelschwimmer der Wasserwacht. Das Ganze soll freilich nicht nur Event sein, sondern hat einen ganz banalen Hintergrund: "Es ist die erste Kaltwasserübung", klärt Heininger auf. Die Rettungsschwimmer müssten sich an das winterlich kalte Wasser des Sees gewöhnen. Auch das muss geübt werden, damit bei einem möglichen ernsten Einsatz alles glatt geht.

Musik in der Gemeinschaft

Auf der Bergweihnacht am Wochenende auf dem Steingassenberg bei Türkenfeld gibt es neben dem vielseitigen Kultur- und Musikprogramm zwei Highlights, die Seltenheitswert haben: Am Freitagabend, 15. Dezember, von 18.15 Uhr an können alle, die gerne Gospels singen, egal ob im Chor oder alleine, bei einem Gemeinschaftskonzert mitwirken. Und am Sonntagvormittag von 10.45 an dürfen Tuba-Bläser mit Andreas Martin Hofmeir, Deutschlands bestem Tubisten, bei einer Matinee auftreten. "Je mehr Sänger und Musiker mitmachen, desto kolossaler werden sich die Gemeinschaftschöre entfalten", glaubt Organisator Robert Müller.

Wenn sich Tuba-Bläser zusammentun und gemeinsam aufspielen, dann klingen insbesondere Weihnachtslieder eindrucksvoll anders und gewaltig, aber durchweg harmonisch. Kaum zu glauben, gilt die Tuba doch als tiefstes aller Blasinstrumente, die "Röhre" wie die italienische Übersetzung lautet, lediglich als Begleitinstrument. Auf der Bergweihnacht auf dem Steingassenberg kann man sich von dem Wohlklang überzeugen, denn nach den guten Erfahrungen beim ersten Tubisten-Konzert aus dem Vorjahr hat Müller auch heuer wieder zu einer Tubisten-Matinee eingeladen, die erneut von Andreas Martin Hofmeir, dem Mitbegründer von "La Brass Banda" und mehrfach ausgezeichneten "Ausnahmekünstler und Tuba-Solisten", geleitet wird. "Hofmeir hat es im vergangenen Jahr so gefallen, dass er sofort zugesagt hat", freut sich Müller.

Kommen können auch Tenorhorn- und Baritonspieler, "egal welche Leistungsstärke". Und wer mitmacht und beim großen Finale aller Teilnehmer mit seinem Instrument im Chor Weihnachtslieder anstimmt, hat auf der Bergweihnacht freien Eintritt. Für den jüngsten Teilnehmer gibt es einen Preis. Das Gospelkonzert wird vom Allinger Gospel- und Popchor "AllSing" dominiert und es stoßen Chöre und Sänger aus vielen Orten dazu. "Wer mitsingen will, soll rechtzeitig kommen, der Eintritt zur Bergweihnacht ist für Sänger frei", so Müller, der sämtliche Chöre und Musikvereine im ganzen Oberland eingeladen hat.

Wandern entlang des Flusses

Sebastian Böhm ist Gebietsbetreuer des gesamten Ampertals. Er ist einer von 37 Gebietsbetreuern, die sich in Bayern um hochwertige Landschaften im Rahmen des europaweiten Natura 2000-Netzwerks kümmern. Der gebürtige Dachauer bekleidet eine Projektstelle der Landschaftspflegeverbände Fürstenfeldbruck und Dachau. Der 29-jährige Forstingenieur will sein Wissen nicht nur für sich behalten, sondern auch nach draußen tragen. Deshalb veranstaltet Böhm erneut eine Wanderung an der Amper entlang. Treffpunkt ist in Schöngeising am Parkplatz östlich der Kirche um 13 Uhr. Die Tour wird etwa zwei Stunden lang dauern. Ob Fische, Vögel oder Pflanzen: Böhm kennt sich sehr gut aus. Der Gebietsbetreuer wird die Mitwanderer über die Lebensweise der dortigen Arten und über die Ökologie des Amper Lebensraumes inklusive aller Probleme informieren. Böhm ist an der Amper aufgewachsen. Er sieht sich an der "Schnittschnelle Natur-Mensch", wie er mal sagte. Er will den Menschen die Amperlandschaft so nahe bringen, dass sie sie wertschätzen. Die Schutzbereiche am Amperdurchbruch bei Grafrath, das Zellhofer Moos und die Emmeringer Brenne liegen dem Forstingenieur besonders am Herzen. Es wird in den zwei Stunden lediglich drei Kilometer gewandert. Der Schwerpunkt liegt auf Information und Meinungsaustausch.

Die Puppe im Stroh

Eine größere Illusion, der Geschichte der Weihnacht leibhaftig beizuwohnen, ist kaum zu erschaffen: Durch das geöffnete Scheunentor dringt Licht in die Dunkelheit. Der Blick fällt ins stimmungsvoll erleuchtete Innere auf zwei Menschen, ein Paar. Die Frau sitzt, der Mann steht beschützend hinter ihr, der Boden mit Stroh bedeckt, hinter ihnen ein Ochs und ein Esel. Wer Maria und Josef begegnen und ins Antlitz sehen will, muss sich am dritten Adventssonntag zu diesem Stadl in Unterschweinbach am Kriegerdenkmal aufmachen. Dort stellen Mitglieder der örtlichen Feuerwehr wieder die biblische Urszene nach und bilden ihre "lebende Krippe". Wenngleich gewissermaßen die Hauptperson der Szenerie aus nachvollziehbaren Gründen nicht aus Fleisch, Blut und Empfindung ist: "So weit gehen wir natürlich nicht. Das Jesuskind ist eine Puppe ", sagt der Pressesprecher der Feuerwehr, Bernd Plabst. Eine Erkältung können sich also damit höchstens die zwei Darsteller der biblischen Figuren holen. Vier Stunden lang (von 14 bis 18 Uhr) werden sie stumme Bühnenstatisten abgeben, denn eine Sprechrolle ist ihnen nicht zugedacht. Zu jeder vollen Stunde werden einzig ein paar Kinder ein paar weihnachtlich gestimmte Sätze sprechen und örtliche Musikgruppen das passende Klangwerk dazu bieten. Zudem sind vor dem Stadl ein paar Hütten aufgebaut, in denen Glühwein ausgeschenkt und Kuchen angeboten wird: "In dem Sinne einen Markt gibt es nicht", sagt Plabst. Was der Attraktivität dieser mehr als 20-jährigen Tradition aber nichts nimmt. Auf "dauernd gut 100 Leute" schätzt er die Zahl der Besucher in den vergangenen Jahren, was in der Summe wieder eine mehr als gute Resonanz erwarten lässt. Und ein Stück weit erfüllt die "lebende Krippe" in Unterschweinbach damit nicht nur ihren eigenen Grundgedanken, sondern schlichtweg einen von Weihnachten: "Das Beisammensein fördern", benennt diesen der Pressesprecher der Feuerwehr.

Backen und basteln

Kunst Kindern näherzubringen, scheint ein eher schwierigeres Unterfangen zu sein. Wenn die Kinder allerdings erst durch einen Märchenerzähler mit einer Weihnachtsgeschichte verzaubert werden und danach ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, steht der Entfaltung nichts mehr im Weg. Entfalten können sich die Kleinen beim Workshop "Die hippe Weihnachtskrippe" in der Volkshochschule in Germering. Am Samstag, 16. Dezember, von 10 bis 14 Uhr basteln Kinder von vier bis acht Jahren - mit Pappe und Pfeifenputzer bewaffnet - die traditionellen Hütten. Bevor sie tätig werden, wird der Leiter des Kurses, Gerald Hablizel, die Kinder mit lustigen Weihnachtsgeschichten einstimmen. Der Vater von zwei Kindern ist ein begeisterter Märchenerzähler. Der Keramikkünstler bietet seit vielen Jahren Kunstkurse für Kinder in der Volkshochschule an. Eine Anmeldung zu dem Workshop ist notwendig unter Telefon 089/84 141 46 oder unter www.vhs-germering.de.

Aber nicht nur die kleinen Künstler im Landkreis sind an diesem Wochenende gefragt. Auch bereits erfahrene Plätzchenbäcker, und die Kinder, die es noch werden wollen, sind am Samstag, 16. Dezember, zum Plätzchen-Backkurs für Kinder von sieben bis zwölf Jahren eingeladen. Der seit neun Jahren stattfindende Kurs wird von der Solidargemeinschaft Brucker Land in der Landwirtschaftsschule Puch organisiert. Die kleinen Bäcker sind selbst für den Teig zuständig und dürfen sich nicht nur beim abschließenden Verzieren und Verkosten der Plätzchen austoben. "Die Kinder sind immer sehr stolz, die Plätzchen am Ende ihren Eltern zu präsentieren", erzählt Hauswirtschaftsmeisterin und Organisatorin Martina Oswald. Aber nicht nur deswegen kommen viele Kinder jedes Jahr wieder, sondern auch, weil das gemeinschaftliche Backen unter professioneller Aufsicht immer großen Spaß macht. Am Ende dürfen die Kinder nicht nur ihr Gebäck, sondern auch ein Rezeptheft mit nach Hause nehmen. Auch für diese Veranstaltung ist eine Anmeldung notwendig unter Telefon 08145/997171 oder unter martina.oswald@bruckerland.info.

Ober sticht Unter

Um die Olchinger Schafkopfmeisterschaft geht es am Samstag, 16. Dezember. Beim letzten von zwölf Schafkopfrennen in diesem Jahr werden die besten drei Spielerinnen sowie die besten drei Spieler ausgezeichnet. Diese Frauen und Männer erhalten für ihre Leistungen Pokale, heißt es in der Ankündigung der Schafkopfmeisterschaft. Doch ehe die Preise verteilt werden, müssen alle Teilnehmer noch versuchen, die in elf Runden gewonnenen Punkte aufzustocken. Gespielt wird mit dem langen Blatt, also 32 Karten, erlaubt sind neben dem Rufspiel, Solo, Wenz und Farbwenz. Beim Wenz werden die Ober eingereiht, nur die Unter sind Trümpfe. Kann keiner der vier Spieler an einem Tisch ein Spiel ansagen, also alleine spielen oder zusammen mit dem Besitzer einer bestimmten Sau (Rufspiel), dann wird über Kreuz gespielt. Für verlorene Einzelspiele ist ein Reuegeld von 50 Cent zu bezahlen. Mit diesem Geld werden die Pokale angeschafft. Das Schafkopffinale wird im Bräustüberl Aschenwald, Nöscherstraße 6 in Olching, ausgespielt. Beginn ist um 14.30 Uhr (Einlass 13 Uhr). Der Einsatz beträgt zehn Euro. Die Ehrung der Sieger soll um etwa 18.45 Uhr stattfinden. Anmeldungen für die Endrunde nimmt Wirt Roland Aschenwald unter 08142/462 73 34 entgegen.

Choräle in der Krypta

Flackerndes Kerzenlicht von der Balustrade, das die links und rechts die Gräber der Mönche und Äbte in der Krypta von Fürstenfeld in eine mystisches Atmosphäre taucht. Dazwischen die Schola, also der Chor, des Historischen Vereins, die ebenso mystische gregorianische Choräle anstimmt. Das Rorate-Amt, zu dem der Verein seit seiner Gründung vor 35 Jahren jedes Jahr einlädt, hat sich zu einer beliebten Tradition entwickelt. Jeweils am letzten Samstag vor den Weihnachtstagen, heuer also am 16. Dezember, verwandelt sich die Krypta der Klosterkirche von sieben Uhr am Morgen an zum Schauplatz dieses ganz besonderen Gottesdiensts. Die etwa 80 Sitzplätze seien dabei immer voll belegt, berichtet Peter Wollein vom Historischen Verein. Die Schola des Vereins besteht aus 10 Sängern, die neben der Rorate noch die traditionellen Maiandachten in mehreren kleinen Kirchen im Landkreis begleiten. "Ich finde, dass ist immer eine ganz heimelige Sache, ich bin schon aus Tradition jedes Mal gerne dabei, auch wenn ich sonst gar nicht so mit der katholischen Kirche betraut bin", sagt Wollein. Der Gottesdienst dauert etwa eine Stunde inklusive einer kleinen Predigt. Bisher wurde die Messe vom ausgeschiedenen Kreisdekan Albert Bauernfeind gestaltet, nun übernimmt sein Nachfolger Stefan Scheifele diese Aufgabe. In diesem Jahr erwartet die Besucher neben dem religiösen Teil noch eine Überraschung. Denn Wollein konnte eine bisher unidentifizierte, bedeutende Grabplatte entziffern. Mehr soll vorab allerdings nicht verraten werden.

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