SZ-Serie: O du Fröhliche!:Offenes Wohnzimmer

Umgelter

Gemütlicher Treff: Annemarie und Paul Umgelter haben es bequem in ihrem Wohnzimmer. Das werden auch die Gäste merken.

(Foto: Günther Reger)

Das Germeringer Ehepaar Umgelter lädt zum ökumenischen Adventskalender ins Wohnzimmer

Von Andreas Ostermeier, Germering

Im Wohnzimmer von Annemarie und Paul Umgelter wird es demnächst gemütlich eng. Sie und ihr Mann Paul erwarten Gäste. So zehn bis 15, genau weiß Umgelter das nicht, denn sie hat die Gäste nicht eingeladen, jedenfalls nicht namentlich. Die Gäste, die am Donnerstagnachmittag die Umgelters besuchen, nehmen den Auftakt des ökumenischen Adventskalenders zum Anlass für ihren Besuch. Vor allem evangelische und katholische Christen aus der Germeringer Stadtkirche sowie der Dietrich-Bonhoeffer- und der Jesus-Christus-Kirche treffen sich von 1. Dezember an täglich in einem anderen Haushalt, um sich bei einer Tasse Kaffee oder Glühwein zu unterhalten. Der Sinn der Adventszeit sei doch, zusammen zu kommen, sagt Umgelter. Deshalb sind sie und ihr Mann nicht nur Gastgeber, sie besuchen auch andere, die in der Zeit bis zum Heiligen Abend nachmittags ihre Türen öffnen.

Entstanden ist der ökumenische Adventskalender aus dem Wunsch von evangelischen und katholischen Christen in Germering, sich näher kennen zu lernen. Theodor Kreis und Jürgen Wrede haben vor etlichen Jahren Bekannte angesprochen und für die Idee gewonnen. Daraus ist ein Kern von Personen entstanden, die den Adventskalender alljährlich veranstalten. Um 16 Uhr öffnet das Ehepaar Umgelter seine Haustür in der Kriegerstraße 73 für die Besucher. Die meisten Gäste sind ihnen bekannt, doch immer wieder schauen auch Leute herein, die sie nicht oder nur vom Sehen kennen. "Nette Leute" hätten sie auf diese Weise schon kennen gelernt erzählt Annemarie Umgelter.

Das Ehepaar beteiligt sich schon viele Jahre an dem besonderen Adventskalender. Gastgeber zu sein, das bedeutet allerdings nicht nur, sich gut zu unterhalten. Auch einiges an Vorbereitung muss getan werden. Neben Getränken kredenzen die Gastgeber meist auch etwas zu essen. Lebkuchen, Plätzchen oder Stollen stehen bei vielen auf dem Tisch. Annemarie Umgelter will ihre Gäste diesmal mit einem Apfelbrot erfreuen. Das backt sie nach einem Rezept ihrer Mutter. Äpfel seien noch genügend da, erzählt die Gastgeberin des ersten Adventskalendertreffens in diesem Jahr. Auch Plätzchen hat sie bereits besorgt. Zu diesem Zweck hat sie am Wochenende den Christkindlmarkt in Sankt Johannes Bosco besucht. Denn zum Backen von Plätzchen komme sie bis Anfang Dezember noch nicht, erzählt Umgelter.

Damit auch alle Besucher im Wohnzimmer einen Sitzplatz bekommen, bringt eine Freundin von Annemarie Umgelter Klappstühle mit. Auch kann der Tisch im Wohnzimmer vergrößert werden. Sollte dies nicht ausreichen, holten sie und ihr Mann den Küchentisch, sagt sie. Auch das war vor ein paar Jahren schon einmal notwendig. Und dann soll Ruhe einkehren, soll es ein wenig besinnlich werden. Schließlich gebe es in der Zeit vor Weihnachten genug Betriebsamkeit, sagt Umgelter. Dass es in Umgelters Wohnzimmer zwischen Weihnachtsstern und Salzlampe besinnlich wird, das darf man getrost annehmen. Ein paar Besucher werden auf dem Ledersofa Platz nehmen, andere auf Stühlen.

Dann nippen die Besucher am Glühwein, probieren Apfelbrot und begrüßen die Neuankömmlinge. Bisweilen erzählen die Gäste auch Geschichten. Annemarie Umgelter hat sich selbst eine zurechtgelegt, die sie bei Besuchen erzählt. Diese Geschichte handelt von einem alten Bergbauern, der die Geschäftigkeit in den Wochen vor Heiligabend nicht mag und merkt, wie er seiner Familie im Weg umgeht. Deshalb legt er sich ins Bett und simuliert den Kranken. Bald stellt der Hausarzt fest, dass der Alte gar nicht krank ist und klärt die Familie des Bergbauern über den wahren Grund des Unwohlseins auf, eben die Geschäftigkeit.

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