SZ-Serie: O Du Fröhliche, Folge 23:Schichtdienst an Heiligabend

Bruck: Weihnachtsgeschichte - PI  Polizist Winfried Nassl

An seinem Arbeitsplatz, an dem die Notrufe eingehen, wird Polizeihauptkommissar Winfried Naßl auch am Heiligen Abend anzutreffen sein.

(Foto: Johannes Simon)

Während andere unterm Weihnachtsbaum Geschenke auspacken, koordiniert Polizeihauptkommissar Winfried Naßl in der Polizeiinspektion die Einsätze. Das Familienfest mit Bescherung holt er einen Tag später nach

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Besinnlich, gemütlich, familiär - eben ein Abend, an dem man den Stress des Alltags vergisst und sich ganz der Familie und der Entspannung widmet. Das bedeutet für die meisten Menschen der Heiligabend am Samstag, 24. Dezember. Doch nicht alle verbringen dieses Fest daheim im Kreis ihrer Liebsten. Einige arbeiten stattdessen, um auch am solchen Tagen im Notfall einsatzbereit zu sein. So jemand ist Polizeihauptkommissar Winfried Naßl. Während andere vor dem Christbaum Weihnachtslieder singen, tragen er und seine Kollegen in der Fürstenfeldbrucker Inspektion dazu bei, dass das Fest so besinnlich bleibt, wie man es sich wünscht.

Der 49-jährige Naßl ist derjenige, der in der Zeit von 18.30 bis 6 Uhr morgens die Telefonanrufe entgegennimmt, sollten sich an dem eigentlich beschaulichen Abend doch Probleme ergeben. In der Regel sei das jedoch nicht der Fall. "Der Heiligabend ist etwas ruhiger als eine normale Schicht", sagt Naßl. Obwohl er seinen Dienst seit 20 Jahren versieht, seien besondere Ereignisse oder ungewöhnliche Einsätze an Heiligabend bisher ausgeblieben. "Man merkt, dass die meisten Menschen einen ruhigen Abend daheim verleben." Auch ausartende Familienstreitereien, die man an Weihnachten am ehesten vermuten würde, blieben aus. "Die kommen dann an den Feiertagen danach. Vor allem, wenn noch ein Wochenende dazwischen liegt", weiß der Hauptkommissar. Der 24. Dezember ist für den Vater von zwei Kindern ein Arbeitstag wie jeder andere auch. "Abgesehen vom Datum ist es eine ganz normale Schicht", sagt er. Für ihn heißt das: Koordinierung der Einsätze und Schreiben an die Staatsanwaltschaft aufsetzen. Ein bisschen gemütlich mache man es sich aber auch, erklärt er. "Die einen nehmen Plätzchen mit, die anderen Glühwein. Natürlich alkoholfrei!" Dann setze man sich für einen Moment zusammen, esse das Gebäck und trinke den alkoholfreien Punsch. Sogar ein Weihnachtsbaum schmückt die Wache, zumindest war es in den vergangenen Jahren so. "Dieses Jahr haben wir noch keinen. Da muss ich mal nachfragen!"

Abgesehen davon hält sich die weihnachtliche Stimmung jedoch in Grenzen. Denn egal ob Heiligabend oder nicht, es ist eben doch eine ganz normale Schicht, bei der die Arbeit gemacht werden muss. Ihm macht das nicht sehr viel aus. Nach zwei Jahrzehnten versieht er seinen Dienst immer noch gerne. Dazu gehört eben auch, alle drei bis vier Jahre zur Weihnachtsschicht eingeteilt zu werden. "Die Dienstpläne sind ja bekannt, das heißt, man kann sich darauf einstellen." Seine Familie sei das gewohnt. Weihnachten würde dann eben auf den ersten Weihnachtsfeiertag verschoben. "Dann gibt es die Bescherung und das Weihnachtsessen mit der Familie." Manche seiner Kollegen zögen das Fest vor, Naßl ist das jedoch zu stressig.

Alles in allem blickt der Hauptkommissar einem ruhigen Abend entgegen. "Silvester ist da schon anders. Das ist eben ein Ereignis, an dem die Post abgeht." Beim Dienst in der Silvesternacht hat Naßl schon einiges erlebt. "Ich weiß noch, wie wir in einer Schicht um Mitternacht angestoßen haben. Zwei Minuten später kam dann ein Anruf, dass eine Rakete durch ein Fenster gegangen ist und eine Wohnung in Brand gesteckt hat." Wie es der Zufall will, ist er dieses Jahr auch für die Silvesterschicht eingetragen. "Aber auch das gehört eben dazu."

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