SZ-Serie "O Du Fröhliche" (Folge 7):Die Frau im Krampus-Kostüm

Krampus Jexhof

Ruth Strähhuber ist auf dem Christkindlmarkt auf dem Jexhof als Krampus unterwegs.

(Foto: Günther Reger)

Beim Christkindlmarkt auf dem Jexhof begleitet Ruth Strähhuber den Nikolaus

Von Peter Bierl, Schöngeising

Im Alpenraum tritt der Krampus seit dem späten 16. Jahrhundert auf. Er hat Ähnlichkeiten mit den Perchten, ist zuweilen auch in Gruppen unterwegs, allerdings nur in der Adventszeit. Als Begleiter des Nikolaus bestraft er unartige Kinder. Er hat oft eine Rute dabei und einen Sack, in den er die Rotzlöffel zu stecken droht. Seine Verwandten sind der Knecht Rupprecht in protestantischen Gebieten, der Pelznickel im Schwäbischen und der Tuifl in Tirol. Was es bislang nicht gab, ist der "Transgender-Krampus".

Diese Neuerung hat der Jexhof eingeführt. Nachdem jahrelang Günther Mayr, der Vorsitzende des Fördervereins, diese Rolle mit Leidenschaft und Können beim Christkindlmarkt im Bauernhofmuseum ausgefüllt hat, sprang vor zwei Jahren erstmals Ruth Strähhuber als Ersatz ein, eigentlich bloß, weil sich sonst niemand fand. Sie ist Künstlerin und ist im Museum seit 1999 für Gestaltung und Design etwa der renommierten Sonderausstellungen zuständig. Strähhuber organisiert auch den Christkindlmarkt, der am Wochenende wieder stattfindet, und wird wieder als Krampus auftreten.

Während Mayr sich das Gesicht schwarz anmalte, allein über den Hof stromerte und die Kinder mit tiefer Stimme ansprach, setzt Strähhuber eine Maske mit Hörnern auf und sagt kein Wort, so dass sie nicht als Frau zu erkennen ist. Sie wirft sich einen schwarzen Pelzumhang mit Glocken über, trägt eine Rute und eine Eisenkette und hat einen Ziegenbock im Schlepptau. So verkleidet, begleitet sie ihren Vater Alfons, der als würdevoller Nikolaus mit Engel und Esel unterwegs ist und die Kinder beschenkt.

Die Rolle macht ihr großen Spaß, vor allem, wenn sie halbwüchsige Burschen ein bisschen schockieren kann. "Die sind oft rotzfrech, aber da haben sie plötzlich Respekt", ist ihre Erfahrung. Als einmal ein Kind zu weinen anfing, nahm Strähhuber aber sofort die Maske ab und gab sich zu erkennen. Ein anderer Bengel ließ sich jedoch dagegen gar nicht beeindrucken, strolchte stets hinter ihrem Rücken herum und zog am Umhang.

Strähhuber kennt die schauerliche Figur von zu Hause. Ihre Eltern ließen nur den Nikolaus auftreten, einmal war jedoch der Krampus dabei, der den Geschwistern einen großen Schrecken einjagte: Er drohte, die beiden Brüder mitzunehmen. Bei ihrer Oma strich immer ein Krampus ums Haus und rüttelte an den Fensterläden. "Dann ging die Oma raus, sprach mit ihm und vertrieb den Krampus", erzählt sie. Auch bei ihren eigenen Kindern hat sie mit einer Ausnahme nur den Nikolaus auftreten lassen. Die sind inzwischen schon 18 und 20 Jahre alt und lassen sich nicht mehr beeindrucken.

Ihr ist der historische Hintergrund der Figuren wichtig, weshalb beim Jexhof-Christkindlmarkt kein Weihnachtsmann mit roter Zipfelmütze, sondern der Nikolaus mit Mitra auftritt. Musik aus der Konserve gibt es nicht, sondern ein Bläserensemble und eine Stubnmusi werden aufgeboten. Handwerker und Kunsthandwerker bieten im Innenhof und in den Gebäuden ihre Waren feil. Es gibt frisch gebackenes Brot, Maroni, Bratäpfel, Würste und Glühwein. Perchten werden ihr Unwesen treiben und sobald es dunkel wird, kommen Nikolaus und Krampus. Deren gemeinsamen Auftritt findet Strähhuber in Ordnung, weil "das Gute und das Böse zusammengehören".

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