SZ-Serie Energiewende 2030 (Teil 5):Voll im Plan

Die Stadt Olching braucht sich um die Energiewende momentan keine all zu großen Sorgen zu machen. Die Müllverbrennungsanlage liefert nicht nur Strom, sondern auch Wärme. Doch nicht alle wollen das auch.

Von Florian J. Haamann

Olching: Serie ENERGIEWENDE - Freiflaechen-Photovoltaik

Großflächige Fotovoltaikanlagen, wie diese bei Neu-Esting an der Bahnlinie München-Augsburg, tragen zur Energiebilanz der Stadt Olching bei.

(Foto: Johannes Simon)

Mit Blick auf die Energiewende 2030 können die Olchinger ganz gelassen bleiben. Das macht auch Falk-Wilhelm Schulz, Geschäftsführer der Energieversorgung Olching (EVO) deutlich: "2030? Das könnten wir auch bis 2020 schaffen, wahrscheinlich sogar 2017." Zumindest, muss man einschränken, was die Stromversorgung anbelangt. Denn bereits heute produziert Olching 96 Prozent des Stroms, der in der Stadt verbraucht wird, selbst. Dabei hat Olching einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Landkreisgemeinden: die GfA. Denn alleine die Müllverbrennungsanlage produziert mit 58,5 Millionen Kilowattstunden 72 Prozent des Energiebedarfs der Stadt. Zwar wird nicht der ganze Strom der GfA, die den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau gehört, in Olching verbraucht, trotzdem wird er in der Summe der Energiebilanz der Stadt zugerechnet. "Das ist schon ein bemerkenswertes Ergebnis", freut sich Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD). Den zweitgrößten Posten macht mit zehn Prozent der Strom aus den beiden Wasserkraftwerken aus. Dahinter liegen Freiflächen- und Dachfotovoltaik mit acht und sechs Prozent.

Ein wesentlich größeres Problem als die Stromerzeugung ist allerdings die Wärmeversorgung. "Wir verwenden fast dreiviertel unserer Arbeitskraft auf diese Frage" erklärt Schulz. Denn bei der Wärme sei die Technik noch lange nicht soweit wie bei der Stromerzeugung. Aber auch da ist Olching wieder in einer besonderen Situation - und das wieder aufgrund der GfA. Denn die produziert mehr als genug Wärme - die allerdings bisher meist ungenutzt verschwindet, vor allem aufgrund fehlender Abnehmer. "Wir brauchen ein noch besseres Wärmenetz. Aber das ist nur mit den Kunden finanzierbar." Deshalb versucht Schulz, möglichst viele Olchinger davon zu überzeugen, sich von der EVO mit Fernwärme versorgen zu lassen. Was aber gar nicht so einfach ist. Auch wenn die Fernwärme mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit auf mittlere Sicht jeder Heizung überlegen sei, erklärt Schulz, hätten viele Bürger noch Bedenken; weil sie unabhängig sein wollen etwa, weil ihre Heizungsanlage noch funktioniert und ein Fernwärmeanschluss erst einmal eine Menge Geld kostet oder weil sie einfach nicht so recht daran glauben wollen, dass Fernwärme die billigere Energieform ist.

Dabei ist die EVO sogar bereit, den Bürgern den Restwert ihrer Anlagen zu vergüten, wenn sie dafür auf Fernwärme umsteigen. So wie sie es erst kürzlich mit der Stadt gemacht hat. Der Stadtrat hat beschlossen, mehrere städtische Liegenschaften, wie beispielsweise die Feuerwehr und den Bauhof, an das Fernwärmenetz anzuschließen. Dafür zahlt die EVO einen einmaligen Betrag für die bestehenden Heizungsanlagen. "Mir war wichtig, die Stadt dafür zu gewinnen. Auch, weil wir dadurch weitere Flächen ans Netz anschließen können, durch die wir wiederum mehr Bürger versorgen könnten." Wie beispielsweise im Schwaigfeld. Dort ist das Fernwärmenetz soweit ausgebaut, dass jedes Haus mit Fernwärme versorgt werden könnte. "Ein Haus dort kostet etwa 450 000 Euro. Ein Fernwärmeanschluss dann noch mal 16 000 Euro. Das sind gerade einmal rund dreieinhalb Prozent der Gesamtsumme." Wärme, so Schulz, sei ein sehr lokales Problem, weil der Transport von Wärme sehr schwierig ist, während es relativ einfach ist, sie vor Ort zu speichern. Und in Blockheizkraftwerken (BHKW) beispielsweise ist es möglich, aus Wärme Strom zu erzeugen. Deswegen plant die EVO, im kommenden Jahr ein kleines BHKW zu errichten.

Aber auch die Stromproduktion durch erneuerbare Energien soll weiter ausgebaut werden. So ist die EVO stark daran interessiert in Windkraft zu investieren. Gerne würde sie drei Windräder auf dem im Teilflächennutzungsplan vorgesehenen Gelände bei Geiselbullach bauen. Gemeinsam mit der Gemeinde Bergkirchen, die direkt angrenzend mögliche Bauflächen hat. Man habe darum bereits mit den Eigentümern gesprochen und habe außerdem mögliche Partner gefunden. Allerdings werden die Räder nur gebaut, wenn sie sich auch wirtschaftlich rechnen. Momentan liegen die Renditeerwartungen bei fünf bis sechs Prozent Bevor die Anlagen gebaut werden, müsste sich daran noch etwas ändern. Drei Faktoren sind dabei laut Schulz entscheidend: Förderungen, Kosten der Windräder, Menge des erzeugten Stroms. Wenn sich bei mindestens einem dieser Faktoren noch etwas tut, sieht es gut aus für den Bau der Anlagen. "Ich muss aber auch ganz klar sagen, ich halte das Anreizsystem für falsch. Es ist doch besser, wenn wir hier lokal ein Windrad bauen, als wenn noch mehr in Mecklenburg-Vorpommern oder in der Nordsee gebaut werden. Da sollte die Politik umdenken." Natürlich wird die EVO auch weiterhin in Solarenergie investieren. So ist aktuell beispielsweise geplant, das Dach eines Gebäudes im Gewerbegebiet Geiselbullach zu pachten und mit einer Fotovoltaik-Anlage auszustatten. Dort könnten jährlich etwa eine Millionen Kilowattstunden produziert werden, das wären 1,8 Prozent des Olchinger Gesamtverbrauchs.

Auch die Stadt versucht, ihren Anteil beim Umstieg auf regenerative Energien zu leisten, erklärt Bürgermeister Andreas Magg. So gibt es seit gut vier Jahren eine große Freiflächen-Fotovoltaik-Anlage in Esting. Außerdem werden nach und nach immer mehr kommunale Gebäude mit Dachanlagen ausgestattet. Um das Heizungsproblem in den Griff zu bekommen, wurden einige Wohnhäuser in kommunalem Besitz bereits mit Solarthermie-Anlagen ausgerüstet, die keinen Strom, sondern Wärme liefern. Als wichtiges Thema sieht aber auch Magg die Nutzung der Wärme der GfA. "Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Bürger dieses Projekt unterstützen und nutzen."

Und auch das Thema Verkehr geht die Stadt an. So wird überlegt, die kommunalen Dienstfahrzeuge nach und nach durch Elektro- oder Hybridfahrzeuge zu ersetzen. Außerdem besitzt Magg seit eineinhalb Jahren ein Elektrofahrrad. "Seitdem mache ich etwa zwei Drittel meiner Dienstfahrten mit dem Fahrrad. Ich denke, diese Art der Fortbewegung wird auch die Zukunft des Stadtverkehrs sein."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: