SZ-Serie: Älter werden - alt sein, Folge 14:Hilfe für die Mitbrüder

Pfarrer Feigl

Die Heilige Schrift ist für Pfarrer Johann Feigl immer noch die Berufsgrundlage. Auch wenn er schon 13 Jahre im Ruhestand ist.

(Foto: Günther Reger)

Pfarrer Johann Feigl springt mit 83 Jahren immer wieder als Seelsorger ein

Von Viktoria Lack, Esting

"Einmal Priester, immer Priester" - auch im Ruhestand, das steht für Pfarrer Johann Feigl fest. Seit 13 Jahren ist der 83-Jährige nun schon in Pension, doch wenn seine Mitbrüder in Not sind, springt er ein. 42 Jahre lang war Feigl im Dienste der Kirche aktiv, bevor er 2004 von seiner letzten Gemeinde in Emmering in den Ruhestand verabschiedet wurde. Davor war er unter anderem Militärpfarrer im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck sowie Verbandspfarrer für die Pfarreien Schöngeising, Landsberied und Hattenhofen.

Feigl ist gebürtiger Oberpfälzer, er lebt im Olchinger Stadtteil Esting. Für den Lebensabend hatte er große Pläne: segeln, reisen, die Welt entdecken. Aus gesundheitlichen Gründen musste er diese Vorhaben gegen ein vorwiegend häusliches Leben eintauschen. Feigl erkrankte 2009 zweifach an Krebs. Seine Zeit nutzt er nun, insofern es sein Arzt erlaubt, zum Lesen und Fahrrad fahren, für seine Angehörigen und, wenn nötig, als Vertretungs-Priester in den Gemeinden im Landkreis.

Egal ob Taufe oder Beerdigung, Feigl kennt den Personalmangel der Kirche und sagt selten Nein zu seinen Mitbrüdern. Die Freude am Beruf ist ihm geblieben, und er freut sich, den Kontakt zu den Menschen erhalten zu können. Dafür stellt er die Kirche auch mal über die eigenen Interessen, obwohl er seit dem Tod seiner ältesten Schwester im Februar vorhabe, den Fokus wieder mehr auf seine Verwandten zu lenken. Zwei seiner acht Geschwister leben noch in der Oberpfalz, eine Schwester lebt in Godesberg, weshalb ein Besuch stets mit großem Zeitaufwand verbunden ist.

Vor allem die Anweisungen seines Arztes muss Feigl bei der Annahme von neuen Aushilfsterminen berücksichtigen, denn eine Messe sei mit "sehr großer Anstrengung" verbunden. Man sehe schlechter, kann sich schwerer konzentrieren und vergesse so manches leichter als früher. "Es kommen Ängste auf, die ich früher gar nicht hatte, zum Beispiel ob ich auch alles richtig mache", erklärt er.

Auch die Autofahrten zu den verschiedenen Gemeinden, gerade in der Dunkelheit, fallen ihm immer schwerer. Teilweise könne ihn jemand abholen, berichtet Feigl, doch "das macht denen so viele Schwierigkeiten, dass ich davon absehe und es lieber selbst versuche."

Allerdings bringt dem Pensionär die Erfahrung auch gewisse Vorteile. Durch seine Aushilfstermine und seine eigene Zeit als Pfarrer im Landkreis, kennt Feigl viele Leute und findet sich in jeder neuen Kirchengemeinschaft zurecht: "Ich kann mich leichter auf die Menschen einstellen, die mir begegnen."

Einen weiteren Vorteil erkennt er darin, dass er als Vertretung nicht mehr die "Gesamtsorgen" eines Pfarrers hat: "Man ist ja als Pfarrer für jede Fensterscheibe verantwortlich, darum brauche ich mich nicht mehr zu sorgen. Ich komme für den schönen Teil, und dann gehe ich wieder."

Um den neuen Geist der Zeit auch in seinen heutigen Predigten aufzufangen, hält Feigl Kontakt zu seinen jüngeren Kollegen, zum Beispiel durch die Schönstatt-Priesterliga. Er hat auch viel von ihnen gelernt, doch die "neue Kirche", wie er es nennt, sei eine "Kirche der Laien" und müsse sich erst noch im neuen Zeitalter einfinden.

Seinem Pflichtbewusstsein der Kirche gegenüber und seiner Liebe zum Beruf zieht Feigl nur drei Dinge vor: die Anweisungen des Arztes, den Dienst an den Verwandten und seine Spiritualität. Dabei findet er außerdem noch Zeit, den Kontakt zu seinen Gemeinden zu halten und Freundschaften zu pflegen, sogar zu Bekannten aus der Kaplanszeit.

Selbst wenn Feigls Terminkalender auch im nächsten Monat mit vielen Messen und Veranstaltungen gefüllt ist, befindet er sich doch im Ruhestand: "Mein Leben ist nicht langweilig, aber ich finde trotzdem viel Zeit zum Lesen, zum Spazieren gehen und zum Gebet, und all das tue ich sehr gerne."

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