SZ im Dialog:Sperrstunde für die Bläser

Den Musikverein Eichenau plagen Nachwuchssorgen. Besonders das tiefe Blech wird immer schwerer zu besetzen. Der Vorstand wünscht sich mehr Möglichkeiten zum Üben

Von Andreas Ostermeier, Eichenau

Der Musikverein Eichenau fürchtet um den Nachwuchs. Mangel an Räumen und eingeschränkte Übungszeiten gefährdeten die Ausbildung junger Musiker, sagen Richard Fenk und Therese Schwarz, der Vorsitzende des Vereins und seine Stellvertreterin. So können die verschiedenen Blasorchester in der Josef-Dering-Schule an Werktagen nur von 14 bis 20 Uhr üben. Kindern und Jugendlichen, die bis in den Nachmittag hinein Schule haben, oder Erwachsenen, die in München arbeiten, nutzen solche Zeiten wenig. Ähnliches gilt für die Übungsräume. Weil die knapp sind, muss etwa das Alla-Breve-Orchester in eine Sporthalle ausweichen.

Diese Einengungen zermürben die Verantwortlichen des Vereins. Das Neujahrskonzert oder die Auftritte zum Maibeginn oder beim Weihnachtsmarkt würden von Einwohnern und Lokalpolitikern "geschätzt", sagt Pressesprecher Mathis Manz, "aber das, was dahintersteckt, wird wenig gesehen und unterstützt". Für die Musiker zeigt sich darin mangelnde Wertschätzung für ihre Arbeit - dabei hat der Musikverein an die 250 Mitglieder, davon 50 im Alter unter 18 Jahren. Die ausgedehnte Jugendarbeit zeigt sich auch im Angebot an Instrumentalunterricht. Flöte, Klarinette, Saxofon oder Trompete, sämtliche Formen von Blasinstrumenten werden unterrichtet und können im Ensemblespiel eingesetzt werden. So gibt es das Kinderensemble und das Jugendblasorchester, in denen der Nachwuchs seine Fähigkeiten ausprobieren und erweitern kann. Über diese Angebote verjüngen sich die Erwachsenenorchester, vor allem das Sinfonische Blasorchester. Manz sagt: "Wer uns kennt und bei uns spielt, der bleibt meist über lange Zeit dabei."

Orchesterprobe Eichenau

Weil es zu wenige Probemöglichkeiten für die Ensembles des Musikvereins gibt, ist es laut dem Vorstand immer schwieriger, Nachwuchs zu finden.

(Foto: Günther Reger)

Da trifft es den Verein schwer, wenn die Übungsgelegenheiten für den Nachwuchs weniger werden. So sucht Therese Schwarz, die auch als Dirigentin arbeitet, Mitspieler fürs tiefe Blech, also Instrumentalisten, die Posaune, Tuba oder Waldhorn spielen können. Männer zu finden, die Trompete spielen, oder Frauen, die mit einer Flöte umgehen können, das sei nicht schwer, sagt Schwarz, aber Spieler anderer Instrumente sind dünn gesät. Man könnte sie ausbilden. Doch dazu fehlt es an Räumen und an Zeit. Denn Bläser sind nicht leise. Deswegen dürfen sie in der Schule nur bis 20 Uhr üben. Nachbarn haben sich beschwert und die Reduzierung der Übungszeit durchgesetzt.

Ähnlich sieht es mit dem Schlagzeug-Unterricht aus. Den gibt es beim Musikverein, weil Blasorchester zwar ohne Tasten- oder Saiteninstrumente auskommen, nicht aber ohne Taktgeber. Drei Schlagzeugschüler könne sie annehmen, sagt Schwarz, obwohl das Interesse viel größer ist und der Verein gerne mehr Kindern und Jugendlichen das Schlagzeugspielen ermöglichen würde.

Trotz der Schwierigkeiten präsentiert sich der Verein am 18. Juni der Öffentlichkeit. Alt und Jung sind zu einem Instrumentenkarussell eingeladen, das heißt, sie können einen Tag lang sämtliche Blasinstrumente kennen lernen. Damit wollen Fenk, Schwarz und Manz nicht nur zeigen, wie vielfältig die Welt der Blasinstrumente ist, sondern sie hoffen auch, Aufmerksamkeit und Nachwuchs zu gewinnen. So tun sie etwas, um den Musikverein mit seinen fünf Ensembles und Orchestern am Leben zu erhalten. In den Ensembles musizieren an die 120 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das Sinfonische Blasorchester ist zudem weit über die Grenzen Eichenaus hinaus bekannt, seine 60 bis 70 Mitspieler unternehmen Reisen in die ganze Welt.

SZ im Dialog: Therese Schwarz, zweite Vorsitzende des Musikvereins, klagt über die schlechten Probebedingungen in Eichenau.

Therese Schwarz, zweite Vorsitzende des Musikvereins, klagt über die schlechten Probebedingungen in Eichenau.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Schwarz hat deswegen einen großen Wunsch. Sie hätte gerne "zeitlich unbegrenzte Probenmöglichkeiten". Zu erreichen wäre dies, würde die Gemeinde in den Schulräumen, die vom Musikverein genutzt werden, schalldichte Fenster einbauen lassen. Dann könnten die Musiker auch nach 20 Uhr proben. Doch deren Einbau war den Gemeinderäten bislang zu teuer.

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