SZ im Dialog:Auf der Suche nach Schleichwegen

Olching: B471 / Auffahrt Autobahn A8 / Stau

Wer am Morgen in Olching über die B 471 auf die Autobahn nach München will, braucht in der Regel viel Zeit und noch mehr Geduld.

(Foto: Johannes Simon)

Vor dem täglichen Stau auf der B 471 zur Autobahn können Olchings Pendler nur kapitulieren - und auf die Bahn umsteigen

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

So wie es Carsten Lindemann geht, geht es vielen Autofahrern aus Olching, die sich morgens ins Auto setzen und zur Arbeit wollen. Lindemann begibt sich früh morgens auf seinen Schleichweg. Die Ausweichroute nach München muss er wählen, weil die B 471 schon zu früher Stunde verstopft ist. "Schon um sechs Uhr beginnt der Stau auf der B 471", klagt der Olchinger aus leidvoller Erfahrung, der seit zwölf Jahren im Schwaigfeld wohnt. Beruflich auf das Auto angewiesen, kommt er auf der Bundesstraße zur Autobahnauffahrt nicht weit. "Der Stau auf der B 471 reicht manchmal bis Emmering zurück." Das ist ein gewohntes Bild. Weniger Stau wird es auch in Zukunft nicht geben, eher ist das Gegenteil der Fall.

Carsten Lindemann lebt gerne in Olching. Der 51-jährige Vater dreier Jungen betont auch noch einmal, dass "Olching wunderschön zum Wohnen ist". Die Stadt biete einer Familie inklusive Kindergärten und Schulen alles, was sie benötigt. "Eine Realschule am Ort wäre noch schön", sagt Lindemann. Dann wäre alles ganz optimal, aber zwingend erforderlich sei das wohl nicht. Wenn diese Verkehrsproblematik nicht wäre, die sich immer mehr zugespitzt habe. "Der Verkehr fällt der Region um München jetzt auf die Füße", so Lindemann. Gerade im großen Olchinger Wohngebiet Schwaigfeld haben sich auch viele Münchner Familien angesiedelt, die jetzt in die Landeshauptstadt pendeln.

Lindemanns Schleichweg mit dem Auto führt ihn jeden Morgen über Graßlfing an der Gröbenzeller Straße entlang, dann über die Allacher Straße am Wirtshaus Haderecker vorbei oder über die Seestraße in Richtung München und zur Autobahnanschlussstelle Langwied. "Das machen natürlich auch andere", sagt der Olchinger. Entsprechend üppig ist der Verkehr auch auf dem Schleichweg geworden. Lindemann weiß: "Für die Anwohner ist dieser Verkehr zu den Stoßzeiten eine Zumutung." Zumal die benutzten Ausweichstraßen durch ein Naturschutzgebiet führen. Dass der Verkehr dort noch weiter zunimmt, ist zu erwarten.

Die Daten der Verkehrszählungen des Staatlichen Bauamts Freising, das für den Straßenbau und auch für die Bundesstraßen zuständig ist, gehen auf der B 471 nur in eine Richtung - nämlich nach oben. Auf der Höhe von Olching-Geiselbullach vor der Einfahrt auf die Autobahn A8 wurden im Jahre 2015 insgesamt 41 315 Fahrzeuge in 24 Stunden gezählt. Davon gehörten 3404 Fahrzeuge zur Kategorie Schwerverkehr. Fünf Jahre zuvor waren es an der gleichen Stelle lediglich 32 128 Fahrzeuge, davon 2024 Lkws gewesen. Die Steigerung beträgt knapp 29 Prozent. Die Prognose für 2020, da braucht man kein Prophet zu sein, bewegt sich bei mehr als 50 000 Fahrzeugen.

Der Stadtrat hatte bei der Autobahndirektion bereits vor Jahren interveniert, ob in Graßlfing auf der Höhe der Marienbrücke nicht eine Zufahrt auf die A 8 möglich wäre. Damit hätte man den Verkehr in der Schulstraße und den auf der B 471 entlasten können. Doch der Vorschlag von Hans Bieniek (CSU), dem Verkehrsreferenten des Stadtrates, stieß nicht auf Widerhall. Laut Bieniek habe Olching auch selbst inzwischen von diesem Vorschlag Abstand genommen. "Wir befürchten, dass durch den täglichen Stau auf der B 471 die Autofahrer aus Richtung Fürstenfeldbruck und Maisach dann dort auf die Autobahn fahren würden", so der CSU-Stadtrat. Damit wäre die Verkehrsbelastung in der Schulstraße höher als zuvor.

Auch Bienieks Idee, den Schwerlastverkehr zur Müllverbrennungsanlage Geiselbullach über die Marienbrücke zu führen und einen Anschluss an die B 471 Richtung Dachau herzustellen, verlief im Sande. Probleme gab es mit dem FFH-Naturschutzgebiet, das betroffen gewesen wäre und "die Gemeinde Bergkirchen hat nicht mitgezogen", bedauert Bieniek. Der Straßenanschluss an die B 471 hätte auf dem Bergkirchener Gemeindegebiet verlaufen müssen. So bleibt Carsten Lindemann und den anderen Betroffenen nun nichts anderes übrig, als weiterhin Schleichwege nach München zu suchen oder doch vielleicht über alternative Reisemöglichkeiten nachzudenken.

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