SZ-Forum vor der Oberbürgermeisterwahl:Streit um Geld und Kies

Beim SZ-Forum beharken sich die Rivalen um das Amt des Oberbürgermeisters von Fürstenfeldbruck. Andreas Lohde (CSU) wirft der BBV Panikmache vor, Klaus Pleil (BBV) rügt, die CSU missachte den Bürgerwillen

Von Peter Bierl

Differenzen haben Andreas Lohde (CSU) und Klaus Pleil (BBV) bei der Gestaltung des Viehmarktplatzes, in der Finanzpolitik und in Sachen Kiesabbau. In der Verkehrspolitik möchte Lohde eine konsensfähige Lösung suchen, während Pleil für eine Verbindungsstraße zwischen B 2 und B 471 über Emmeringer und Eichenauer Flur plädierte. Übereinstimmung zeigte sich in anderen Punkten bei der Diskussion der Brucker Bürgermeisterkandidaten, die die Süddeutsche Zeitung am Montag veranstaltete. Weit mehr als 400 Zuhörer waren zum SZ-Podium gekommen, so dass der kleine Saal des Veranstaltungsforums nicht ausreichte. Viele standen im Foyer und hörten die Übertragung aus den Lautsprechern.

Im Saal eröffnete der SZ-Journalist Stefan Salger, der den Abend moderierte, den Schlagabtausch damit, dass Lohde und Pleil den jeweils anderen kurz vorstellten. Anschließend warf der BBV-Kandidat der CSU vor, ihr Programm gehe nicht in die Tiefe. Im Verbund mit den Freien Wählern habe die CSU andere Gruppen sowie die Bürger übergangen. Beim Bürgerentscheid zur Verlagerung der Stadtwerke sei zwar das Quorum nicht erreicht worden, aber zwei Drittel hätten dagegen gestimmt, rechnete Pleil vor. "Für mich als Oberbürgermeister wäre es undenkbar, über so etwas hinwegzugehen." Lohde konterte, Pleil und die BBV betrieben unfaire Stimmungsmache und machten unseröse Versprechen.

So fordere die BBV in ihrem Programm eine Eishalle plus Eislauffreifläche. "Das ist unrealistisch, ehrliche Politik sieht anders aus", rügte der CSU-Kandidat. Zwar werde es auf dem Fliegerhorstareal eine neue Sportanlage geben und geprüft, ob sich in einer denkmalgeschützten Halle der Eislauf unterbringen ließe, dabei müsse man aber die Kosten im Auge haben. Die Immobiliengesellschaft BIMA verlange jetzt von der Luftwaffe eine jährliche Miete von 26 Millionen Euro, ein Kauf des ganzen Geländes würde etwa 300 bis 350 Millionen Euro kosten.

"Wir wissen, dass wir das nicht alles kaufen können", antwortete Pleil. Es gehe darum zu prüfen, was man brauche und was das kosten würde. Umgekehrt habe die CSU für die Aussiedlung der Stadtwerke ein "innerstädtisches Juwel verschenkt", als sie die Fläche bei der Aumühle gegen die Wiese an der Cerveteristraße tauschte. Den Vorwurf der Blockade wies Pleil zurück: "Wir haben viele Fehler verhindert, aber nicht blockiert." Großen Beifall erntete Pleil, als er sagte: "Ich entschuldige mich bei den Bruckern dafür, dass wir die Bebauung des Uhlgrundstücks in dieser Form nicht verhindert haben." Der BBV-Stadtrat will einerseits sparsamer mit dem Geld umgehen, betonte allerdings, dass er als Unternehmer keine Angst habe, noch ein paar Millionen Euro mehr Schulden zu machen, wenn es sich um wichtige Projekte handelt. Dagegen erklärte Lohde, "die Einnahmen bestimmen die Ausgaben". Es gelte, durch die Ansiedlung prosperierender Firmen, Clusterbildung und neuer Technologien mehr Steuern zu bekommen. Lohde sagte, dass die Stadt aufgrund ihres Schuldenstandes "an der Grenze zur Zwangsverwaltung" stehe. "Da braucht man keine Wunschfibel herausgeben."

In der Verkehrspolitik sind sich beide Bewerber einig, dass die Hauptstraße keine Fußgängerzone werden soll, sondern ein verkehrsberuhigter Bereich. Lohde will Parkdecks an den Einfallstraßen bauen und in der Innenstadt einige kostenlose Parkplätze vorhalten, um Besucher anzulocken. Pleil dagegen favorisiert kostenlose Parkplätze am Rande der Innenstadt. Unter dem Viehmarktplatz würden beide eine Tiefgarage haben wollen, Pleil jedoch nur auf der Nordseite. Während der BBV-Kandidat auf dem Platz Stände wie auf dem Viktualienmarkt in München errichten will, lehnte Lohde solche "Bretterl und Hütterl" strikt ab. "Die Lage ist dafür einfach zu gut", beharrte der CSU-Stadtrat. Lohde versicherte, er werde die Deichenstegtrasse als Umgehung nicht wieder aufgreifen. "Es ist eine denkbare Lösung mit Defiziten, aber sie wurde im Ratsbegehren abgelehnt, eine Lösung muss konsensfähig sein." Dagegen brachte Pleil eine großräumige Umfahrung ins Spiel, die die Innenstadt um etwa 15 Prozent entlasten würde. Diese Trasse würde an der B 2 nach der Abzweigung Wagelsried beginnen, auf einem Feldweg weiter verlaufen, über die Emmeringer Leite und Eichenauer Flur bis zur B 471 bei Olching führen. Dass die Strecke durch Naturschutzgebiet verliefe, ficht den BBV-Stadtrat nicht an. "Irgendwo muss eine Straße gebaut werden, und von dieser Variante hätten alle etwas, auch die Nachbarn."

In Sachen Kiesabbau kritisierte Pleil, dass die Stadtverwaltung den Abbau im Nordwesten, an der Straße nach Aich am ehemaligen Stockinger Gelände nun gestatte. "Wer ist denn so dumm, und lässt eine Kiesgrube zu, die mit Müll verfüllt wird und 200 Meter neben dem Wasserschutzgebiet liegt", fragte der BBV-Bewerber. Der Vorwurf sei unehrlich, gab Lohde zurück. Die Stadt habe ihre Klage gegen den Kiesabbau verloren und obendrein fließe Wasser nicht bergauf. "Mit Sorgen und Angst machen Sie Politik", warf Lohde seinem Gegner vor und erntete damit einige Buhrufe aus dem Publikum.

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