SZ-Forum in Fürstenfeldbruck:Duell der gepflegten Erscheinungen

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Die Brucker OB-Kandidaten in der Stilkritik: Andreas Lohde (CSU) und Klaus Pleil (BBV) lassen sich gegenseitig viel Raum

Von Erich C. Setzwein

Es ist das Aufeinandertreffen zweier Männer in Business-Anzügen. Gut situierte Fürstenfeldbrucker von gepflegter Erscheinung, die sich beim SZ-Forum in Fürstenfeld am Montagabend den Wählern empfehlen. Gekommen sind mehr Gäste, als in den Saal passen, was den Beginn der Diskussionsveranstaltung bis zur akademischen Viertelstunde verzögert, und die beiden Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am kommenden Sonntag auf die Folter spannen könnte. Doch Andreas Lohde (CSU) und Klaus Pleil (BBV) lassen sich die Nervosität nicht anmerken. Fünf Podiumsdiskussionen haben sie bereits hinter sich gebracht bis zum Ausgangswahltermin am 16. März. Jetzt sind sie so weit gekommen und stehen vor der Stichwahl - was soll da noch schief gehen?

Schief hätte Andreas Lohdes Bewegungen mit dem Drehstuhl auf dem Podium gehen können. Der 40-Jährige ist ständig in Bewegung, auch wenn er mal nichts sagt. Er wendet sich zum Moderator, dreht sich zu seinem Konkurrenten, ein Fußbreit weiter und er blickt ins Publikum. Wenn er spricht, genau dasselbe Spiel. Er beherrscht den 90-Grad-Schwung. Könnte für seinen Politik heißen: Bewegung tut gut, Meinungswechsel auch. Dabei schaukelt der Religionslehrer nicht hin und her, er kippelt auch nicht mit dem Stuhl, wie das vielleicht seine Schüler hin und wieder tun. Im Gegensatz zu manchem hyperaktiven Gymnasiasten kehrt er dann wieder in sich, den Kopf gesenkt, die Hände ums Mikrofon gefaltet hört er zu, die Lippen aufeinandergepresst und nach vorne geschoben, um dann tief aus sich herauskommend dem Gegner dessen Unehrlichkeit im Wahlprogramm vorzuwerfen. Auf ganz ruhige Art. Lohde sagt, er wolle "keine Schmisse und Verletzungen hinterlassen". Es kreuzen sich hier nicht die Klingen zweier Studentenbündler, sondern zweier Brucker, die alles daran setzen, Oberbürgermeister ihrer Heimatstadt zu werden. Doch anstatt das feine Florette zu führen, geraten Lohde oft derbe Säbelschläge.

Klaus Pleil ist keiner, der einen solchen Zweikampf aufnimmt. Er bietet keine Angriffsfläche, geht nicht auf die mehrmals wiederholten Vorwürfe Lohdes ein, die Politik der BBV sei unehrlich, sei unlauter, arbeite mit falschen Grundlagen und mit Sorgen und Ängsten, um Wähler zu mobilisieren. Pleil, der Unternehmer, der Softwareentwickler und Schumachermeister, ist einer, der lieber stark dagegen anredet, der schnell reagiert und dagegen argumentiert. Wäre er nicht der Gegner des CSU-Kandidaten, man könnte meinen, er sei der Kandidat der CSU: Er lobt die Politik des Amtsinhabers, dem man Fürstenfeld zu verdanken habe, und des fleißigen Kämmerers, der das Ganze solide finanziert habe - alles Leute von der CSU. Der 50-Jährige scheut sich nicht, mit seinem verwegenen Traum von einer B2-Entlastung über fremde Gemeindefluren und Naturschutzgebiete bei den Bruckern um Stimmen zu werben. Er dringt teilweise stärker in die Thematik ein - ganz im Gegensatz zu Andreas Lohde, der in sich ruhend wie ein asiatischer Religionsgründer schön an der Oberfläche bleibt, um es sich nicht mit allen zu verscherzen. Nur einmal zeigt sich Pleil unsouverän, als aus dem Publikum die Frage nach Verwandtschaftsverflechtungen auf der BBV-Liste gestellt wird - touché.

© SZ vom 25.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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