SZ-Adventskalender:Zur Untätigkeit verdammt

Um seine Mutter zu pflegen, kündigte Rainer A. seinen Job. Neue Arbeit fand er nicht

- Rainer A. (Name geändert) ist hilfsbereit, herzlich und kontaktfreudig. So hat ihn das Team der Tagesstätte Rückenwind immer kennen gelernt. Seit 2010 ist der 59-Jährige regelmäßiger Gast in der Einrichtung der Caritas für psychiatrieerfahrene Menschen in Fürstenfeldbruck. Nebenbei würde der Germeringer gerne wieder arbeiten. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als ohne fremde Hilfe auszukommen und wieder eine Aufgabe zu haben. Doch aufgrund seines Alters, der psychischen Belastung und einer Gehbehinderung wird ihm dieser Wunsch wohl auch in Zukunft verwehrt bleiben.

Rainer A. wurde in Niedersachsen geboren. Aufgrund einer Lernbehinderung besuchte er die Förderschule und lernte keinen Beruf. Trotzdem fand er als Hilfsarbeiter immer Arbeit; er war in mehreren langjährigen Beschäftigungsverhältnissen und konnte stets selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Bis vor zwölf Jahren. Da wurde seine Mutter, die in Germering lebte, zunächst hilfs- und dann pflegebedürftig. A. gab seinen Job in Hildesheim auf und zog zu ihr. Allerdings fand er im Raum München nur noch Arbeit als Reinigungskraft und wurde später arbeitslos. Seit 2004 lebt er von Hartz IV.

Der Mann, der es immer gewöhnt war, seine Brötchen zu verdienen, fiel in ein tiefes Loch. Von Jahr zu Jahr ging es ihm schlechter. 2009 erlitt A. eine Depression, ein psychiatrischer Klinikaufenthalt folgte. Als auch noch seine Mutter starb, vereinsamte Rainer A. immer mehr. Schließlich suchte er in Germering den Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas auf, der ihn an die Tagesstätte Rückenwind vermittelte. Dort fand der gebürtige Niedersachse neue soziale Kontakte. "Es ist uns gelungen, Herrn A. gut an die Tagesstätte anzubinden und ihn psychisch wieder aufzubauen", sagt Leiterin Alexandra Lachner.

Doch mit der Arbeit klappte es trotz vieler Versuche nicht. Infolge einer Kniearthrose ist Rainer A. gehbehindert. Mit Anfang 50 bekam er nur noch Ein-Euro-Jobs, die ihm die Arge vermittelte. Seit eineinhalb Jahren ist auch damit Schluss, so dass der Germeringer nun mit dem Hartz-IV-Regelsatz von 374 Euro im Monat auskommen muss. Eine Änderung seiner Situation sei nicht in Sicht, bedauert Lachner.

Schon die Fahrtkosten von Germering nach Bruck sprengen dieses kleine Budget, so dass A. nur noch einmal pro Woche in die Tagesstätte kommen kann. Derweil wäre der tägliche Besuch so wichtig, damit Rainer A. nicht wieder in ein tiefes Loch fällt. "Die Menschen dort sind momentan seine einzigen sozialen Kontakte", sagt Lachner. Der SZ-Adventskalender möchte einen Beitrag dazu leisten, dass sich Rainer A. eine Jahreskarte für den MVV-Außenraum kaufen und an dem einen oder anderen Ausflug teilnehmen kann.

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