SZ-Adventskalender:Unterstützung auf dem Weg in den Alltag

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Für die Ausstattung von drei Wohnungen mit besonderer Betreuung für psychisch Kranke ist der Verein Sprint auf Spenden angewiesen

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Es sind oft ganz alltägliche Dinge, wie Ordnung halten in der Wohnung oder die Pflege des eigenen Körpers, die für Menschen mit einer psychischen Erkrankung ein Problem darstellen. Als "Alltagskompetenz" bezeichnen Fachleute dieses Vermögen, das eigene Leben auf die Reihe zu bringen. Psychisch kranken Menschen fehlt diese Fähigkeit häufig. In drei Wohnungen im Landkreis können Personen mit psychischen Problemen vom nächsten Jahr an mit sozialpädagogischer Begleitung diese Alltagskompetenz erlangen. Ziel ist, dass diese Menschen irgendwann wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können. Der Brucker Verein Sprint wird die drei Anlaufstellen betreuen. Der Adventskalender der Süddeutschen Zeitung unterstützt das neue Projekt bei der Finanzierung der Wohnungseinrichtung.

"Die Wohnungen sind schon seit Jahren geplant, weil der Bedarf so groß ist", erklärt Sprint-Geschäftsführer Manfred Fock. Der Verein, dessen abgekürzter Name sich aus "sozialpädagogische Resozialisierungs- und Integrationsangebote" herleitet, feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen. In dieser Zeit ist das Angebot ständig gewachsen. Zunächst lag der Fokus auf jugendlichen Straftätern, inzwischen werden zunehmend auch Erwachsene unterstützt, beispielsweise mit dem Programm "Schwitzen statt Sitzen", bei dem zu einer Geldstrafe Verurteilte den Betrag durch gemeinnützige Arbeit ableisten können.

Mit Blick auf den größer werdenden Kreis an Zielgruppen betont Fock: "Wir als Sprint haben einen sehr breiten Blick auf das Ganze." Der Sozialpädagoge und seine langjährige Kollegin Karen Adomeit, die auch das Konzept für das sogenannte betreute Einzelwohnen ausgearbeitet hat, beobachten seit mehreren Jahren, dass die Zahl der Menschen mit psychischen Problemen zunimmt. "Wir haben gesehen, dass bei jungen Erwachsenen großer Bedarf ist, oft verbunden mit Wohnungslosigkeit", sagt Adomeit. Die Problematik wird Fock zufolge auch im psychosozialen Arbeitskreis wahrgenommen, einem vierteljährlichen, landkreisweiten Treffen von Fachkräften, an dem auch Sprint teilnimmt.

Nach vielen Gesprächen hat der Bezirk nun für 2017 seine Zustimmung zur Finanzierung der Betreuung der Bewohner gegeben. Auch die Unterstützung durch den Adventskalender der Süddeutschen Zeitung sei wichtig, sagt Fock. Der Start 2017 passt dem Geschäftsführer zufolge deshalb so gut, weil erst vor Kurzem die psychiatrische Klinik in Fürstenfeldbruck eröffnet wurde. Auch von dort könnte es Bewerber für die drei Ein-Zimmer-Wohnungen in Fürstenfeldbruck, Emmering und Olching geben. Wobei wohl kaum die Gefahr besteht, dass eine Unterkunft mangels Bewerbern leer stehen könnte. "Es wird so sein, dass wir die Wohnungen auf einen Schlag vollkriegen", ist Fock überzeugt.

Wie Adomeit ausführt, soll der Fokus auf Personen zwischen 21 und 40 Jahren liegen. Für jüngere Menschen ist das Jugendamt zuständig. Wie lange und intensiv die Bewohner von einem der Sprint-Mitarbeiter betreut werden, hängt vom individuellen Bedarf ab. Neben einer selbständigen Haushaltsführung geht es beispielsweise um den Erhalt einer abstinenten Lebensweise (denn oft gehen psychische Erkrankungen mit einer Sucht einher), um den Kontakt mit Behörden und Institutionen, aber auch um die Freizeitgestaltung oder eben ganz allgemein um alltägliche Tätigkeiten. "Man macht eine Einkaufsliste und geht einkaufen", nennt die Sozialpädagogin ein Beispiel. Dabei gehe es einerseits um eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie andererseits auch darum, das eigene Budget im Blick zu behalten.

Es sind nicht die ersten Wohnungen im Landkreis für Menschen mit psychischen Problemen. Auch Caritas und Arbeiterwohlfahrt betreuen ein ähnliches Angebot. Doch angesichts eines steigenden Bedarfs sind die drei Unterkünfte eine sinnvolle Erweiterung.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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