SZ-Adventskalender:Start in ein neues Leben

Mit 17 kriegt Anna ein Kind. Ihre Ehe scheitert, sie häuft Schulden an. Jetzt holt die junge Mutter ihre Schulausbildung nach.

Gerhard Eisenkolb

- Anna ist selbst fast noch ein Kind, als sie im Alter von 17 Jahren ein Baby bekommt und heiratet. Die Kombination aus Unreife und Überforderung wirkt sich für die Germeringerin fatal aus. Die junge Mutter, die in Wirklichkeit einen anderen Namen trägt, rebelliert gegen ihre Lebenssituation und scheitert. Nach einer kurzen, unglücklichen Ehe lässt sie sich wieder scheiden und lebt zeitweise in einer Wohngemeinschaft für betreute Mädchen. Obwohl Anna Gelegenheitsjobs annimmt, reicht das Geld nie. Sie lebt weit über ihre Verhältnisse, häuft hohe Handy- und Mietschulden an und begeht die klassischen Jugenddelikte. Wiederholt wird sie beim Schwarzfahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln erwischt.

Sieben Jahre später ist die Germeringerin erwachsen geworden. Sie gibt zu, dass sie Dummheiten gemacht hat, entwickelt Ehrgeiz und setzt sich Ziele. Die 24-Jährige tut alles dafür, ihr Leben zum ersten Mal in den Griff zubekommen. Ihre Betreuerin vom Caritas-Zentrum in Germering ist optimistisch, dass das auch klappen wird. "Anna ist einsichtig", sagt Renate Koemm. "Sie hat erkannt, dass sie eine schwierige Jugendliche war." Sie beschreibt die junge Frau als "sehr energisch und sehr klug", auch wenn das ihr bisheriges Leben nicht vermuten lasse.

Mit dem Erwachsenwerden reifte bei der jungen Mutter die Erkenntnis, dass sie nicht mehr weiterleben wollte wie in den vergangenen Jahren. Da sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr länger mit unqualifizierten Jobs bestreiten wollte, holte sie in einem ersten Schritt als Externe den Qualifizierenden Hauptschulabschluss nach. Inzwischen büffelt sie, ebenfalls als Externe, für die mittlere Reife. Koemm weiß, dass die nicht viele schaffen, wenn sie alleine zu Hause lernen. Aber Anna habe den Ehrgeiz und das Zeug dazu, sagt die Caritas-Mitarbeiterin.

Die junge Mutter hat erkannt, dass sie mit einer guten Ausbildung die besten Chancen hat weiterzukommen. Deshalb will sie nach dem Abschluss der mittleren Reife weiter lernen und entweder die Fachoberschule besuchen oder eine Lehre zur Biolaborantin beginnen. Über die FOS hat sie sich bereits intensiv informiert. Gelingt es ihr, sich für diese Schule zu qualifizieren, könnte sie dort ihr zweites Kind in einer Krippe unterbringen. Für das Baby hat sich Anna diesmal bewusst entschieden. Das erst einige Monate alte Kind sei ihr "Ein und Alles", sagt Koemm. Mit dem Vater lebt sie glücklich zusammen.

Erstmals hat die zweifache Mutter auch damit begonnen, ihre altes Hauptproblem abzuarbeiten. Zusammen mit der Schuldnerberatung hat sie einen Plan entwickelt, um diese Hypothek konsequent abzutragen. Soweit es ihr möglich ist, stottert sie einen Teil ihrer Verpflichtungen regelmäßig und zuverlässig in kleinen Raten ab. Die Energie, das auch durchzuhalten, habe die junge Frau, sagt Renate Koemm. Zurzeit lebt die Germeringerin noch von Arbeitslosengeld II, ein Dauerzustand soll der Bezug von Hartz IV nicht werden. Das ist nach Einschätzung ihrer Betreuerin auch nicht nötig. Dazu sei Anna zu intelligent, zu ehrgeizig und zu motiviert.

Der Adventskalender will einen Beitrag dazu leisten, dass es der jungen Frau gelingt, ihr Leben in absehbarer Zeit aus eigener Kraft zu meistern. Für den neuen Haushalt werden allerdings noch einige Dinge benötigt, die die junge Familie selbst nicht finanzieren kann, beispielsweise eine Waschmaschine und ein Kühlschrank. Bei diesen Anschaffungen will das Hilfswerk der SZ der kleinen Familie unter die Arme greifen.

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