Straßenbauer über Landkreisprojekte:Bauern wollen nicht verkaufen

Das Staatlichen Bauamt Freising möchte im Herbst 2017 die Südwestumfahrung von Olching bauen. Da dafür noch Grundstücke fehlen, sollen den Landwirten nun Flächen des Gutes Roggenstein zum Tausch angeboten werden

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Straßenbauer sind fest entschlossen, mit den Bauarbeiten für die Olchinger Südwestumfahrung noch im kommenden Jahr beginnen zu können. Fast alles spricht für dieses Vorhaben. Es ist Baurecht geschaffen worden, die Planung liegt im Detail vor, die Firmen stünden bereit. Doch noch fehlt dem Staatlichen Bauamt Freising der Grund und Boden, auf dem es die Entlastungsstraße für die Stadt asphaltieren will. Das hat der neue Chef der früher als Straßenbauamt bekannten Behörde, Stefan Meier, am Mittwoch Landrat Thomas Karmasin mitgeteilt.

Nach dem Gespräch im Landratsamt gab sich Meier bei einer Pressekonferenz aber zuversichtlich, dass die Grundstücksverhandlungen in Olching so rechtzeitig abgeschlossen werden, dass die Baumaschinen im Herbst 2017 anrücken können. "Es sind Vollerwerbslandwirte, die wollen nicht verkaufen", sagte Alex Eder, der sich um die Straßenbauprojekte im Landkreis kümmert. Die Bauern seien an einem Landtausch interessiert, und um tauschen zu können, wird Eder zufolge die Technische Universität München landwirtschaftliche Flächen ihres Versuchsgutes Roggenstein zur Verfügung stellen. "Es sind relativ viele Flächen."

Ortseingang Olching

Die Verkehrsbelastung auf der Durchgangsstraße in Olching soll durch eine Umfahrung im Südwesten der Stadt verringert werden.

(Foto: Günther Reger)

Eder machte deutlich, dass der Flächenbedarf für den Straßenbau deutlich größer sei, als nur die zehn Meter Breite für die Umfahrung selbst. Es seien auch nicht alles ganze Grundstücke, die benötigt würden, manche Flächen würden auch durchschnitten, von anderen werde nur ein kleiner Teil überbaut. Noch völlig offen scheint zu sein, wie sich die Änderungen im Überschwemmungsgebiet des Starzelbaches auswirken und die Planung möglicherweise beeinträchtigen. In der bisherigen Diskussion über die Hochwassergefahr in Alling, Eichenau und Olching war immer davon die Rede, dass die Umgehung einen Riegel gegen den Starzelbach bilden und Hochwasserschutzmaßnahmen im Oberlauf zuwiderlaufen würde.

Im Gegensatz zur Olchinger Umfahrung, für die nach einem langen Rechtsstreit nun unanfechtbares Baurecht gilt, sind in Mammendorf, Hattenhofen und Altgegnenberg die Umfahrungen der Bundesstraße 2 bislang nur rote Striche auf Landkarten. Doch alle drei Projekte sind im Bundesverkehrswegeplan unter der Rubrik "Vordringlicher Bedarf" aufgenommen worden. Das heiße nicht, dass bald die Planungen anliefen oder gar gebaut würde, sagte Straßenbauchef Meier. Aber da der Plan des Bundes bis 2030 reiche, könne es sein, dass die eine oder andere Baumaßnahme in den kommenden Jahren verwirklicht werde. Dass aber zum Beispiel der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 471 von Olching bis Fürstenfeldbruck innerhalb von fünf Jahren angegangen werde, das hielt Alex Eder für unrealistisch. Deshalb werde auch heuer noch die Fahrbahn zwischen Esting und Geiselbullach erneuert. Die halte zwar zehn bis zwölf Jahre, wie Stefan Meier ergänzte, aber das heiße nicht, dass der Ausbau erst nach zehn Jahre erfolgen werde.

PK Straßenbauamt

Stefan Meier (links) und Alex Eder stellen im Landratsamt die Straßenbaupläne vor.

(Foto: Günther Reger)

Bereits im kommenden Jahr wollen die Straßenbauer die Lärmschutzwand an der Bundesstraße 471 in Schöngeising erneuern und an der Anschlussstelle Germering-Süd der Autobahn 96 eine Ampel aufstellen. An der Einmündung in die Staatsstraße 2544 von Planegg nach Germering kommt es regelmäßig zu Unfällen. Die will man mit der Ampel verhindern. Damit der Verkehrsfluss nicht ins Stocken gerät, soll die neue Ampel im Süden mit der bestehenden im Norden der Anschlussstelle koordiniert werden. Einen Unfallschwerpunkt beseitigen möchte man auch an der Bundesstraße 2 im Fürstenfeldbrucker Stadtteil Puch. Dort, an der Kaisersäule, hatte es unlängst aber Protest gegen die Pläne für einen Kreisverkehr gegeben. Laut Alex Eder ist das Bauamt dabei, den Kreisel etwas zu verschieben. Dadurch könnten aber neue Probleme mit Grundstücksbesitzern ausgelöst werden, "aber irgendwo muss er ja hin".

Im kommenden Jahr könnte, wenn die Verhandlungen mit der Stadt München positiv verlaufen, auch die Lochhausener Straße zwischen Gröbenzell und Lochhausen erneuert werden. Dafür muss zunächst eine Baustellenumfahrung gebaut werden. Die Straße sei in einem "schlechten Erhaltungszustand" und mit fünfeinhalb Metern zu schmal für die hohe Verkehrsbelastung von 20 000 Fahrzeugen pro Tag.

Kaum mehr belastbar ist auch die Amperbrücke in Fürstenfeldbruck, für die es nach den Worten Eders einen angemessenen und gestalteten Ersatzbau geben müsse. Das zweieinhalb Millionen teure Vorhaben solle aber "keine 08/15-Autobahnüberführung" werden, sagte Behördenleiter Meier. Er muss sich dem Druck des Bundes beugen, der ein "nicht tonnagebeschränktes Bauwerk" als Flussübergang haben wolle.

Dass die Innenstadt von Fürstenfeldbruck je vom Durchgangsverkehr entlastet werden könnte, daran haben die Straßenbauer ihre Zweifel. Auf die Deichenstegtrasse angesprochen, sagte der neue Straßenbauchef, dass er sie wohl kenne. Sein Urteil zu dieser Umfahrungsvariante: "Da ist eine Tür zugegangen."

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