Straßenbau:Schwellen werden eingeebnet

Straßen-Schwellen Puchheim

Tempobremse: Die Schwellen in der Straße Am Müllstetter Graben in Puchheim werden verschwinden.

(Foto: Günhther Reger)

Früher setzten Städte und Gemeinden auf Barrieren in verschiedensten Ausführungen, um Raser zu bremsen. Nun werden sie auch in einer Puchheimer Nebenstraße demontiert - Anwohner und Fahrradfahrer begrüßen das

Von Peter Bierl, Puchheim

Die "schlafenden Polizisten" waren nie sonderlich beliebt. Bei Autofahrern sowieso nicht und Anwohner hatten meist ambivalente Gefühle beim Anblick der so betitelten Schwellen auf den Straßen vor ihrer Haustüre. Jetzt will der Puchheimer Stadtrat solche Tempo-Bremsen in einer Nebenstraße wieder abbauen, damit die Radfahrer nicht behindert werden. Stattdessen sollen am Mühlstetter Graben Pflastersteine verlegt werden. Ein Gutachter hatte das als beste Lösung empfohlen.

Die Stadt hat ein Radverkehrskonzept entwickeln lassen, als Konsequenz aus einer allgemeinen Verkehrsuntersuchung, deren Fazit lautete, dass der Autoverkehr nicht weiter anwachsen darf. Zwar sind schon überdurchschnittlich viele Puchheimer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und auch die S-Bahnfahrerquote ist enorm. Dennoch werden zu viele kurze Strecken mit dem Auto zurückgelegt. Das Ziel ist deshalb, mehr Menschen zu animieren, auf das Fahrrad umzusteigen.

Zu dem Radverkehrskonzept haben die einzelnen Fraktionen nun viele detaillierte Änderungsvorschläge eingebracht. So sollen Verbindungen wie die Bürgermeister-Ertl-Straße oder die alte Bahnhofstraße, die das Altdorf mit dem neuen Zentrum verbindet, als Fahrradstraßen ausgewiesen werden. An der Augsburger Straße, der Lager- und Lochhauser Straße sollen Fahrradstreifen abmarkiert werden. Außerdem befasste sich der Planungs- und Umweltausschuss am Dienstag mit zwei konkreten Projekten.

Unkompliziert ist der Vorschlag, entlang der Roggensteiner Straße einen neuen Radweg zu bauen, möglichst zusammen den Nachbarn in Eichenau, so dass eine Verbindung zwischen beiden Kommunen nördlich der S-Bahn entsteht. Auf Puchheimer Flur hat die Stadt dafür bereits einen vier Meter breiten Streifen erworben. Für eine ausgedehnte Debatte sorgte hingegen der ins Auge gefasste Rückbau der Schwellen am Mühlstetter Graben. Die Anliegerstraße verläuft über etwa 600 Meter entlang des namengebenden Grabens durch ein Wohngebiet. Im südwestlichen Abschnitt sind vor etwa drei Jahrzehnten Schwellen eingebaut worden, um das Tempo zu reduzieren. Dort ist Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben.

Ein unerwünschter Nebeneffekt ist, dass es auch Radler trifft, weshalb die Stadtverwaltung ein Planungsbüro beauftragt hat, Vorschläge für einen Umbau oder eine Beseitigung der Schwellen zu erarbeiten. Der Ingenieur hat vorgeschlagen, die etwa acht bis zehn Zentimeter hohen Rampen abzubauen und durch Pflasterflächen aus Granit zu ersetzen. Am Anfang und am Ende des Abschnitts sollte erstmals Pflaster verlegt werden zur optischen Verdeutlichung der verkehrsberuhigten Zone. Allerdings gab es aus dem Gremium noch zwei andere Vorschläge.

Verkehrsreferent Hans-Georg Stricker (CSU) möchte gar kein Pflaster mehr haben, wegen Lärmbelastung und weil Kinder mit Rädern und Senioren mit Rollatoren Probleme hätten. Stattdessen sollten Kreuzungen und Einmündungen farblich gekennzeichnet werden, nur noch die Zufahrten sollten gepflastert werden. Dagegen verteidigte der Stadtentwicklungsreferent Reinhold Koch (UBP) Pflaster und Schwellen. "Wenn wir auf Niveau Null gehen, wird wieder schneller gefahren", warnte er. Koch forderte stattdessen, die Schwellen durch Radlerfurten zu unterbrechen. Man könnte die Rampen in der Mitte stehen lassen und an den Seiten jeweils einen Streifen von einem Meter Breite als Radlerfurt anlegen, erklärte der Ingenieur. Weniger Begeisterung zeigte der Bürgermeister. Der Winterdienst könnte bei solchen unterbrochenen Schwellen kaum schneeräumen, wandte Norbert Seidl (SPD) ein.

Der Abbau der Rampen wurde schließlich mit acht gegen vier Stimmen beschlossen. Das Ingenieurbüro erhielt den Auftrag, die Planung für den Umbau fortzusetzen. Wie teuer der am Ende wird, ist deshalb offen, auch den Preis für die Dienste des Planungsbüros konnte das Bauamt der Stadt nicht nennen. Das Honorar werde aus dem großen Topf für den laufenden Straßenunterhalt bezahlt, lautete die Auskunft.

In Puchheim sollten ungeliebte Schwellen bereits Mitte der Neunzigerjahre wieder demontiert werden, weil sich Autofahrer am Holpern störten, Anwohner über Lärm klagten und die meisten Fahrer sich angeblich ohnehin an Tempolimits hielten. Nach der Jahrtausendwende wurden die "schlafenden Polizisten" bereits in weiteren Straßen entfernt.

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