Statt Wohncontainern:Die ersten Fertighäuser für Flüchtlinge

Oberschweinbach ist der Vorreiter. Neben dem Seniorenheim entstehen zwei Modul-Holzbauten mit 48 Wohnplätzen

Von Gerhard Eisenkolb, Oberschweinbach

Beim Seniorenheim im ehemaligen Kloster Spielberg wird die erste Flüchtlingsunterkunft des Landkreises in Fertigbauweise errichtet. Obwohl die Kosten für die zwei Modul-Holzhäuser mit jeweils 24 Wohnplätzen um etwa dreißig Prozent über denen von Wohn-Fertigcontainern liegen, haben Landratsamt und Regierung von Oberbayern dem Vorhaben zugestimmt. Der Regierung sei es nicht leicht gefallen, diesen Sonderweg zu gehen, sagt Bürgermeister Norbert Riepl. Errichtet und finanziert werden die beiden Häuser von einer Zweckgesellschaft. An dieser sind die gemeinnützige GmbH Asylhilfe Bayern und der Hersteller, eine Firma aus dem Bodenseeraum, finanziell und personell beteiligt. Für die Gemeinde entstehen keine Kosten. Landratsamt und Regierung mieten die Häuser für zehn Jahren an, dann gehen diese in den Besitz der Gemeinde über, ohne dass die Oberschweinbacher dafür etwas bezahlen müssen.

Ganz im Gegenteil. Rathauschef Riepl rechnet nach dem Ablauf der Pachtzeit sogar noch mit einem Überschuss. Er beruft sich dabei auf die Kalkulation der Zweckgesellschaft. Nach dieser soll das Objekt nach acht bis zehn Jahren abbezahlt sein. Den Überschuss will die Gemeinde für die dann anstehenden Renovierungsmaßnahmen verwenden. Der Charme der Fertighäuser, die bis zum Spätsommer bezogen werden sollen, liegt darin, dass sie im Unterschied zu Wohn-Containern dreißig Jahre oder länger genutzt werden können. Nach dem Auszug der Flüchtlinge will die Gemeinde Oberschweinbach das Behelfsquartier für Asylbewerber in Sozialwohnungen umwandeln. Angesichts der Wohnungsnot in Oberbayern sei der Bedarf da, sagt Riepl. Vermietet werden sollen die Wohnungen entweder an das Pflegepersonal des Seniorenheims, für das permanent Wohnungen zu einem erschwinglichen Mietzins gesucht werden. Der Bürgermeister kann sich aber auch vorstellen, dass dort Studentenwohngemeinschaften einziehen. Spielberg liegt in der Nähe des S-Bahnhofs Mammendorf, an dem auch Regionalzüge halten, mit denen die Fahrt zum Hauptbahnhof in München nur 18 Minuten dauert.

Laut Riepl wurde mit dem Landratsamt vereinbart, dass die Gemeinde für ihr Grundstück die ortsübliche Pacht erhält. Offen ist noch, wofür die Pacht verwendet wird. Beansprucht die Gemeinde das Geld für sich, mindert das den späteren Überschuss. Da die Holzhäuser kein Sattel-, sondern nur ein Flachdach haben und sich daher nur unwesentlich von Containern unterscheiden, findet der Rathauschef die Fertighäuser nicht besonders schön. Trotzdem haben die Oberschweinbacher eine Vorreiterrolle für andre Gemeinden im Landkreis und in Oberbayern. Interessenten gibt es laut Riepl bereits einige. In Schwaben wurden bereits mehrere Flüchtlingsquartiere nach dem gleichen Modell finanziert und gebaut.

Eine Landratsamtssprecherin bestätigte am Dienstag die Darstellung des Bürgermeisters. Demnach baut ein Bauträger, nämlich die Zweckgesellschaft, die beiden Häuser für die Gemeinde, die diese wiederum an das Landratsamt vermietet. Die Regierung von Oberbayern erstattet dem Landkreis dann die Kosten. Die Bereitschaft, nun anstelle von Containern auch Modulhäuser in Holzbauweise zu akzeptieren, wird damit begründet, dass der Preisunterschied zwischen solchen Fertighäusern und Wohncontainern aufgrund der großen Nachfrage nach letzteren gesunken sei. Und es wird darauf verwiesen, dass letztlich nicht das Landratsamt entscheide, das hier als staatliche Behörde tätig werde, sondern die Regierung von Oberbayern. Deshalb orientiert sich das Landratsamt an dem, was die Regierung bereit ist, an Kosten zu erstatten. Letztlich handelt der Landkreis bei der Anmietung von Flüchtlingsunterkünften nur als ausführendes Organ.

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