Starkbierfest:Im Kasperltheater

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Krüglredner Wolfgang Ober liest beim Starkbierfest in der Marthabräuhalle den Brucker Politikern mal wieder ordentlich die Leviten

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Der Ritterbock der König Ludwig Schlossbrauerei rinnt wieder. Mit einem kräftigen und einem leichten Schlag hat der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Klaus Pleil am Samstag in der Marthabräuhalle das erste Fass Starkbier angestochen, bevor er zum zweiten Anstich nach Fürstenfeld enteilte. Pressesprecher Stefan König und seinen Tochter Kathrin, die durch das Programm führten, konnten eine Vielzahl von Honoratioren aus Politik und Gesellschaft begrüßen, darunter die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt, und den SPD-Landtagsabgeordneten Herbert Kränzlein. Zum Zuprosten spielte der Holzkirchner Musikzug auf. 9,5 Prozent Alkoholgehalt habe das Fastengetränk, verriet Geschäftsführer Oliver Lentz. Prinz Luitpold von Bayern ist überzeugt, dass es ein Genuss sei, und dass man das Starkbier "für des bisserl, was man isst", auch trinken könne. Er sei in fremden Ländern missionarisch unterwegs, um den Menschen das köstliche Kaltenberger Bier zu bringen, weil "erst wenn ein gutes Bier da ist, siedeln sich bayerische Unternehmen an. Wir sind quasi die Pfadfinder für bayerische Betriebe", befand der Prinz. Für den Krüglredner, Oberbraumeister Wolfgang Ober, sind die vielen Auftritte des Prinzen im Ausland jedoch der Versuch, über Myanmar, Namibia und Moskau doch noch auf das Oktoberfest in München zu kommen.

Der Prinz nahm es gelassen, auch dass Ober die CSU als legitimen Nachfolger der Wittelsbacher bezeichnete, wegen ihres Machtanspruchs. Bevor er sich auf die Politiker einschoss, monierte der Redner, dass es heuer an ein und demselben Tag zwei Starkbierfeste in Fürstenfeldbruck gibt. "Da hättet ihr schon auch mal nachfragen können", rüffelte er die Verantwortlichen der Brauerei. Der Kabarettist Dieter Krebs alias Edmund Stoiber und "Horst Seevogel" stellten später dazu klar, dass sich die rund 400 Gäste sicher auf dem schönsten Starkbierfest befänden und auch das bessere Bier genießen könnten als die anderen. Ober vermisste die Grünen. Die seien geschlossen nach Fürstenfeld gegangen, angeblich weil sie so eine kleine Gruppe wären und sich daher nicht teilen könnten.

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(Foto: Johannes Simon)

"Da rührt sich was": Krüglredner Wolfgang Ober beim Starbierfest in der Marthabräuhalle in Fürstenfeldbruck.

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(Foto: Johannes Simon)

Erst arbeiten, dann reden: Wolfgang Ober rollt ein Fass Ritterbock der König Ludwig Schlossbrauerei herein.

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(Foto: Johannes Simon)

Dass dieses Starkbier ein Genuss sei, versichert Prinz Luitpold von Bayern.

Dem Vorsitzenden der Brucker CSU, Andreas Lohde, rief Ober in Erinnerung, dass er nicht zum Bürgermeister gewählt worden sei, "sondern da Schuasta is worn", und Axel Lämmle (SPD) gestand er als große Leistung zu, die E-Zigaretten in die Stadtratssitzungen gebracht zu haben. Den Redner beschäftigte auch der Denkmalschutz und was OB Pleil so alles anpackt: den Umzug der Stadtwerke, die Sanierung der Brücke, die Verlegung der B2, die Rettung des Lichtspielhauses. "Da rührt sich was", so Ober, das einzige was sich aber wirklich gerührt habe, sei der Schreibtisch des Bürgermeisters, weil dieser nach Feng Shui habe ausgerichtet werden müssen. Ein Marionettentheater brauche Bruck nicht, meinte Ober, "es gibt doch jede Woche kostenloses Kasperltheater in den Stadtratssitzungen". Überdies lästerte er darüber, dass bei der Schließung des Unteroffizierheimes auf dem Fliegerhorst das Porzellangeschirr zu einem Scherbenhaufen geworden sei, an dem die Asylanten jetzt mit Papptellern vorbeigehen. "Die werden denken, die Deutschen haben Geld", meinte Ober. Dass der Radweg von Schöngeising bis Mauern wegen Kröten nicht gebaut wird, zeigte dem Redner, dass es "für die Psychiatrie in Bruck höchste Zeit" wurde.

Die Integration von Ausländern stellte das Brucker Brettl in den Mittelpunkt einer "S-Bahnfahrt Richtung Bruck". Eine Pilgerin nach Puch, "wegen der das Windradl nicht gebaut wird", ein urbayerisches Pärchen und einige Fahrgäste kommen schnell zu dem Schluss, dass "er vom Norden" eher integriert werden müsse als ein Dunkelhäutiger, der sich schließlich als echter Bayer aus Türkenfeld zu erkennen gebe. Als die S-Bahn mal wieder auf der Strecke stehen bleibt, kommt der KSBWS (Kaltenberger S-Bahn-Bier-Service) mit dem Ritterbock zum Einsatz und bald erklingt "Bayern, des san mir".

© SZ vom 02.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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