Standortbestimmung:Neue Schwerpunkte

Container Eichenau

Die Unterkunft am Lindenplatz ist die zweite in Eichenau, auch um deren Bewohner kümmern sich die Asylhelfer.

(Foto: Günther Reger)

Der Asylhelferkreis Eichenau orientiert sich um und engagiert sich stärker politisch

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Personell und finanziell ist der Asylhelferkreis Eichenau auch im dritten Jahr seines Bestehens gut ausgestattet. Mehr als 70 ehrenamtliche Helfer sowie 213 Interessenten und Unterstützer zählt der Verein. In zehn Arbeitskreisen wird jeweils spezielle Hilfe angeboten, von der Unterstützung bei Behördengängen über den Deutschunterricht bis hin zu Gerichtsverfahren. Bei der Jahresversammlung vor wenigen Tagen hat Vorstandssprecher Hans Sautmann erklärt, dass der Verein weiterhin praktische Hilfe zur Selbsthilfe leisten werde, er aber auch stärker politische Aktivitäten entfalte. Jüngstes Beispiel: die Demonstration vor dem Landratsamt und die dortige Diskussion mit Landrat Thomas Karmasin über die Arbeitsverbote für Asylbewerber.

Die Eichenauer Asylhelfer können nicht akzeptieren, dass Flüchtlinge, vor allem aus den afrikanischen Staaten, keine weitere Verlängerung ihrer Arbeitserlaubnisse bekommen. 91 der 115 vom Helferkreis betreuten Asylbewerber in den Unterkünften am Schreberweg im Süden und am Lindenplatz im Norden der Gemeinde kommen aus Eritrea, Somalia, Nigeria, Uganda, Sierra Leone und Botswana. Die Übrigen sind aus arabischen Ländern. Die Arbeitsverbote wie auch die zunehmende Zahl von abgelehnten Asylanträgen fordere den Helfern "große emotionale und politische Anstrengungen ab", formuliert Sautmann.

In einer Art Standortbestimmung haben sich die Helfer deshalb unlängst mit den sich verändernden Zielen und Aufgaben befasst und sind Sautmanns Bericht zufolge zu dem Schluss gekommen, dass der Schwerpunkt nun nicht mehr in der Erstorientierung und der Basisunterstützung der Flüchtlinge liegen kann, sondern sich in die Bereiche Ausbildung und Arbeit, Wohnungssuche und Erleichterung des Lebens in den Gemeinschaftsunterkünften verschiebt. Froh sei man deshalb über die Unterstützung zweier hauptamtlicher Objektbetreuer für die Unterkünfte, die das Landratsamt stellt, sowie die beiden Asylsozialarbeiterinnen, die bei der Caritas in Teilzeit angestellt sind. Sautmann: "Das trägt deutlich zur Entlastung unserer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer."

Ohne Nachfolger bleiben hingegen die beiden Mitglieder des Bundesfreiwilligendienstes, die bei der Arbeiterwohlfahrt tätig waren. Ein "Bufdi" blieb die Maximalzeit von 18 Monaten, der zweite immerhin neun Monate, dann wurde sein Verfahren positiv beschieden. Da die "Gesamtbetreuung gut" sei, so Hans Sautmann, werde das eigens für die Asylhilfe aufgelegte Projekt in Eichenau nicht fortgeführt.

Die ehrenamtliche Arbeit des Helferkreises statten die Eichenauer ordentlich aus. Wilhelm Frenz, der sich um die Finanzen des Vereins kümmert, nannte die Summe von 14 000 Euro für das Jahr 2016 ein "enormes Spendenaufkommen". Zusammen mit dem Gemeindezuschuss in Höhe von 10 000 Euro standen dem Verein fast 30 000 Euro zur Verfügung. Ausgegeben wurden etwa 21 000 Euro. Knapp 3000 davon, mit denen MVV-Fahrscheine für Fahrten nach München zum Deutschunterricht ausgelegt wurden, werden laut Frenz womöglich nicht zurückbezahlt. Denn die erstattende Behörde verlange anders als im dritten Quartal 2016 nicht mehr nur die Quittungen der Fahrscheine, sondern für das vierte Quartal die Original-Fahrscheine. Die aber gebe es wohl nicht mehr, die Quittungen aber schon. Hans Sautmann veranlasst das zur Bemerkung, dass die Flüchtlinge gezwungen seien, nach München zu fahren, weil es im Landkreis nicht genügend Deutschkurse gebe und der Landkreis kein Sozialticket ausgebe, wie es in anderen Kreisen und in München üblich sei.

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