Stadtratswahl:Buntes Bruck

Die CSU bleibt in der Kreisstadt zwar stärkste Fraktion, wird auf der Suche nach Mehrheiten aber häufiger Zugeständnisse machen müssen. Großer Gewinner ist die BBV, auch ÖDP und Piraten ziehen in den Stadtrat ein.

Von Stefan Salger

In der Kreisstadt bricht ein neues Zeitalter an. Denn bei der Stadtratswahl sind die Karten neu gemischt worden. CSU, SPD, FDP und Freie Wähler mussten Federn lassen, großer Profiteur ist die Brucker Bürgervereinigung (BBV). Beim Staunen könnte man Gefahr laufen, zwei weitere Gewinner zu übersehen. Denn ÖDP und Piraten haben jeweils einen Sitz errungen und ziehen als siebte und achte Partei oder Gruppierung in das 40-köpfige Gremium ein. Der Stadtrat hat also nicht nur klare Mehrheiten eingebüßt, er wird zudem deutlich bunter.

Bruck: Kommunalwahl / Rathaus / Buergermeister

Fingerzeig: Brucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer (links) im Gespräch mit Andreas Lohde (beide CSU), der sein Nachfolger werden möchte.

(Foto: Johannes Simon)

Einziger Wermutstropfen: Viele Wähler sind zu Hause geblieben. 26 765 Wahlberechtigte waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Doch lediglich 12 931 machten von diesem Recht Gebrauch. Die Wahlbeteiligung von 48, 31 Prozent lag etwa vier Prozentpunkte unter dem Wert von 2008 und entspricht dem landesweiten Trend.

Die kommenden sechs Jahre werden in jedem Fall spannend - egal, ob sich bei der OB-Stichwahl nun Andreas Lohde von der CSU (38,26 Prozent) oder Klaus Pleil von der BBV (29,89 Prozent) durchsetzt. Denn bislang hatte sich die CSU-Fraktion meist auf die Freien Wähler verlassen können, um strittige Entscheidungen durchzusetzen. Oder auch auf die SPD, wie im Fall der Bebauung von Viehmarktplatz oder dem Stadtwerkeareal an der Cerveteristraße.

Nun aber schrumpft die Freie-Wähler-Fraktion auf zwei Sitze. Und besteht auch noch zur Hälfte aus Georg Stockinger, der den CSU-Stadträten wegen seiner juristischen Kämpfe gegen die Stadt rund um seine damalige Kiesgrube in eher schlechter Erinnerung ist. Und in der SPD macht sich die Erkenntnis breit, dass es beim Wähler gar nicht gut angekommen ist, sich bei den Bürgerentscheiden auf die Seite der CSU zu schlagen.

Nach 18 Jahren Kellerer habe Wechselstimmung geherrscht, so SPD-Chef Mirko Pötzsch am Montag. Viele Wähler hätten sich lieber gleich für die BBV entschieden, die sich immer wieder an der CSU gerieben hatte. Pötzsch selbst schaffte es nicht mehr in den Stadtrat. Nach sechs Jahren als Verkehrsreferent ein "enttäuschendes Ergebnis", das er nicht schönreden wolle.

Wie also werden sich künftig Mehrheiten finden lassen? "Es wird noch schwieriger als bisher", da ist sich CSU-Chef Hans Schilling sicher. Nun freilich müsse die BBV beweisen, dass sie auch gestalten statt nur blockieren könne. Mitarbeiten will künftig auch Andreas Ströhle, 35, von der Piratenpartei. Auch wenn er durchblicken lässt, dass er sich eher zur BBV hingezogen fühlt als zur CSU.

Um nicht als Einzelkämpfer zu versauern, will Ströhle mit ÖDP und FDP über die Bildung einer Ausschussgemeinschaft sprechen. Nach vielen harten Wahlkampfwochen ist seine Stimmung jedenfalls "sehr gut" und der Gewinn eines Mandats für die Piraten "richtig cool".

Eine Meinung, die mancher Aufsteiger auf den Listen der Parteien und Gruppierungen teilen dürfte. Zu den Gewinnern zählt Gabriele Fröhlich, die von den Freien Wählern auf die SPD-Liste wechselte und dort von Platz zwölf auf den erfolgreichen Platz fünf vorgehäufelt wurde. Der Mediziner Robert Aldini schaffte es sogar von elf auf drei, während die auf den Plätzen zwei bis vier gelisteten Claudia Calabro, Pötzsch und Svenja Bille den Einzug in den Stadtrat verpassten.

Bei der CSU wurde Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer einmal mehr vorgehäufelt - von Platz 16 auf Platz drei. Sepp Kellerers Sohn Martin schaffte es von Platz 20 auf neun, während der auf drei gesetzte Fraktionssprecher Herwig Bahner auf Rang elf durchgereicht wurde.

Bei der BBV hatte sich Jens Streifeneder auf Platz 21 setzen lassen, um die aktive Zeit als Stadtrat eher ausklingen zu lassen. Der Wähler machte ihm einen Strich durch die Rechnung und verpflichtet ihn mit Platz acht zum Weitermachen. Rückkehrer Klaus Quinten wurde auf Rang drei vorgewählt, während der auf acht gesetzte BBV-Chef Erich Löfflath (Rang 16) scheiterte. Fraktionschef Hardy Baumann freut sich über einen beflügelnden und "krachenden Erfolg" der BBV, die ihre Sitze mehr als verdoppelt hat. Schon im Wahlkampf habe es viel positives Feedback gegeben.

Nicht mehr dem Stadtrat angehören werden die Mediziner Werner Kainzinger und Andreas Kurz von der FDP. Lediglich der OB-Kandidat der Liberalen, Klaus Wollenberg, konnte sein Mandat mit einem guten Ergebnis verteidigen. Und bei den Grünen verpasste der frisch nachgerückte Thomas Brückner knapp den Wiedereinzug.

Gewählt wurden: CSU Andreas Lohde, Hans Schilling, Franz Höfelsauer, Markus Droth, Birgitta Klemenz, Rolf Eissele, Michael Piscitelli, Erich Raff, Martin Kellerer, Beate Hollenbach, Herwig Bahner, Simone Koch, Georg Jakobs, Albert Bosch (erster Nachrücker Karlheinz Stoklossa); BBV Klaus Pleil, Klaus Quinten, Hardy Baumann, Tommy Beer, Karl Danke, Irene Weinberg, Florian Weber, Jens Streifeneder, Hermine Kusch, Willi Dräxler, Christian Götz (erster Nachrücker Dieter Pleil); SPD Axel Lämmle, Ulrich Schmetz, Robert Aldini, Philipp Heimerl, Gabriele Fröhlich, Walter Schwarz; Grüne Karin Geißler, Christian Stangl, Alexa Zierl, Jan Halbauer; Freie Wähler Franz Neuhierl, Georg Stockinger; FDP Klaus Wollenberg; ÖDP Dieter Kreis; Piraten Andreas Ströhle.

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