Spitzenkandidatin der CSU:Gerda-Festspiele in Gernlinden

Bei der Nominierung von Gerda Hasselfeldt für den Bundestag überbieten sich die Delegierten in Lobhudeleien. Die CSU-Landesgruppenchefin ist sichtlich gerührt

Gerhard Eisenkolb

- Eigentlich ist die Nominierung von Gerda Hasselfeldt zur CSU-Direktkandidatin für den Bundestagswahlkreis Fürstenfeldbruck und Dachau am Montagabend eine Formalie, die die Beteiligten im Schnellverfahren hinter sich bringen könnten. Das bekennt auch die Kandidatin, als sie anmerkt: "Die Versammlung wird wohl nicht allzu spektakulär werden." Dazu passt die Bemerkung eines Fürstenfeldbrucker Delegierten: "Es wird ja auch nicht so schwierig, wahrscheinlich." Da nur noch offen ist, ob die Landesgruppenchefin der CSU in Berlin alle Stimmen bekommt oder ob es doch einige Abweichler gibt, wird der Abend zu einer Feier für die 62-jährige Berliner Spitzenpolitikerin, bei der die Rollen klar verteilt sind.

Die 155 Delegierten im Bürgerzentrum in Gernlinden beschränken sich darauf, ihrem "Idealbild einer Abgeordneten", so der Dachauer Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath, immer wieder frenetisch zu applaudieren. Wer außer der einzigen Kandidatin das Wort ergreift, tut dies nur, um Hasselfeldt überschwänglich zu loben. Die Kandidatin selbst beansprucht für die Zusammenarbeit der beiden Kreisverbände im Wahlkreis immer wieder das Bild der "CSU-Familie". Es ist ein emotionaler Abend, an dessen Ende die Familienmitglieder aus Bruck und Dachau die Erwartungen ihrer politischen Mutter nicht enttäuschen. Hasselfeldt fährt bei ihrer siebten Nominierung ihr bestes Ergebnis seit 22 Jahren ein. Mit den Worten "habemus candidatam" verkündet der Wahlleiter, Landtagsvizepräsidenten Reinhold Bocklet, für die Mathematiker im Saal, dass 99,35 Prozent der Delegierten für die Bewerberin votierten. Bei einer ungültigen Stimme erhält Hasselfeldt nur eine einzige Gegenstimme, 153 unterstützen sie.

Dieses stehend mit minutenlangem Beifall gewürdigte Votum ist auch ein Bonus für die von Horst Seehofer vor zweieinhalb Wochen zur CSU-Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl ausgerufenen "Wahlkampflokomotive" Hasselfeldt. Die Bitten von Landrat Thomas Karmasin und Seidenath werden erhört. Karmasin fordert die Stimmberechtigten dazu auf, "ihre Zustimmung und Begeisterung" für Hasselfeldt zum Ausdruck zu bringen. Seidenath appelliert an die Versammlung, "Gerda einen überzeugenden Rückenwind für ihre Aufgabe mitzugeben". Die Gewählte wird es laut Karmasin rechtfertigen. Hasselfeldt verbindet mit der Nominierung ein "Zeichen der Geschlossenheit und der hohen Motivation der Parteibasis". Die Gefeierte sagt nach der Wahl dankbar und sichtlich gerührt, "es ist schön von vielen Männern und Frauen unterstützt zu werden".

Mit Sätzen wie "Deutschland geht es gut, Bayern geht es besser" begeistert die Landesgruppenchefin in ihrer politischen Rede die Zuhörer. Sie hat ihr Publikum im Griff. Immer wenn sie auf Themen zu sprechen kommt, die auch im konservativen Lager umstritten sind, wird ihre Stimme lauter und sie demonstriert mit energischen Bewegungen der geballten rechten Faust besondere Entschlossenheit. Beispielsweise bei der Frage des Betreuungsgeldes. Dieses werde kommen, beteuert sie. Auch wenn es dazu in einer Koalition vieler Verhandlungen und Gespräche bedürfe. Schließlich sei der Staat nicht dazu da zu bewerten, wie Eltern ihre Kinder erziehen. Als sie die Eurokrise anspricht, verweist sie darauf, dass Griechenland gegen das Votum und Bedenken der CSU in den Euroraum aufgenommen worden sei. Den Krisenländern sichert sie die Solidarität Deutschlands zu. Sie sagt: "Wir sind solidarisch, weil es in unserem ureigenen Interesse liegt." Die Solidarität habe jedoch dort ihre Grenzen, wo die eigene Kraft gefährdet sei. Es müsse Haftungsobergrenzen und Kontrollen geben. An ihre Anhänger appelliert sie, trotz einer guten Ausgangslage bescheiden zu bleiben und um jede Stimme zu kämpfen. Als einzige Politikerin lobt Hasselfeldt die Bundeskanzlerin, Angela Merkel genieße ein hohes Ansehen und vertraue auf die Politik der CSU.

Die ständigen Konflikte zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und der Bundeskanzlerin werden nicht erwähnt. Hasselfeldt lässt offen, ob und wie sie gegebenenfalls ausgleicht und vermittelt. Sie erwähnt nur, dass sie einen doppelten Spagat zu bewältigen habe. Einerseits den zwischen dem Wahlkreis und Berlin und andererseits den zwischen Berlin und München. Als sie auf ihre größere Verantwortung als Landesgruppenchefin zu sprechen kommt, meint sie, das habe vielleicht dazu beigetragen, dass sie in Berlin nun die Belange der beiden Landkreise mit einem größeren Einfluss vertreten könne. An die Rolle der Landesgruppenchefin in Berlin knüpft Bocklet an, als er auf deren dortige Erfolge verweist. Gerda Hasselfeldt sei es gelungen, "mit einer unheimlichen Sachlichkeit und Freundlichkeit die Konflikte unter Kontrolle zu bringen". Deshalb stehe die CSU auch so gut da.

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