Solidaritätsaktion:Anonymes Schenken

Dank der Wunschbäume erhalten in Fürstenfeldbruck und in Gröbenzell Bedürftige manche Kleinigkeit, die sie sich sonst nicht leisten könnten

Von Katharina Proksch

Wünsch dir was!" heißt es alljährlich vor Weihnachten, doch nicht für jeden können alle Wünsche in Erfüllung gehen, sind sie auch noch so klein und bescheiden. Aus diesem Grund sammelten die Fürstenfelder Caritas zusammen mit der Hans-Kiener-Stiftung und in Gröbenzell die Gemeinde mit dem Verein "Selbstständige in Gröbenzell" (SIG) im Rahmen der Wunschbaumaktionen Wünsche von hilfebedürftigen Mitbürgern. Andere Bürger hatten in der Vorweihnachtszeit die Gelegenheit, sich einen dieser Wünsche auszusuchen und diesen zu erfüllen. Anonym wurden die Geschenke wenige Tage vor Weihnachten verteilt.

Im Spätherbst begannen die Mitarbeiter der Caritas innerhalb ihrer verschiedenen Hilfs- und Unterstützungsangebote, die nötigen und passenden Geschenke für ihre Klienten zu finden. Diese Wunschliste, zusammengetragen von Ursula Diewald-Rodriguez von der Caritas, wurde anonymisiert an die Hans-Kiener-Stiftung weitergereicht. Es wurden nur einige Stichpunkte zu den Klienten angegeben wie Alter, Geschlecht und welcher Umstand sie oder ihn bedürftig macht. Martina Fink sortierte dann mit Unterstützung ihrer Kollegen von der Kiener-Stiftung die Wünsche nach Preisen, ordnete diesen Farben zu und druckte die Wünsche mit ihren bekannten Angaben auf kleine Schilder. Orange symbolisiert Geschenke im Wert von circa 25 bis 30 Euro, Gelb fasst alle Wünsche im Rahmen von etwa 20 Euro zusammen, mit Grün wurden Wünsche im Wert von etwa 40 Euro gekennzeichnet und Blau zeigt Wünsche im Wert von 50 Euro auf. Diese bunten Kärtchen hingen seit 24. November an Weihnachtsbäumen. Einer davon im Brucker Fenster der Caritas und einer auf dem Christkindlmarkt am Viehmarktplatz an der Hütte der Hans-Kiener-Stiftung. Hier konnten sich die Schenkenden einen entsprechenden Wunsch aussuchen, den sie erfüllen wollten.

Wunschbaum

Martina Fink zeigt die Wunschzettel in Fürstenfeldbruck.

(Foto: Günther Reger)

"Im Laufe der Aktion Wunschbaum wurden 362 Wünsche gestellt", fasste Fink zusammen. Die oben aufgeführten Beschreibungen sollten zum Identifikationsmoment führen. "Die Schenker sollen sich angesprochen fühlen", so Fink. Befragt man die Schenkenden, die bei der Wunschbaumaktion auch anonym bleiben, warum sie sich für diesen oder jenen Wunsch entschieden haben, zeigt sich, dass ihnen wichtig war zu wissen, an wen der konkrete Wunsch geht. Eine 32-jährige Fürstenfeldbruckerin beschenkte ein sechsjähriges Kind mit einer Winterjacke. "Ich sehe eine Winterjacke als Grundausstattung für ein Kind an. Dass man sich eine zu Weihnachten wünscht, finde ich erschreckend", so die Bruckerin. Eine 70-Jährige aus Fürstenfeldbruck unterstützt die Aktion, "weil man weiß, für was das Geld verwendet wird und keine Verwaltungsgebühren anfallen." Sie suchte sich gleich zwei Wünsche aus - eine Kaffeemaschine und süßes Kaffeegebäck - und macht damit eine Sozialhilfeempfängerin und einen psychisch Erkrankten glücklich.

Die Schenkenden hatten dann die Aufgabe, den Wunsch zu besorgen, festlich zu verpacken und mit der angegebenen Codenummer auf dem Wunschzettel zu beschriften. Bis zum 20. Dezember sollten sie das Päckchen im Brucker Fenster, auf dem Christkindlmarkt oder bei der Kiener-Stiftung wieder abgeben. Von ihren jeweiligen Betreuern bekamen die Bedürftigen ihre Geschenke noch vor Weihnachten. "Da wir wöchentlich eine Geschenkübergabe von der Kiener-Stiftung an die Caritas gemacht haben, wurden bereits laufend Geschenke an die Bedürftigen übergeben", so Fink. Alle 362 Wünsche fanden nach Angaben von Frau Fink einen Spender.

Olching: RATHAUS / Wunschbaum

Anita Huber zeigt die Geschenke in Gröbenzell.

(Foto: Johannes Simon)

In Gröbenzell war die Wunschbaumaktion ganz ähnlich organisiert. Bis zum 20. November wurden zum Beispiel vom Frauenhaus, Alten- und Pflegeheim und anderen Sozialstationen Bedürftige und ihre Wünsche der Gemeinde vorgeschlagen. Im Rathaus bei Georg Hörl meldeten sich auch einige. "Hier musste das Einkommen überprüft werden", so Hörl, Leiter der Sozialen Dienste, denn auch in Gröbenzell sollten nur Bedürftige beschenkt werden. Eine Liste mit 40 Wünschen jeweils im Wert von 50 Euro hing seit 24. November beim Oekumenischen Sozialdienst und im Rathaus zur Ansicht aus - ebenfalls mit charakteristischen, aber anonymen Angaben. Wollte man einen Wunsch erfüllen, so musste man sich bei Ingrid Streibel vom Verein SIG melden. Auf der Wunschliste standen laut Streibels Aussagen viele Gutscheine, zum Beispiel für Drogerie, Apotheke und Supermarkt, aber auch Spielsachen oder Gutscheine zum Pizzaessen. Spender seien einzelne Bürger oder Frauen, die zusammengelegt hätten, erzählt sie. Einige "Wiederholungstäter" seien auch darunter. Hübsch verpackt und codiert wurden die Päckchen bis zum 14. Dezember im Rathaus Gröbenzell abgegeben. Es seien sogar zwei mehr geworden, so Hörl.

Im Rathaus wurde dann eigens ein Raum weihnachtlich hergerichtet, wo die Geschenke in der Vorweihnachtswoche zwischen 18. und 21. Dezember abgeholt wurden. "Das Blumengeschäft von Ute Kunkel, die Gärtnerei Baumeister und die Gärtnerei Stephan Beck aus Gröbenzell spendierten noch 42 Weihnachtssterne als Geschenk", ergänzt Anita Huber, die Hörl assistiert. Die Gröbenzeller Wunschbaum-Aktion findet seit 2008 jährlich statt und soll auch weiter bestehen. In den zurück liegenden Jahren mit dem Bund der Selbstständigen, in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem SIG. Dass keine zusätzlichen Verwaltungskosten anfallen und die Spenden ohne Abgaben direkt beim Bedürftigen ankommen, mache das Projekt besonders wertvoll, so Huber.

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