Simulation im Brandcontainer:Brandgefährliche Übung

Feuerwehr Atemschutz

Unter Einsatzbedingungen üben Feuerwehrleute in einem Brandcontainer in Zweiergruppen vier Tage lang das Löschen von Feuern in geschlossenen Räumen mit schwerem Atemschutzgerät. Von einem Kontrollzentrum aus überwachen Ausbilder den Ablauf. Wenn es brenzlig wird, können sie jederzeit abbrechen.

(Foto: Günther Reger)

320 Feuerwehrhelfer erproben unter Einsatzbedingungen und Umgebungstemperaturen bis zu 500 Grad den Umgang mit Atemschutzgeräten. Eine überlebenswichtige Zusatzausbildung

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Ein Wasserstrahl trifft auf den brennenden Schrank. Die zwei Feuerwehrmänner, die in geduckter Haltung vor dem Schrank stehen, sind in dem dunklen Raum nur zu erahnen. Das Feuer brennt weiter, das Wasser prallt an den Schranktüren ab. Dann ein Knall - hinter den Männern lodern weitere Flammen auf, diesmal an der Tür, durch die sie gekommen sind. Ein paar hektische Rufe, hastige Bewegungen zum anderen Ende des Zimmers. Nun hält der Wasserstrahl auf das Feuer am Eingang, es wird kleiner - dann ertönt aus dem Nichts eine Stimme. "Gut, das reicht. Rückzug!"

Wie von Geisterhand verschwinden die Brände. Die Feuerwehrmänner nehmen den Schlauch und steigen die Stufen einer Wendeltreppe hinauf, klettern durch eine Luke und stehen wieder im Freien, auf dem Dach eines Containers. Ein wenig Rauch dringt noch aus den Ritzen der Türen, hinter denen bis vor wenigen Minuten Flammen mit bis zu 500 Grad gewütet haben. Die Feuerwehrleute klettern die Leiter hinunter, zurück zu den Wartenden. Ihr Ausbilder kommt auf sie zu, klopft ihnen auf die Schulter, wechselt ein paar Worte mit ihnen. Dann gehen sie in voller Montur und mit roten Gesichtern auf die Fürstenfeldbrucker Feuerwehrwache zu.

Hier hat der Kreisfeuerwehrverband, wie alle zwei Jahren, am Wochenende ein Atemschutztraining organisiert. Vier Tage lang üben 320 Feuerwehrhelfer aus dem Landkreis bei einer Zusatzausbildung den Umgang mit Atemschutzgeräten. Diese würden eingesetzt, wenn nicht genügend Sauerstoff vorhanden sei, erklärt Kreisbrandinspektor Jörg Ramel. "Sie werden auch bei Gefahrguteinsätzen benutzt, wenn Gase oder andere giftige Stoffe in der Luft sind." Der simulierte Einsatz im Container dient dazu, das Gelernte praktisch umzusetzen. Das erfordere hohe Anstrengungen, sagt Ramel. Die Ausrüstung umfasst den Feuerwehrschutzanzug, Stiefel, Helm und in diesem Fall Flammenschutzhaube, Atemschutzmaske und das Gerät. Hochgerechnet sind das 30 Kilo.

Damit müssen sie bei einem inszenierten Feuer zurechtkommen. "Wir haben einen Kellerbrand nachgestellt, bei dem sie jeweils zu zweit verschiedene Aufgaben lösen müssen," sagt Ramel. Eine richtige Prüfung erwartet die Leute an der Tür, die die zwei Räume voneinander trennt. Sie kauern sich davor, reißen sie dann plötzlich auf, geben einen Strahl Wasser in das Zimmer dahinter, um die Tür mit aller Kraft wieder zuzuschlagen. Es werden ein paar Worte gewechselt, die im allgemeinen Lärm untergehen, dann reißen sie die Tür erneut auf und gehen mit gezücktem Schlauch auf ein brennendes Sofa zu.

"Durch diese Prozedur können sie den Raum dahinter bereits etwas abkühlen", erklärt Ramel. "Die größte Hitze ist an der Decke. Dadurch, dass sie vor dem Betreten des Zimmers einen Strahl nach oben abgeben, kühlen sie diese etwas ab. Außerdem können sie so kurz die Lage sondieren und sich besprechen, bevor sie reingehen." Auch die Übung mit dem Schrank sei essenziell, erklärt eine Ausbilderin. "Dabei geht es darum, Prioritäten zu setzen. Das Wichtigste bei einem Einsatz ist, dass der Rückweg nicht versperrt ist." Statt sich weiter auf den Schrank zu konzentrieren, müssen die Feuerwehrleute also zuerst den neu entstandenen Brand an der Tür löschen, damit der Weg zur Treppe frei bleibt.

Etwa eine Viertelstunde dauert ein solcher Einsatz. Überwacht wird er von einem kleinen Kontrollzentrum aus, das sich ebenfalls im Container befindet. Durch Glasscheiben kann jeweils ein Ausbilder die Abläufe in den zwei Räumen beobachten, bewerten und im Notfall die Übung abbrechen. Ebenfalls mit dabei ist der sogenannte Kontrollregler, der an einem Schaltpult nach Belieben Flammen auflodern, Explosionen vortäuschen oder die Rauchentwicklung beeinflussen kann. Eine gute Überwachung sei auch wichtig, meint Ramel. "So eine Übung ist nicht ungefährlich. Brennt beispielsweise der Schlauch durch, und der Rückweg ist abgeschnitten, kann das tödlich enden", berichtet Kreisbrandmeister Josef Strobl. Das sei im Landkreis zum Glück noch nicht passiert. Zwei Übungen wurden an diesem Tag schon abgebrochen. In vier Tagen könne das auch bis zu 20 Mal vorkommen, sagt der Kreisbrandmeister. Wenn man merke, da werde einer immer ruhiger und sei nicht bei der Sache, breche man ab. Das sei ja nur eine Übung, die man wiederholen könne. Inzwischen stehen schon die nächsten Feuerwehrleute bereit am Eingang des Schachts. In den Händen halten sie einen Schlauch, dick wie eine Anakonda. Dann steigen sie die Wendeltreppe hinunter, an deren Ende ihnen die Flammen entgegenzüngeln.

Die erste und auch eine der schwierigsten Herausforderungen begegnet ihnen bereits am Fuß der Wendeltreppe, auf der sie in den Container hinabsteigen. Es gilt die Flammen zwischen den Stufen zur Kühlung auf eine bestimmte Art zu löschen: mit einem möglichst breiten Strahl und vielen Wassertropfen.

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