Service für Fahrgäste:Nahtloser Anschluss

Die Busfahrer sollen demnächst auf verspätete S-Bahnen warten können. Dafür werden sie im kommenden Jahr für eine Testphase mit einem neuen Informationssystem ausgerüstet.

Von Peter Bierl

Die Busse im Landkreis sollen auf Zugverspätungen besser reagieren können. Das ist das Ziel eines Pilotprojektes, das im Januar auf den Regionallinien im westlichen Landkreis beginnt. Die Busfahrer sehen auf einem Display, ob die S-Bahn nach dem Fahrplan unterwegs oder verspätet ist. Die Passagiere können die Meldungen auf Monitoren sehen oder per Handy abrufen.

Bruck: UMFRAGE - S- und BusBahnhof

Aus der S-Bahn in den Bus: Das klappt oft nicht, weil der Zug Verspätung hat.

(Foto: Johannes Simon)

Am vergangenen Freitag sahen die Pendler in Puchheim mal wieder bloß die Rücklichter eines Busses der Linie 855. Die S-Bahn aus München war leicht verspätet, als die ersten Passagiere aus der Unterführung kamen, fuhr der Bus ab, erzählt Reinhold Koch. Der UBP-Fraktionssprecher aus Puchheim ist regelmäßig mit Bahn, Bus und Fahrrad unterwegs.

In Zukunft soll es besser werden dank dem neuen Integrationssystem für Echtzeitdaten (ISE), das der Kreistag einstimmig bestellt hat. Es handelt sich um ein Rechnerverbundsystem, bei dem Busse und S-Bahnen ständig ihre Standorte an eine zentrale Stelle melden. Per Computer werden die Daten mit den Fahrplänen abgeglichen, Verspätungen und Wartezeiten errechnet. Die Busfahrer schätzen auf dieser Grundlage ab, ob und wie lange sie auf einen verspäteten Zug warten können, oder ob ein Bus im Verzug ist, die Fahrgäste den Zug möglicherweise verpassen und sie schneller fahren müssten.

Allzu groß wird der Vorteil im Landkreis nicht ausfallen, wenn man der Argumentation von Hermann Seifert folgt, dem ÖPNV-Beauftragten im Landratsamt. Denn auf der S 3 und der S 8 gilt der Zehn-Minuten-Takt, so dass kleine Verspätungen nicht ins Gewicht fallen. Nützlich wäre das ISE-System für die Stationen an der S 4, die einen 20 bis 40-Minuten-Takt hat. Allerdings verbinden die Regionalbusse die verschiedenen Bahnlinien und können nicht lange warten, ohne den Anschluss am Zielbahnhof zu gefährden. "Das ist ein enges Korsett", erklärt Seifert.

Auf jeden Fall kann der ÖPNV-Experte anhand der ISE-Daten in Zukunft prüfen, ob die Klagen von Fahrgästen berechtigt sind, die sich beschweren, dass ein Busfahrer zu früh losgefahren sei oder eine Haltestelle gar komplett ausgelassen habe.

Im Januar soll das Pilotprojekt beginnen und bis Dezember 2014 dauern "Es geht um die technische Umsetzung", sagt Seifert. Teilnehmen werden die Linien 847, 848 und 849 zwischen Bruck und Moorenweis über Schöngeising, Grafrath oder Jesenwang und Adelshofen, die Linie 827 von Grafrath nach Mammendorf sowie die 844, die zwischen Bruck, Eichenau und Emmering verkehrt.

Den Landkreis kostet das Pilotprojekt rund 50 000 Euro, was die Firma Neumeyr aus Dünzelbach, die die Linien betreibt, investieren muss, war nicht in Erfahrung zu bringen. Das Unternehmen hat die notwendigen Geräte bestellt, sie sollen im Januar geliefert werden, dann werden die Angestellten geschult, erklärte eine Mitarbeiterin der SZ.

Derzeit schließt der Landkreis neue Verträge mit Busunternehmern für den Regionalverkehr ab, die für die nächsten acht Jahre gelten. Die Unternehmen müssen neue Fahrzeuge kaufen und bei der Ausschreibung vor zwei Jahren war bereits die Bedingung enthalten, dass die neuen Busse mit ISE nachgerüstet werden können. Ist das System vollständig etabliert, stehen an den größeren Bushaltestellen elektronische Anzeigetafeln wie an den S-Bahn-Stationen, die kleineren Bushaltestellen erhalten einen QR-Code, so dass die Passagiere sich per Handy informieren können.

Reinhold Koch glaubt nicht recht an die Segnungen der neuen Technik. So präzise, wie der Name suggeriert, seien die Echtzeitdaten gar nicht. "Gerade wenn es spannend wird, fällt oft die Anzeige aus", weiß der geprüfte MVV-Veteran.

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