Serie Partnerstädte:Park, Burg und Badesee

Serie Partnerstädte: Ländliches Erscheinungsbild: Mit nicht mehr als 7000 Einwohnern ist das ungarische Polgárdi eher eine kleine Stadt.

Ländliches Erscheinungsbild: Mit nicht mehr als 7000 Einwohnern ist das ungarische Polgárdi eher eine kleine Stadt.

(Foto: privat)

Grafraths kleine ungarische Partnergemeinde Polgárdi verfügt über lohnende Ausflugsziele

Von Manfred Amann, Grafrath/Polgàrdi

Durch die mit knapp 7000 Einwohnern eher kleine ungarische Stadt Polgárdi fließt ein kleiner Bach, an dessen grünen Ufern Bäume stehen, es gibt in der Ortsmitte unweit vom neuen Rathaus eine katholische und eine protestantische Kirche und einen kleinen Stadtplatz für Märkte und für Festlichkeiten: Agnes Gaspar gerät ins Schwärmen, wenn sie über ihren Heimatort erzählt, mit dem Grafrath vor 19 Jahren eine Gemeindepartnerschaft besiegelte.

Die junge Frau, die vor drei Jahren ihrer Liebe zu einem Grafrather Feuerwehrmann folgte, arbeitet in Puchheim als Erzieherin und springt als Übersetzerin ein, wenn sich Gruppen aus den Partnergemeinden besuchen. Puchheim sei Partnerstadt von Nagykanizsa ein Stück südwestlich vom Balaton (Plattensee) gelegen, und bis zu Germerings Partnerschaftsgemeinde Balatonfüred, die direkt am größten Binnensee Europas liege, seien es nur etwa 40 Kilometer. Polgárdi befinde sich also in guter Gesellschaft, erklärt die Ungarin. "Wir haben einen kleinen Park mit einer Bühne für Konzerte, ähnlich einem Amphitheater, dort findet jedes Jahr ein Sommerfest statt, und Richtung Osten, wo ein Badesee mit viel Natur zum Verweilen einlade, "ist eine kleine Allee auch ganz nett", sprudelt es aus Agnes Gaspar heraus. Außerdem befinden sich die Bory-Burg in der Nähe, die für Hochzeiten genutzt werde und in nur knapp einer halben Autostunde komme man in die historisch bedeutsamste Stadt der Region, nach Székesfehérvár mit seinen vielen Schlössern, Museen und einer prächtigen Innenstadt. Hier hatte Stephan der Heilige (967-1038), der erste ungarische König, eine Residenz und eine Basilika errichten lassen. Als Krönungsstadt zieht Székesfehérvár jedes Jahr Besuchermassen an.

Polgárdi wird erstmals im Jahre 1277 urkundlich erwähnt. Am Ortsrand wurden Funde aus der Bronze-, Kelten- und Römerzeit freigelegt. Ein Opfertischlein der Römer gehört zu den bedeutendsten Funden und wird im Budapester Nationalmuseum aufbewahrt. Am Rand von Polgárdi wurde überdies der "Seuso-Schatz" geborgen, der sich aus 14 spätrömischen Silbergegenständen und einem großen Kupferkessel in überaus kunstvoller Ausführung zusammensetzt und die Stadt weltweit bekannt gemacht hat. Ab dem 14. Jahrhundert bis 1945 war Polgárdi ein Gut der Grafen Batthyány. Vom Schloss sei nicht mehr viel übrig, im sogenannten Karpatenbecken erinnere aber eine riesige "Ganzkörperstatue" von Lois Batthyány noch an das den Ort prägende Grafengeschlecht.

Erhalten blieb auch das Jagdschloss der Familie, in dem heute ältere Menschen betreut werden. In der katholischen Kirche und in der Friedhofskapelle seien die Ruhestätten der Batthyány zu finden, aber auch des Geschlechts der Andrássy. Die berühmteste dieser Familie war Gyula Graf Andrássy, der spätere Außenminister der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, der das besondere Vertrauen des Habsburger Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth genoss. In einem örtlichen Museum mit einer Galerie und einer Privatsammlung kann die Ortsgeschichte von Polgárdi nachvollzogen werden.

Die Gemeindepartnerschaft wurde bei einem internationalen Wettbewerb von Feuerwehren in Österreich eingefädelt. "Nächstes Jahr feiern wir das 20-jährige Bestehen des Deutsch-ungarisch-rumänischen Vereins", kündet Grafraths Vizebürgermeisterin Ingrid Wild an, die als Vorsitzende Kontakte koordiniert und fördert. Das "rumänisch" in der Vereinsbezeichnung beziehe sich auf den Ort Petrifeld im südlichen Nachbarland, mit dem die Gemeinde Beziehungen pflege, die aber noch in keine offizielle Partnerschaft gemündet seien.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: