Serie: Jugendzentren im Landkreis:Fußball-Pädagogik

Fußball spielen ASP

Ob die Spieler gleich alt oder wie bei dieser Aufnahme vom Abenteuerspielplatz in Germering altersmäßig bunt gemischt: Fußball läuft immer.

(Foto: Günther Reger)

Sport gehört in den Jugendzentren in Germering und Gröbenzell zum Programm. Insbesondere beim Kicken lernen die Spieler, Regeln zu beachten und im Team zu agieren

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

In der Germeringer Jugendbegegnungsstätte (JBS) Cordobar gibt es eine Playstation. "Die Jugendlichen spielen wie wild das FIFA-Fußballspiel", erzählt Erwin Zißelsberger, Leiter des Treffpunkts . Fußball sei in den Köpfen der jungen Besucher fest verankert. Zißelsbergers Kollege Wolfgang Agreiter hat das schon vor ein paar Jahren dazu genutzt, um eine Fußballgruppe ins Leben zu rufen. Gar nicht so einfach war es, eine Halle dafür zu finden. Doch dann war eine Stunde am Mittwochnachmittag in der Turnhalle an der Wittelsbacherschule frei. Seitdem treffen sich die Cordobar-Jugendlichen dort von 15.30 bis 16.30 Uhr zum so genannten freien, also vereinsunabhängigen Fußball.

Eine Stunde ist nicht viel Zeit, auch wenn es im Sommer in der Halle eine halbe Stunde länger gehen kann. Über mangelnden Zuspruch kann sich der Pädagoge und gelernte Sportlehrer Agreiter nicht beklagen. 15 bis 20 Jugendliche kommen in die Halle und bilden selber Mannschaften. Agreiter fungiert als Schiedsrichter. "Bewegung ist immer gut", sagt Zißelsberger. Die erste Generation von Fußballern aus der Jugendbegegnungsstätte ist heute um die 20 Jahre alt und arbeitet, so dass der Fußballtermin am Nachmittag flach fällt. Die Jüngeren haben die Älteren beim Fußball abgelöst. Zißelsberger und Agreiter setzen bewusst auf Sport im Jugendzentrum. Es gibt einen Fitnessraum und auch andere sportliche Aktivitäten werden angeboten. So wurden der JBS vor zwei Jahren sechs Mountainbikes gestiftet, die seitdem häufig zum Einsatz kommen.

"Die Jugendlichen wollen oft etwas spontan machen", weiß Zißelsberger. "Dann ist es gut, dass die Sachen komplett da sind und sie nichts mitbringen müssen." Mountainbikes mit Helm stehen ständig parat. Auch beim Fußball ist der Aufwand gering, aber abgesehen von der Halle ist es schwierig, einen freien Bolzplatz zu finden, weil dort auch andere Kinder spielen wollen. Zudem befindet sich die Cordobar mitten in der Stadt. Da ist die Lage im "Outback", dem zweiten Germeringer Jugendzentrum am Rande der Stadt in Neugermering schon günstiger. Direkt vor der Einrichtung steht den Jugendlichen ein Fußballplatz zur Verfügung. Massive vandalismussichere Tore sind auf beiden Seiten der Rasenfläche installiert worden. Weil abgelegen, kann es hier auch mal lauter zugehen. Doch Mitte März ist bei Sonnenschein niemand auf dem Platz.

Vor einigen Jahren hat es eine Fußballgruppe gegeben, die auch an Turnieren in Fürstenfeldbruck oder Dachau teilgenommen hat. "Diese Jugendlichen haben sich dann bald selbst gemanagt", erzählt Outback-Mitarbeiter und Sozialpädagoge Robert Zink. Das sei auch das Konzept der Einrichtung. Jetzt beginne man wieder Jugendliche für eine Fußballgruppe zu interessieren. "Wir wollen keine Konkurrenz zu Fußballvereinen sein", ergänzt Thomas Grüner, der Leiter der Einrichtung. "Wir wollen den Jugendlichen Spaß an der Bewegung vermitteln und die Integration fördern." Der frühere Fußballer Grüner möchte talentierte Jugendliche gerne an Fußballvereine weiterreichen. "Damit sie eine feste Struktur in ihr Leben bekommen", so der Sozialpädagoge vom Outback.

Gleich gegenüber auf dem Abenteuerspielplatz (ASP) jagen Kinder und Jugendliche hinter dem Ball her. Der wetterfeste Platz mit schwarzen Gummifliesen bietet eine sehr ebene Fläche, die die jungen Besucher lockt. Normalerweise dürfen nur Kinder bis 13 Jahre auf dem ASP sein, aber auf dem Fußballplatz sind an diesem Nachmittag auch einige 15-Jährige beim Fußballspiel dabei, die eigentlich auf dem nahen JUZ-Platz spielen müssten. Selbst ein Vater kickt mit. "Die Großen sind geduldet", sagt ASP-Leiter Martin Pollok gelassen. Ernst fügt er hinzu: "Sie müssen sich ordentlich verhalten und die Kleinen mitspielen lassen, sonst müssen sie gehen." Der Abenteuerspielplatz veranstaltet auf seinem eigenen Platz auch Turniere. "Fußball läuft immer, auch im Winter", erzählt Pollok. Da würden die Kinder sogar den Schnee vom Platz schaufeln.

Auch in der Gröbenzeller Jugendbegegnungsstätte Impuls 8406 ist eine Fußballgruppe entstanden. Die Jugendlichen spielen nachts, und gerade dieser Event-Charakter ist die Attraktion. Sie treffen sich seit September in der Turnhalle der Bernhard-Rößner-Schule zum "Nightball". Alle zwei Wochen außer in den Schulferien wird freitags von 22 Uhr bis Mitternacht Fußball gespielt. "Wir haben das in München-Pasing abgeschaut", sagt Johannes Zwölfer, der Streetworker im Impuls. In München findet "Nightball" in vielen Stadtteilen statt. Zusammen mit seinem Kollegen Bruno Klostermann betreut Zwölfer das "Nightball"-Projekt. Zu den besten Zeiten kamen 30 Jugendliche - Mindestalter 14 Jahre - zum Mitternachtsfußball. Jetzt seien es mal zehn oder mal 15, ein fester Kern an Jugendlichen sei immer da. Auch Mädchen kommen. "Wir achten darauf, dass auch schlechte Fußballspieler nicht untergebuttert werden", sagt Zwölfer. Doch das sei eigentlich kein Problem. Zißelsberger kennt seine Klientel aus vielen Jahren Jugendarbeit. Gymnasiasten - offenbar auch vom Schulalltag überfordert - sind selten dabei. Vornehmlich Hauptschüler verbringen ihre Freizeit in der Jugendbegegnungsstätte. "Viele gebürtige Rumänen und Polen besuchen uns", so Zißelsberger. Das hängt auch mit der erfolgreichen Kooperation mit der Wittelsbacher Mittelschule zusammen. "Wir haben nicht unbedingt die von den Eltern geförderten Kids im Haus", erzählt der 45-jährige Erlebnispädagoge. "Da sagen die Eltern nicht, Junge geh doch in einen Fußballverein." Gerade Fußball biete sonst benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Sport und Fußball würden in der Jugendzentrumsarbeit großen Sinn machen. Davon sind die Germeringer JUZ-Leiter Zißelsberger und Grüner fest überzeugt. "Da ist alles drin", sagen sie übereinstimmend. "Es geht um Regeln beachten, soziale Kompetenz, Gesundheit, auch um eine zusätzliche Portion Selbstbewusstsein und Abbau von Aggressionen, wenn welche da sind."

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