Selbst ist die Frau:OB-Kandidaturen auf wackligen Beinen

Elisabeth Staffler ist für die Wahl im Mai nominiert. Antreten darf sie aber nur, wenn genügend Unterstützer für sie im Rathaus unterschreiben. Zwei ihrer möglichen Mitbewerber wissen bereits, dass das kein Selbstläufer ist

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Elisabeth Staffler will Brucker Oberbürgermeisterin werden. Am Donnerstag ist die 50-Jährige im Squashpalast für die unabhängige Gruppe "Leben in Bruck" nominiert worden. Bei der Wahl antreten kann sie aber nur, wenn sich bis zum 27. März noch mindestens 215 Unterstützer in die im Rathaus ausliegenden Listen eintragen. Und das ist eine nicht zu unterschätzende Hürde. Diese Erfahrung machten mit Thomas Lutzeier, 56, und Florian Weber, 30, bereits die beiden anderen Kandidaten, die keiner im Stadtrat vertretenen Partei oder Gruppierung angehören.

Florian Weber

Motiviert Bürger zum Gang ins Rathaus: der parteifreie Stadtrat und Squashpalast-Betreiber Florian Weber.

(Foto: Günter Reger)

Auch sie müssen Unterschriften sammeln. Bislang allerdings geht das eher schleppend voran. Bis zum Donnerstagmittag hatten sich in Lutzeiers Liste (Mehr für Bruck) 54 wahlberechtigte Brucker eingetragen, für Florian Weber (Die Partei) 44. Beide hoffen darauf, dass viele Unterstützer erst einmal abwarten, ob es überhaupt nötig ist, sich zum Rathaus aufzumachen oder ob ihre Kandidaten auch ohne sie die Marke von 215 Unterschriften überspringen. Ähnliche Erfahrungen hatten bei der Kommunalwahl 2014 Andreas Ströhle (Piraten) und Dieter Kreis (ÖDP) gemacht. Kurz vor dem Verstreichen der Frist hatten sie an Wahlkampfständen noch aktiv um Unterstützung geworben - letztlich erfolgreich. Bereits am Donnerstag machten es ihnen nun Lutzeier und Weber nach: Sie sprachen Passanten rund um Marktplatz und Rathaus persönlich an, um sie zum Unterschreiben zu motivierten.

Thomas Lutzeier

Ochsentour: Unternehmensberater Thomas Lutzeier spricht am Donnerstag im Brucker Stadtzentrum Passanten an, um sie zu einer kurzen Stippvisite im Rathaus zu motivieren.

(Foto: Günther Reger)

Lutzeier kritisiert die für Berufstätige wenig praktikablen Öffnungszeiten des Rathauses. Auch die außerplanmäßige Öffnung an diesem Samstag von 8 bis 10 Uhr ändere nichts daran: "Warum kann man da nicht zumindest mal bis 12 Uhr öffnen?" Seine Prophezeiung, das Sammeln der Unterschriften werde "eine harte Nummer", habe sich bestätigt. Was ihn ärgert: Über die sozialen Medien, in denen er als Moderator einer Brucker Politik-Gruppe sehr präsent ist, melden sich zwar regelmäßig Kritiker lautstark zu Wort und geißeln die politischen Verhältnisse oder den angeblichen Stillstand in der Stadt. Vielen sei dann aber offenbar der kurze Besuch im Rathaus doch zu beschwerlich.

Staffler

Schmieden Pläne: Elisabeth Staffler und Piraten-Stadtrat Andreas Ströhle, der die Wahl bei der Nominierungsversammlung leitet.

(Foto: Günther Reger)

Während Lutzeier und Weber bereits mit dem Endspurt begonnen haben, steht Elisabeth Staffler noch ganz am Anfang. Gleichwohl gab sie sich am Donnerstag zuversichtlich. Sollte sie die notwendigen Unterschriften zusammenbekommen, dann wäre sie die einzige Frau unter den bis zu sechs Konkurrenten.

Den sechs Brucker Bürgern, von denen sie im Squashpalast einstimmig nominiert wurde, präsentierte sich Staffler als international erfahrene Managerin mit Führungsqualitäten. Die 50-Jährige war mit den Eltern und den beiden älteren Geschwistern in den Sechzigerjahre von Mammendorf nach Bruck gezogen. Aus einfachen Verhältnissen kommend, arbeiteten sich die Kinder nach oben. In der elften Klasse des Graf-Rasso-Gymnasiums ging Staffler ein Jahr als Austauschschülerin in die USA und schloss später ein Studium am Londoner Imperial College mit dem Bachelor in Biochemie und Management ab. Sie lebte und arbeitete unter anderem in Lissabon, Lausanne, Zürich und München. Vor neun Jahren übernahm sie die Betreuung und Pflege ihrer an Demenz erkrankten Mutter in Bruck und gab deshalb die Berufstätigkeit als Management-Trainerin und Unternehmensberaterin vorläufig auf. Dadurch fand sie Zeit, sich für ihrer Nachbarschaft und für Migranten zu engagieren - so nahm sie einen syrischen Flüchtling in ihrem Haus auf. Ihre kommunalpolitische Unerfahrenheit will Elisabeth Staffler mit Hilfe eines guten Teams ausgleichen. Offenbar hat die parteilose Stadträtin Alexa Zierl, die sich selbst vergebens um eine OB-Kandidatur für BBV und Grüne beworben hatte, bereits in Aussicht gestellt, im Erfolgsfall ihr politisches Mandat abzugeben und Staffler als persönliche Referentin zur Verfügung zu stehen. Kommunalpolitische Schwerpunkte sieht Staffler in der Verkehrsentlastung des Zentrums, beim Fliegerhorst und dem Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen sowie der Sportförderung. Zudem könnte sie sich vorstellen, beispielsweise Senioren zu motivieren, ungenutzte Räumlichkeiten zu teilen, um die Wohnungsnot zu lindern. Entscheidungen wolle sie nach dem Bottom-up-Prinzip, also "von unten nach oben" und im Team treffen.

Elisabeth Staffler würde, ebenso wie dies Florian Weber zugesichert hat, nach drei Jahren an der Spitze der Stadt zurücktreten, um die OB-Wahl wieder mit den Kommunalwahlen einzutakten. Der außerplanmäßige Termin am 7. Mai musste deshalb angesetzt werden, weil Amtsinhaber Klaus Pleil (BBV) nach seiner im Sommer 2015 erlittenen Herzattacke nicht mehr ins Rathaus zurückkehren konnte.

In die im Rathaus ausliegenden Listen von Elisabeth Staffler, Thomas Lutzeier und Florian Weber können sich wahlberechtigte Brucker im Rathaus eintragen. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 8 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr, Zusatzöffnungen an diesem Samstag 8 bis 10 Uhr und am Donnerstag, 23. März, bis 20 Uhr. Mitzubringen ist ein Ausweisdokument.

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