Schöngeising:Schwein im Haus

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Sabine Betz mit dem Eber Enius. (Foto: Günther Reger)

Enius lebt sei elf Jahren bei Familie Betz

Von Valentina Finger, Schöngeising

Wenn Lena Betz die Hand ausstreckt, gibt Enius den Huf. Auf ihr Kommando hin dreht er sich um seine eigene Achse, dann drückt er der 17-Jährigen mit seinem Rüssel ein Küsschen auf die Backe. Seit elf Jahren lebt der Bergsträßer Knirps, eine Kreuzung aus Göttinger-, Wild- und Hängebauchschwein, neben Hund und Katze im Haus von Familie Betz. "Ich dachte, das wäre eine nette Idee: Andere gehen mit ihrem Hund Gassi, wir mit unserem Schwein", sagt Lenas Mutter Sabine Betz. Früher sind sie oft mit ihrem Eber an der Leine durch Schöngeising gezogen. Dann kamen die Baustellen in der Nachbarschaft und Enius wurde ängstlich. Seitdem verbringt er sonnige Tage in seinem eigenen Gartenbereich. Wenn es regnet, bleibt er als richtiges Hausschwein lieber im Trockenen.

Nachts schläft er mit Decken und Kuscheltieren im Esszimmer. "Man soll Schweine eigentlich nicht unbedingt alleine halten. Deswegen versuchen wir, ihn voll in das Familienleben zu integrieren", sagt Thomas Betz. Um Futter und Pflege kümmert sich Sabine Betz, die seine primäre Bezugsperson ist. Am Morgen bereitet sie Enius ein Müsli aus Obst, Weizenkleie und ein bisschen Honig zu. Mittags und abends gibt es Gemüse aller Art, dazu Nudeln und hartes Brot als Snack. Wenn das Leckerli mal nicht rechtzeitig kommt, schiebt der Eber so lange die Stühle herum bis man ihm Aufmerksamkeit schenkt. Oder er hilft sich selbst. "Mit seinem Rüssel kriegt er alle Schubladen in seiner Reichweite auf", sagt der 51-jährige Familienvater. Im vergangenen Jahr war Enius auf Diät. Seitdem hält er sich wacker bei einem Gewicht von 40 Kilo. Trotzdem hat er leider seit einiger Zeit Arthrose in den Vorderbeinen.

Dass ein Schwein im Haus wohnt, riecht man nicht. Das verwundere Besucher oft. "Schweine sind sehr reinliche Tiere. Es ist der Mensch, der die Sau zur Sau macht", sagt Sabine Betz. Die 47-Jährige legt viel Wert darauf, dass ihr Enius auch sauber bleibt. Gerne gehe er zum Blubbern in die Badewanne. Hin und wieder putzt sie ihm die Zähne mit Himbeerzahnpasta, reinigt ihm Augen oder Füße. All das erduldet der Eber brav. Noch nie habe er versucht, jemanden anzugreifen. Missmutig wird er nur, wenn im Fernsehen ein Programm mit düsterer Musik läuft. Am schlimmsten sei es beim "Tatort": Dann grunzt er so lange, bis umgeschaltet wird.

© SZ vom 26.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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