Schöngeising:Kurzweiliges Schauspiel

Schöngeising: Theater 'Die Apostelwascher' auf dem Jexhof

Manfred Eichleiter übernimmt die Rolle des mobilen Erzählers.

(Foto: Johannes Simon)

Premiere der "Apostelwascher" beim Theatersommer am Jexhof

Von Valentina Finger, Schöngeising

Der Duft von verbranntem Kaffeepulver und Insekten-Spray, summende Mücken und muntere Streichmusik, dazu die Kulisse des alten Bauernhof-Gebäudes: Ach, wie sehr hat man den Theatersommer im Jexhof vermisst. Für viele Fans bayerischer Theaterkultur war es fraglos ein Verlust, dass die Traditionsveranstaltung im vergangenen Jahr nicht stattfand. Dieses Jahr bedient man sich mit "Die Apostelwascher" sozusagen beim Fernsehen: Was Alois Johannes Lippl 1954 für das Bayerische Fernsehen geschrieben hat, hat Regisseur Günter Mayr nun an die Jexhof-Bühne angepasst.

Ähnlich vertraut wie die umherschwirrenden Stechmücken, sind die Gesichter der Schauspieler, die man dort antrifft: So spielt Barthl Sailer den Großbauern Höglmeier, Judith Gebele dessen Tochter Moni, Andreas Drakopoulos ihren Geliebten Raimund und Manfred Eichleiter den einfältigen Gemeindediener Hierangl, um nur einige zu nennen. Letzterer stellt sich schnell als Publikumsliebling heraus: Wenn er als Kommentator zwischen den Szenen mit seinen glasigen Harlekin-Augen und der ungelenken Erscheinung das Geschehene zusammenfasst, schwingt stets eine gewisse Süffisanz mit. Im Stück hat Hierangl weniger zu lachen: Weil die Gemeinderäte ihm die Schuld am Verlust einer Apostelfigur geben, soll er neben den übrigen elf an der Kirche aufgehängt werden, um das Fehlen zu vertuschen.

Dass es so weit kommen konnte, liegt im Prinzip am Geiz, der im Gemeinderat regiert. Obwohl es längst überfällig ist, sprechen sich Bürgermeister Stanglreiter, gespielt von Sepp Heldeisen, und seine sieben Gemeinderäte gegen eine Renovierung der Kirche aus. Weil Gott ja vielleicht gar nicht auf moderne Kunst steht. Und weil schlichtweg keiner dafür zahlen will. Alle Acht liefern in ihren unterhaltsamen Diskussionen solides bayerisches Volkstheater mit individuell gezeichneten Figuren ab. Da sind der stotternde Schreiner Brandl (Günter Mayr), der immer wieder auf die schön renovierte Kirche im Nachbarort verweist und der Bäcker Pfister (Günter Endres), der seine Kollegen mit langwierigen Argumenten nervt. Großbauer Höglmeier lässt die Sitzungen mit gelangweilter Arroganz über sich ergehen und der Brauereibesitzer Hopf (Philipp Reil) kommt schließlich mit der rettenden Idee: Wenn das ganze Dorf selbst anpackt, spart man sich die Renovierungskosten.

Während die Gemeinderäte eigenhändig die Apostelfiguren waschen - und eine zwischenzeitlich verlieren -, spielt sich noch ein kleines Liebesdrama ab: Höglmeiers Tochter Moni liebt den Holzschnitzer Raimund, aber den liebt Papa Höglmeier ganz und gar nicht. Judith Gebele ist entzückend als aufsässige Bauerntochter, die ihren Vater lieber ins Gefängnis schicken würde, als auf ihren Willen zu verzichten.

Man hätte womöglich noch mehr Lacher gewinnen können, hätte man manche Elemente mehr ausgespielt. Die häufigen musikalischen Unterbrechungen der Handlung durch den singenden Rahmenerzähler wirken zunächst befremdlich, tragen jedoch nach kurzer Gewöhnungsphase zu einem abwechslungsreichen Zuschauen bei. So ist Günter Mayr mit seiner Bühnenadaption von "Die Apostelwascher" alles in allem ein kurzweiliges und sympathisches Schauspiel gelungen.

Weitere Aufführungen: Freitag und Samstag, 5. und 6. August, 21 Uhr und Sonntag, 7. August, 19 Uhr. Tickets unter 08153/93250.

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