Schöngeising:Bedrohte Rasse

Jexhof

Nur zum Anschauen, nicht zum Streicheln sind die Augsburger Hühner, für die auf dem Jexhof ein 25 000 Euro teurer Stall gebaut wurde.

(Foto: Günther Reger)

Tierhaltung auf dem Jexhof wurde um Augsburger Hühner erweitert

Von Peter Bierl, Schöngeising

Die Augsburger Hühner sind die einzige autochthone Hühnerrasse Bayerns, allerdings keine tausend Jahre alt, dafür mit Migrationshintergrund, "durchrasst" sozusagen, um das Bonmot eines vormaligen bayerischen Ministerpräsidenten anzuwenden. Sie wurden um 1880 unter Verwendung von französischem und italienischem Federvieh gezüchtet. Heute sind sie vom Aussterben bedroht, weil sie den Anforderungen moderner Legebatterien nicht genügen. Ihre Jahresleistung liegt bei etwa 120 Eiern, konventionelle Artgenossen liefern bis zu 300 Stück. Außerdem brüten sie schlecht.

Am Jexhof haben sie nun die Chance auf ein geruhsames Dasein in der ökologischen Nische des Museumsbetriebs. Vor kurzem haben die vier Hennen und der Gockel ihr neues Quartier bezogen. Die Tiere sind ein halbes Jahr alt, stattlich anzusehen, mit einem schwarz-grün schillernden Federkleid. Während der Hahn schon fleißig kräht, picken und scharren die Hühner und bringen es bereits auf eine tägliche Durchschnittsleistung von zusammen drei Eiern.

Am vergangenen Freitag wurde der neue Hühnerstall offiziell eingeweiht, zu den Klängen von vier Alphornbläsern. Die Hühner sind Teil des aktuellen Entwicklungsprogramms des Jexhofs. "Wir siedeln jene Tiere wieder an, die früher auf dem Hof gelebt haben", sagte der Museumsleiter Reinhard Jakob. "Es geht um Landwirtschaft, wir sind kein Streichelzoo", betonte er. Tatsächlich kann man die Hühner ebenso wenig streicheln, wie die Schafe, die seit einiger Zeit auf der Rückseite des Hofes stehen.

Das alte Hühnerhaus des Jexhofs diente dem Museum lange Zeit als Büro, heute stapeln sich darin die Papiere des Archivs und die Bestände des Museumsshops bis unter die Decke. Hinter dem Altbau wurde nun der neue Hühnerstall errichtet. "Villa Kikeriki" nennt Günter Mayr, der Vorsitzende des Fördervereins, den Neubau, weil dieser 25 000 Euro gekostet hat, ein stolzer Preis für einen Hühnerstall. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz von Vereinsmitgliedern wäre es noch teurer geworden.

Die Summe kam zustande, weil es sich um einen speziellen Bau handelt. Das eigentliche Hühnerhaus ist aus Holz gebaut, steht aber auf einem 30 Zentimeter dicken Betonsockel, damit Füchse sich nicht durchgraben können, auch der Marder, der nebenan in der Scheune lebt, soll keine Chance haben, das Federvieh zu meucheln. Dazu wurde ein separater Raum mit Fenster gebaut, damit Kinder die Hühner im Stall beobachten können.

Neben dem konventionellen Gehege steht den Hühnern noch eine Voliere zur Verfügung. Sie soll den Tieren den Aufenthalt im Freien auch dann ermöglichen, wenn mal wieder die Vogelgrippe wütet, und Hühner sonst in den Stall verbannt werden müssten. Das Drahtgeflecht ist so engmaschig, dass auch kleinere Vögel nicht von außen durchschlüpfen können. Ausgelegt ist die Anlage auf maximal zwölf Tiere. Als auf dem Jexhof noch Landwirtschaft betrieben wurde, lebten dort bis zu 20 Schafe, ein paar Schweine, Rinder und Pferde, die Hühner liefen frei auf dem Hof herum. In den nächsten Jahren sollen auf dem Gelände des Museums noch ein paar Schweine und Ziegen untergebracht werden. Auf Pferde und Rinder muss man verzichten, weil der Platz fehlt, der alte Kuhstall dient heute als Foyer, im Roßstall ist ein Teil der Dauerausstellung untergebracht. Ein paar deutsche Riesen will Jakob noch anschaffen, das seien aber "keine Streichelkaninchen", versichert der Museumsleiter, sondern früher auf jedem Hof zu finden gewesen. Die Vorfahren dieser Riesenkaninchen wurden um 1880 aus Belgien importiert und hießen damals noch "Flämische Riesen".

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