Schöngeising:Altbackenes Frauenbild

Theaterverein Schöngeising spielt den "ledigen Bauplatz"

Von Valentina Finger, Schöngeising

Eines von Regina Röschs Theaterstücken rankt sich um eine arrangierte Heirat. Doch weit gefehlt, wer jetzt denkt, es handle sich bei dem Werk um ein islamkritisches Sozialdrama. Ganz im Gegenteil ist "Der ledige Bauplatz" ein Lustspiel, das in Figurenkonstellation und Plot dem typischen Bauerntheater gleicht. Es passt in das heimelige Ambiente der Bühne, die der Theaterverein Schöngeising für seine aktuelle Inszenierung unter der Leitung von Max Pförtsch im Stil eines Theaterstadls aufgehübscht hat.

Zwischen Blümchensofa und Herzchenstühlen sind der Landwirt Karl-Otto (Klaus Bednarzick) und seine Gattin Karola (Annelies Andert) außer sich: Karolas Schwester Berta (Katrin Endres) liegt ihnen seit einer Ewigkeit auf der Tasche. Das Problem: Es ist testamentarisch festgelegt, dass sie Berta so lange beherbergen müssen, bis sie heiratet. Aus diesem Ärgernis entwickelt sich der Plan, die Unliebsame an den Mann zu bringen. Hier hat Röschs Stück ein Problem: Wie kann es sein, dass eine moderne Dramatikerin ihre Protagonistin als so unfähig konzipiert, dass sie nur entweder in der Obhut der Familie oder an der Seite eines Ehemannes vorstellbar ist?

Ungeachtet dessen war es absehbar, dass auf den Plan, eine Ehe mit Berta durch einen Bauplatz als Bonus attraktiver zu machen, einige unterhaltsame Situationen folgen würden. Pfarrer Ludwigs (Hans Riedl) Suche nach einem Zimmer macht ihn ungewollt zum Heiratskandidaten. Ohne es zu wissen, konkurriert er mit Bewerber Helmut (Mario Kuhnke) und Nachbar Franz (Hans Bernhard). Jene Verwechslungsszenen, in denen die Figuren mit ganz unterschiedlichen Absichten aneinander vorbeireden, machen in der Inszenierung des Theatervereins besonders Spaß.

Die Interpretation der Berta als Fremdkörper in ländlicher Idylle trifft die Idee der Rolle. Doch nur weil Berta nicht wäscht, kocht und bügelt, dafür aber trinkt, raucht und es mit der Körperhygiene nicht so genau nimmt, ist sie noch lange keine emanzipierte Figur. Ja, dass man sie verkuppeln will, ärgert sie schon. Dennoch scheint sie es zunächst protestierend hinzunehmen. Die Männer, Karl-Otto und sein Sohn Kurt (Philipp Schneider) sowie Schwager Hugo (Ralf Greb), sind die treibende Kraft. Doch ihre Ehefrauen, Karola mit ihrer Schwester Mathilde (Andrea Riedl) und Schwiegertochter Irmi (Carina Greb), stellen sich an deren Seite ganz selbstverständlich gegen ihr eigenes Geschlecht. Man muss keine überkritische Feministin sein, um hin und wieder einen faden Beigeschmack zu spüren. Aber keine Sorge: Am Ende legt Berta als manipulative Drahtzieherin zumindest teilweise die Opferrolle ab.

Einen Kommentar zu dem altbackenen Frauenbild, das die Handlung des Stücks erst möglich macht, gibt der Theaterverein mit seiner Inszenierung nicht ab. Und das ist auch ganz richtig so. Wer zu viel über Emanzipation nachdenkt, hat bei dieser Vorführung keine Freude. Es geht um seichte Unterhaltung für ein Publikum, das Situationskomik mag und sich nicht daran stört, wenn nicht jeder Moment auf der Bühne eine schauspielerische Glanzleistung ist. Lässt man sich darauf ein, ist der Lohn ein durchaus kurzweiliger Abend.

Weitere Aufführungen von "Der ledige Bauplatz" im Bürgerhaus Schöngeising (Von-Hundt-Straße 18) gibt es am 24./25. März um 19.30 Uhr und am 26. März um 18 Uhr; Karten unter 08141/21522 (Montag bis Freitag, 17-19 Uhr).

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