Schöngeising:Alles muss raus

Jexhof-Lager

In einer Halle in Unterschweinbach werden die Objekte zwischengelagert, gereinigt und notfalls auch restauriert .

(Foto: Günther Reger)

Das Jexhof-Depot in Kottgeisering wird aufgelöst

Von Peter Bierl, Schöngeising

Archäologen legen bei ihrer Arbeit Schicht für Schicht frei und fördern oft Überraschendes zu Tage. Ähnlich geht die Auflösung des Jexhof-Depots in Kottgeisering vor sich. Museumsleiter Reinhard Jakob und Museumshandwerker Heinrich Wiedmann haben mit zeitweise bis zu zehn Mitarbeitern einer Möbelspedition den alten Heustadel leer geräumt, der fast bis unter den Giebel vollgepackt war. Mehr als 300 größere Objekte lagerten dort, ein Dreschkasten aus den Zwanzigerjahren, die ersten Mähdrescher, eine Viehwaage oder ein großer Holzschlitten. Manches ist zerlegt, wie der antike Schneepflug aus Brettern und Bohlen. Einzelteile von mehreren Objekten füllten allein drei Lastwagen und müssen nun wie bei einem Puzzle wieder zusammengesetzt werden. Dazwischen findet sich einiges, was garantiert nie auf einem Bauernhof zum Einsatz kam, etwa der Wasserkessel einer Feldeisenbahn oder die dreizehn Reihen hölzerne Kinositze.

Fast 30 Jahre war dieses Depot im Einsatz. Was die Mitarbeiter des Jexhofs vorfanden, spiegelt die Geschichte des Hauses wieder. Sammeln, bewahren und erforschen gehören zu den Kernaufgaben einer solchen Einrichtung. Die Initiative zur Gründung des Bauernhofmuseums ging in den Achtzigerjahren von engagierten Laien aus. Gesammelt wurde, was herging. Allein von der alten großen Dechentreiter-Dreschmaschine besitzt der Jexhof fünf Exemplare. Insgesamt lagerten bis dato in 15 verschiedenen Depots an die 17 000 Objekte. Die Mission besteht darin, diese Sammlung drastisch zu reduzieren.

Wiedmann und Jakob befreien mit dem Staubsauger gerade ein altes Gerät, einen Stiftendrescher kombiniert mit Strohschüttler, vom gröbsten Dreck, bevor die Möbelpacker zugreifen. Bis auf die großen Fahrzeuge werden alle Objekte auf Paletten gepackt und nach Unterschweinbach gefahren. Dort werden sie unter der Regie von Petra Schreiner, die sich seit Jahren um die Inventarisierung kümmert, in einer Industriehalle übersichtlich aufgestellt. Die Fläche dort ist mit etwa 500 Quadratmeter doppelt so groß wie im Heustadel. Jedes Objekt wird komplett gereinigt, von Ungeziefer befreit, auf seine Funktionsfähigkeit getestet und notfalls restauriert. Das Depot in Kottgeisering entsprach eigentlich nicht den Anforderungen, Feuchtigkeit drang durch das Dach ein und der Holzwurm nagt an vielen Stücken.

Anschließend entscheidet das Museumsteam über den Verbleib jedes Stücks. Der Museumsleiter geht davon aus, dass sich das Depotvolumen um zwei Drittel reduzieren wird. Für manche Objekte, die ausgesondert werden sollen, gibt es schon Interessenten. Die Kollegen von der Glentleiten würden einen roten Mähdrescher nehmen, der Traktorverein möchte einige Stücke, den Wasserkessel könnte der Brucker Feldbahn-Verein bekommen, die Kinositze der Verein Subkultur für seine Events. Manches würde am Ende wohl verschrottet. Dieser Prozess ist allerdings aufwendig. Zuallererst muss in der Inventarliste nachgesehen werden, ob ein Objekt dem Museum gehört, eine Leihgabe ist oder eine Schenkung darstellt. Die Juristen im Landratsamt müssen im Zweifelsfall die Eigentumsrechte klären. Die Besitzer werden angeschrieben und müssen erklären, ob sie die Stücke zurück haben wollen oder der Jexhof nach Gutdünken verfahren kann. Jakob freut sich deshalb über jedes Stück, das nicht inventarisiert ist. Das trifft auf etwa die Hälfte zu, schätzt Wiedmann.

Der gesamte Prozess wird sich bis Ende des nächsten Jahres hinziehen, schätzt Jakob. Dennoch ist er sehr zufrieden. Er hat kalkuliert, dass die Räumung des Stadels in Kottgeisering eineinhalb Wochen dauern werde, stattdessen sind sie nach fünf Tagen fertig. Der Umzug ist zwar schweißtreibend, aber dafür ist es trocken geblieben. Im Frühjahr sind die Depots auf dem Jexhof selbst an der Reihe. Auch dort werden Speicher und Kammern ausgeräumt, die Objekte nach Unterschweinbach ins Zwischenlager verfrachtet. Offen ist, wo die ausgewählten und aufpolierten Stücken hinkommen sollen. "Bayern sucht ein Endlager für die Jexhof-Sammlung", sagt Jakob.

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