Schneller Olchinger:Der Rookie mit dem Wheelie

Der Olchinger Martin Smolinski tritt am Sonntag zu seinem ersten Speedway-Grand-Prix-Rennen an. Und gewinnt es.

Von Heike A. Batzer

Olching/Auckland - Natürlich, der Wheelie durfte nicht fehlen. Martin Smolinski lupfte das Vorderrad seiner Speedwaymaschine in die Höhe und fuhr ein Stück der Ehrenrunde nur auf dem Hinterrad an den Fans vorbei. Das macht er nach Siegen immer. Am Samstagmorgen mitteleuropäischer Zeit hatte der 29 Jahre alte Profi aus Olching in Auckland/Neuseeland als erster Deutscher ein Speedway-Grand-Prix-Rennen gewonnen. Dabei ist er noch ein Rookie, ein Neuling in der Grand-Prix-Szene.

FIM Speedway Grand Prix World Championships - Round One

Im Finale ganz vorn: Martin Smolinski beim Speedway-Grand-Prix in Neuseeland.

(Foto: Getty Images)

Um das, wenn schon nicht vor Ort, so doch wenigstens zeitgleich mitzuerleben, hatten sich 120 Motorsportfans am Samstag schon frühmorgens im Fahrerlager der Olchinger Speedwaybahn versammelt. Dort wurde das Rennen - der TV-Sender Sport 1 zeigt die Serie in dieser Saison nicht mehr - live im Internet übertragen. Zu bester Frühstückszeit verpflegte man sich mit Kaffee, Schinken mit Ei und Weißwürsten. Smolinskis Vater Georg, der bei den Speedway-Heimrennen im MSC-Oval regelmäßig den Stadionsprecher gibt, konnte auch diesmal nicht anders als die Übertragung aus Neuseeland übers Mikrofon zu kommentieren.

Der Jubel kannte keine Grenzen, als der Olchinger Lokalmatador schließlich sogar als Sieger aus dem Rennen hervorging. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er gleich gewinnt", gibt Jürgen Betz, der Vorsitzende von Smolinskis Heimatclub MSC Olching, zu. "So vier oder sechs Punkte hätte ich ihm zugetraut." Am Ende waren es 15 und der Tagessieg. "Hammer, Hammer, Hammer. Ich bin einfach nur geflasht, es ist ein Traum", schickte Smolinski via Facebook als erste Reaktion in die Welt. "Ich denke, nun hat auch der Letzte verstanden, dass ich mit der Weltspitze mithalten kann."

Im Finale der besten Vier musste Smolinski auf der nachteiligen Außenbahn starten. Den Coup setzte er ganz zum Schluss: In der letzten Runde zog er, auf Rang drei liegend, innen an den beiden Führenden vorbei und als Erster über die Ziellinie.

Martin Smolinski hat sein größtes Hobby längst zum Beruf gemacht, seit 2005 reist der gelernte Zweiradmechaniker als Speedway-Profi um die Welt. Schon als kleiner Bub stand für ihn fest, dass er Rennfahrer werden möchte. Seine ersten Fahrversuche machte er als Sechsjähriger. Smolinski ist mehrfacher Deutscher Meister, seit die Olchinger kein eigenes Bundesligateam mehr haben, fährt er für den AC Landhut.

Zudem sammelte er Erfahrungen in den Profiligen von England, Schweden und Polen, wo der Speedwaysport auf größeres Interesse stößt als in Deutschland. Als erster deutscher Speedwayfahrer überhaupt qualifizierte sich Smolinski jetzt für die 1995 erfundene Grand-Prix-Serie, an deren Ende der Weltmeister ermittelt wird.

Zu seinem zwölfköpfigen Rennteam "SR Speed Performance" gehört auch Egon Müller als Motorentuner und Mentor. Jener Egon Müller, der 1983 als bisher einziger Deutscher Weltmeister im Speedway war.

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