Schmusekurs in Puchheim:Wahlkampf mit Samthandschuhen

Bei der Podiumsdiskussion in Puchheim verzichten die vier Bürgermeisterkandidaten auf gegenseitige Angriffe. Kritik kommt nur von den Zuhörern.

Peter Bierl

Weit über 250 Zuhörer drängten sich bei der ersten Podiumsdiskussion der vier Puchheimer Bürgermeisterkandidaten am Mittwochabend im Pfarrsaal von Sankt Josef. Wahlkampfatmosphäre kam bei der Veranstaltung des Puchheimer Podiums und der katholischen Pfarrgemeinde trotz des großen Interesses nicht auf. Die Kandidaten unterließen Angriffe auf die Mitbewerber ganz, unterschieden sich in ihren Aussagen nur in Nuancen und ernteten alle wohlwollenden Applaus. Die Fragen stellten die Zuhörer, denen die Ortsmitte, die Integration der Einwanderer und die Energieversorgung wichtig waren.

Der parteifreie Bewerber der CSU, Harald Heitmeir, will Kirche und Parkplatz in die Ortsmitte integrieren. Gegenüber einem weiteren Café ist er skeptisch. "Es gibt genügend Gastronomie in Puchheim, die nicht funktioniert", sagte der Kämmerer der Stadt und bekam dafür viel Beifall. Norbert Seidl (SPD) will die alte Schule zum Bürgerhaus umbauen und dahinter einen Neubau für ein Bildungszentrum mit Volkshochschule, Bibliothek und einem Café als Dependance des Zap einrichten. Wolfgang Wuschig (UBP) möchte die Parkplätze am Grünen Markt reduzieren und den Platz, ähnlich wie Manfred Sengl (Grüne), mit Wasserspiel, Sitzplätzen und mehr Grün gestalten. Ein Kiosk könnte den gastronomischen Bedarf testen, schlug Wuschig vor.

Die Forderung von Bürgern, den Alois-Harbeck-Platz in die Planungen einzubeziehen, sehen Seidl und Sengl skeptisch, weil die Fläche nicht der Kommune gehört. Schon beim Umbau der Allinger Straße habe der Eigentümer Alois Harbeck nicht mitmachen wollen, sagte Sengl. "Da kann ein Bürgermeister wenig machen." Dagegen betonte Zweiter Bürgermeister Wuschig, dass Harbeck gesprächsbereit sei. Er plädierte dafür, den Harbeck-Platz zum Zentrum hin zu öffnen.

Viele Bürger treibt die Sorge um, in der Planie könnte ein Ghetto entstehen. Alle Kandidaten würdigten die Rolle des Mehrgenerationenhauses Zap für die Integration. Sengl möchte die Einrichtung vergrößern. Warnend sagte er, "die doppelte Kapazität ist auf die Dauer nicht zu bezahlen", wenn der Bund die Förderung einstellt. Der Grünen-Kandidat will die Schulsprengel ändern, um die Einwandererkinder besser auf die Schulen Nord und Süd zu verteilen. Schon jetzt würden einige Kinder im Norden die neue Kindertagesstätte im Wohnpark Roggenstein besuchen. Dagegen warnte Heitmeir, dass man die Kennedy-Siedlung nicht zerschneiden solle. "Der Freistaat muss dauerhaft einen Beitrag leisten", forderte der CSU-Bewerber.

Seidl erinnerte daran, dass die Migranten nicht freiwillig nach Puchheim gekommen sind, sondern ihre Heimat wegen Gewalt und Not verlassen haben. Die SPD wolle eine "Willkommens-Kultur" aufbauen, betonte er: "Wir brauchen mehr Raum, mehr Personal, mehr Geld". Das Zap müsse ausgebaut werden.

Einigkeit besteht in der Förderung von Sport und Kultur. "Sie werden bei mir immer ein offenes Ohr und einen offenen Geldbeutel finden", versprach Seidl. Alle vier Kandidaten plädierten für das Projekt Geothermie und den Ausbau der Fotovoltaik, wobei Sengl die Bundesregierung rügte, die die Einspeisevergütung für die Freiflächenanlagen gekappt hat. Der Puchheimer Stromverbrauch wird zu 4,5 Prozent aus Solarstrom gedeckt. Wäre die Vergütung nicht gestrichen worden und etwa die geplante Anlage im Wasserschutzgebiet bei Puchheim-Ort gebaut worden, läge der Anteil schon bei etwa dreizehn Prozent. Differenzen gibt es bei der Windenergie. Seidl lehnt ein Windrad in Puchheim ab: "Die sind zu hoch und machen zu viele Probleme." Heitmeir ist skeptisch, ob auf den möglichen Standorten auf dem Parsberg und in Richtung Germering genügend Wind bläst. Sengl und Wuschig können sich Windräder in Puchheim gut vorstellen. Wuschig findet, dass die neuen Rotoren sich so langsam drehen, dass der Anblick "meditativ" wirke. (Kommentar, Seite 3)

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