Schießanlage:Kinder an den Schießstand

Gröbenzeller Gemeinderat finanziert Schützenverein den Kauf eines Lasersystems, das Fünfjährigen den Umgang mit Waffen erlaubt

Von Gerhard Eisenkolb

Während sich am Dienstagabend die Spieler vom FC Bayern abrackern, im tschechischen Pilsen wenigstens einmal den Ball ins Tor zu schieben, wird es auch im Gröbenzeller Gemeinderat sportlich. Es geht um die Sportförderung, also eine Frage, die in der Lokalpolitik einen hohen Stellenwert hat. Genauer gesagt wird über den Sinn eines Zuschusses von 30 000 Euro für den Kauf einer elektronischen Schießanlage für das Freizeitheim an der Wildmoosstraße gestritten. Einige Vereine im Schützengau Fürstenfeldbruck verfügen nämlich bereits über die moderne Lasertechnik. Diese revolutioniert das Schießen und die Auswertung der Ergebnisse. Sie soll vor allem aber der Königsweg sein, um die Nachwuchssorgen von Schützenvereinen wie dem in Gröbenzell zu lösen.

Während nämlich die üblichen Luftdruckwaffen seit der Verschärfung des Waffenrechts nur noch an Kinder ausgehändigt werden dürfen, die mindestens zwölf Jahre alt sind, ermöglicht das neue Lasersystem den Einsatz von sogenannten Lichtgewehren. Und für diese gelten zur Freude der Sportschützen keine Altersbeschränkungen mehr. Der Gröbenzeller Schützenmeister Thomas Hölzl vom Sportverein Almrausch ist denn auch überzeugt, mit einer solchen Anlage wieder mehr Kinder ans Schießen heranführen zu können.

Am Ende wird Fünfjährigen der Umgang mit Waffen erlaubt: Gegen zwei Stimmen von der Grünen-Fraktion winkt die Mehrheit der Gemeinderäte den Antrag der Sportschützen durch. Walter Strauch (CSU) kann sich nicht mit dem Vorschlag durchsetzen, den Antrag zurückzustellen und die Nutzungszeiten mit Zahlen zu belegen. Immerhin soll die Verwaltung diese nachliefern.

Bis auf Monika Baumann entrüstet sich im Gemeinderat niemand darüber, dass dann schon Fünf- oder Sechsjährige an Schießständen im Freizeitheim den Umgang mit Waffen erlernen dürfen. Den Grünen zufolge geht die bizarre Vorstellung von Fünfjährigen mit einem Gewehr in der Hand an allem vorbei, was sie sich unter Erziehung vorstellen. "Wir sind nicht im Nahen Osten, wo Kinder an eine Waffe gewöhnt werden", begründet Baumann ihre Ablehnung des Antrags der Schützen.

Allerdings provoziert die Grüne mit ihrem Einwand nur die Schützenlobby unter den Gemeinderäten. Franz Eichiner (SPD) outet sich denn auch umgehend als passionierter Sportschütze - allerdings nur mit dem ungefährlichen Luftgewehr - und Dritter Bürgermeister Michael Leonbacher (FW) bekennt, früher einmal Sportschütze gewesen zu sein. Mit einem drastischen Vergleich versucht Eichiner zu veranschaulichen, wie harmlos Luftgewehre sind: "Wenn ich jemanden schädigen möchte, nehme ich das Gewehr und haue es ihm über den Kopf", ereifert sich der Sozialdemokrat.

Nicht die Tatsache, dass Kinder möglichst früh mit Waffen vertraut gemacht werden sollen, ist für Eichiner das Problem. Er befürchtet, die teure Anlage könnte im Schützenheim ungenutzt verstauben, sollte nur an einem Abend in der Woche geschossen werden. Deshalb macht er seine Zustimmung zur Vergabe der 30 000 Euro davon abhängig, dass mit dem modernen Lasersystem ähnlich intensiv trainiert wird wie auf dem neuen, immerhin etwa 500 000 Euro teuren Kunstrasenplatz.

Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU), der als ehemaliger Bundeswehrangehöriger regelmäßig das Rathaus verlässt, um als Reserveoffizier an Übungen teilzunehmen, lobt vor allem den erzieherischen Wert einer Schießausbildung. Die Übungen mit harmlosen Gewehren wie auf Volksfestplätzen fördere die Konzentration und sei zudem eine Kraftschule, stellt Rubenbauer, um Sachlichkeit bemüht, fest. Und der Bürgermeister weiß auch zu berichten, dass die Gröbenzeller Schützen häufig und viel trainieren. Diesbezügliche Bedenken hält er also für nicht gerechtfertigt.

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