SC Fürstenfeldbruck:Am Anschlag

Der SC Fürstenfeldbruck versucht bei seiner Hauptversammlung den Eindruck zu vermitteln, man habe die Finanzmisere im Griff, und wählt Jakob Ettner zum neuen Präsidenten.

Von Heike A. Batzer

"Wenn Herr Ettner von sich aus die Konsequenzen ziehen würde, wäre das die beste Lösung. Es wird keine Zukunft für ihn im Verein geben", sagte Johannes Mühlberger, der damalige Vizepräsident des Sportclubs Fürstenfeldbruck. 15 Monate ist das her. Gerade hatte Siegfried Müller, seinerzeit Vereinschef, seinen vorzeitigen Rückzug verkündet und mit andauernden Streitigkeiten mit Ettner, dem Jugendleiter, begründet. Nun ist Jakob Ettner Präsident des SC Fürstenfeldbruck.

Am Montagabend wählten ihn 77 Prozent der anwesenden Mitglieder bei der Jahresversammlung zum neuen Vereinschef. Eine erstaunliche Karriere, nicht nur wegen der Vorgeschichte, in der Ettner immer wieder mit den Protagonisten der Präsidien der vergangenen Jahre aneinandergeraten war. Erstaunlich auch, weil sich in Ettner jemand gefunden hat, einen Verein zu übernehmen, der zuletzt deutlich über seine Verhältnisse gelebt und noch vor acht Wochen 150 000 Euro Schulden eingeräumt hatte.

Der finanziellen Schieflage wegen war es vor der Wahl auch nicht zur Entlastung des Präsidiums um Ettners Vorgänger Eckart Lutzeier gekommen. Lutzeier hatte im Februar hingeworfen, er wird seither wegen eines Burnouts behandelt und tritt nicht in der Öffentlichkeit auf. Weil es keine Aufstellung der Forderungen und Verbindlichkeiten und kein Inventarverzeichnis gebe, könne man die im Jahr 2013 tätige Vereinsführung nicht entlasten, formulierte Kassenprüfer und Stadtrat Georg Stockinger.

Für eine Nicht-Entlastung des Lutzeier-Präsidiums hatte sich im Vorfeld der Versammlung auch SCF-Ehrenpräsident Hans Hahn stark gemacht. Am Versammlungsabend in der Sportgaststätte klang dann alles viel milder: Bisher hätten "diese Dinge" nie für den Revisor vorbereitet werden müssen, deshalb habe Johannes Mühlberger, der nach mehreren Rücktritten einzig verbliebene Protagonist des alten Präsidiums, sie auch nicht vorlegen können. "Das ist keine böse Absicht", beschwichtigte Hahn, der sich in den zurück liegenden Wochen bemüht hatte, die Finanzen des SCF wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Die Entlastung wurde also lediglich vertagt. Ob das auch damit zu tun hatte, dass Lutzeier angekündigt hatte, im Falle seiner Nichtentlastung einen Brief mit brisanten Details verlesen zu lassen?

Auch mit dem ebenfalls nicht anwesenden Siegfried Müller, der den SCF von 2010 bis 2013 geführt hatte, ging Hahn schonender um als es seine noch wenige Tage zuvor ausgesprochene Empfehlung, auch das Präsidium um Müller für das Jahr 2012 nicht zu entlasten, hatte erwarten lassen. Man habe die Unterlagen geprüft und keine Unregelmäßigkeiten für das Jahr 2012 festgestellt, erläuterte Hahn nun der Versammlung. Und er sagte auch: Man solle Müller entlasten, er habe sehr viel Geld für den Verein gegeben. Sonst könne man den Techno-Markt (wo Müller geschäftsführender Gesellschafter ist) nicht mehr als Sponsor gewinnen. Das Argument stach: 52 von 97 Anwesenden wollten Müllers Entlastung.

So viele Kommunalpolitiker aus Fürstenfeldbruck wie nie zuvor - der ehemalige Oberbürgermeister Sepp Kellerer, der Zweite Bürgermeister Erich Raff, die Stadträte Beate Hollenbach, Karl Danke, Florian Weber, Jan Halbauer und Andreas Ströhle - waren zur Hauptversammlung des Sportclubs gekommen. Der Verein könne sich zwar der Unterstützung durch die Stadt sicher sein, kündigte Raff an, doch man werde das Geschehen "mit kritischen Augen und Ohren überwachen".

In Gesprächen mit Gläubigern hatte Hahn zuletzt erste Erfolge für die SCF-Finanzen erzielt. Die Außenstände bei Finanzamt und beim Bayerischem Landes-Sportverband sind mittlerweile beglichen, das Budget der teuren Landesliga-Fußballer wurde erheblich verkleinert. Etwa 90 000 Euro betragen die Verbindlichkeiten nun noch, darin enthalten ist ein mittlerweile bis auf 55 000 Euro abgetragenes Darlehen, das Hahn dem Verein vor anderthalb Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Eine Beitragserhöhung um 25 Prozent soll von Juli an weiteres Geld in die Kasse bringen.

So richtig zufrieden war manches Mitglied allerdings nicht mit dem finanziellen Rechenschaftsbericht, den zuvor die Steuerberaterin des Vereins, Ursula Valier, vorgetragen hatte. Dabei war gar von Überschüssen in Höhe von 25 000 Euro (2012) und 6000 Euro (2013) die Rede gewesen. Woher kommen dann die Schulden?, wollte einer wissen. "Das ist unser Problem", gab Valier zu. In die Einnahmen-Überschuss-Rechnung kämen nur "tatsächliche Zahlen rein", die sich steuerlich auswirken würden. Nicht bezahlte Rechnungen würden sich darin nicht niederschlagen. Valiers Schlussfolgerung lautete dennoch: Der Verein sei finanziell "am Anschlag" und müsse seine Kosten minimieren.

Das will nun der neue Vereinschef Jakob Ettner mit seinen Mitstreitern Andreas Conrad (Vizepräsident), Thomas Skobowsky (Geschäftsführer), Monika Brand (Schatzmeisterin), Alfred Thurner (Fußball-Abteilungsleiter), Manuela Thurner und Tobias Masuch (beide Beisitzer) tun. Ettner, der auch sein Amt als Fußballjugendleiter behalten will, soll als Präsident allerdings mit weniger Machtfülle als seine Vorgänger beim SCF ausgestattet werden und den Verein nicht mehr alleine vertreten dürfen. Ein entsprechender Passus wurde nun in die Vereinssatzung aufgenommen - als Vorsichtsmaßnahme.

Außerdem solle künftig kein SCF-Konto mehr ins Minus rutschen dürfen, hatte Hans Hahn wie schon im Vorjahr in einem weiteren Antrag gefordert. Damals hatte sein Ansinnen keine Mehrheit gefunden, diesmal bremste ihn die Tatsache, dass sich ausgerechnet jetzt das Hauptkonto des Vereins im Soll befindet. Doch der SCF fand eine Lösung für das Problem: Der Antrag wurde bis zur nächsten Mitgliederversammlung verschoben.

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