Ressourcen schonen:Warnung vor der Umweltzerstörung

ÖDP

Zwei, die sich Sorgen um die Umwelt machen: ÖDP-Bundesvorsitzende Gabriela Schimmer-Göresz und Bundestagskandidat Jürgen Loos.

(Foto: Günther Reger)

ÖDP-Bundesvorsitzende fordert in Fürstenfeldbruck zum Umdenken auf

Von Christian Lamp, Fürstenfeldbruck

"Die Zeit der Unschuld ist definitiv vorbei", sagt Gabriela Schimmer-Göresz, Bundesvorsitzende der ÖDP in Fürstenfeldbruck. Sie ist zur Unterstützung von Bundestagskandidat Jürgen Loos in die Pizzeria "La Campanella" gekommen. 18 Menschen hat die Veranstaltung mit dem Titel "Mensch vor Profit" angelockt, die Hälfte ist das erste Mal auf einer Wahlveranstaltung der ÖDP. Die angesprochene Unschuld sei der naive Glaube, dass es schon so weitergehen könne wie zuvor, so Schimmer-Göresz. Denn die Umweltzerstörung habe ihren Zenit mindestens schon erreicht. "Die echte Hoffnung sitzt hier um den Tisch", meint sie - ohne politische Veränderung gehe es nicht. Dazu hat sie einen Vortrag ausgearbeitet. Dass dieser nicht unbedingt Mut mache: ja gut, aber das sei der Situation geschuldet.

Der Vortrag selbst ist gespickt mit Theoriestücken und Anleihen bei diversen "globalisierungskritischen" Autoren und Strömungen, so dem immer gern zitierten Club of Rome, dem populärwissenschaftlichem Bestseller "Kapitalfehler" oder auch dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Der Informationsdichte korrespondiert die Länge. Eine ältere Frau nickt während des Vortrags kurz ein.

Dem Prinzip der Ökologie, das sie mit "alles hängt mit allem zusammen" beschreibt, stellt Schimmer-Göresz die Ökonomie gegenüber, die die Umwelt und damit auch den Menschen gefährde. "Die etablierten Parteien" würden sich darum nicht kümmern. Aufgabe der ÖDP sei es, diese Themen in das öffentliche Bewusstsein zu tragen. Zentral dabei sei die Frage nach einem "Wohlstand ohne Gier". Präziser wird statt der Ökonomie an sich biblisch die Gier als das Übel identifiziert. Damit will sie einen Kapitalismus bezeichnen, der "einigen wenigen globalen Konzernen und deren Aktionären die Taschen füllt" aber den Großteil der Menschheit vernachlässigt. Ein losgelassener Finanzkapitalismus, der immer mehr schädliches Wachstum provoziere. Daraus folge notwendig die "Verelendung" der meisten Menschen, wie man durch Klimawandel, Armut und Hunger schon heute sehe. Dagegen brauche es eine "Ethik des Genug".

Nicht erst die Forderung, "Wohlstand völlig neu zu definieren", erinnert an Wagenknechts Buch "Reichtum ohne Gier". Die Bundesvorsitzende spricht davon, die "Endlosschleife" zu durchbrechen und "das System so zu ändern, dass die große Transformation angestoßen werden kann." Darunter versteht sie eine politikgetriebene - etwa durch Steuern auf Finanztransaktionen oder CO2 - Bewegung hin zu einer Postwachstumsökonomie, in der Wachstum nicht mehr an zunehmenden Ressourcenverbrauch gebunden sei und die Wirtschaft sich an Mensch, Umwelt und Frieden zu orientieren habe. Auf Nachfrage betont sie zur Abgrenzung gegen die Linken allerdings, dass die ÖDP nicht "zurück zu Marx und Engels wolle". Auf den Markt könne und solle nicht verzichtet werden. "Leistung soll sich lohnen" statt "Gleichmacherei". Nur Regeln brauche es. Dem bösen Finanzkapital wird so das gute produktive Kapital gegenübergestellt.

Von den Fragestellern werden vor allem konkrete Vorschläge gewünscht. Die ÖDP spreche sich gegen die Privatisierung und den Lobbyismus von relevanter Infrastruktur aus, für die "umfassende Gleichstellung von Arbeit", also der bisher unbezahlten Familienarbeit, für ein "ausreichendes Grundeinkommen" und einen Weg "hin zur Ressourcenbesteuerung". Das nennt Schimmer-Göresz dann sogar selbst einen "Umsturz".

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