Reden wir über:Vogelfütterung im Garten

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Gerhard Wendl erläutert, worauf man achten muss

Interview von Heike A. Batzer

Gerhard Wendl ist beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) Fachmann für den Vogelnotruf. Er päppelt verletzte und aufgefundene Vögel auf. Wie man die Tiere im Winter füttert und was es dabei zu beachten gilt, das erklärt Wendl am Freitag auf Einladung des Gartenbauvereins Gröbenzell (19 Uhr, Alte Schule).

SZ: Wenn der Winter naht, stellt man im Garten ein Futterhäuschen für die Vögel auf. Das geht doch ganz einfach.

Gerhard Wendl: Das ist einfach, ja. Aber warum füttert man? Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir damit keine Vögel retten. Es kommen immer dieselben Arten: Meisen, Amseln. Das Füttern, so könnte man sagen, befriedigt auch unseren Egoismus. Aber es ist ja auch nett und es ist nichts falsch daran.

Aber was kann man dabei falsch machen?

Dass man zum Beispiel nicht genügend auf Sauberkeit achtet. Wenn nicht viel Schnee liegt, dann sollte man das Futterhaus mal abnehmen und mit heißem Wasser schrubben. Denn auch nur ein einziger kranker Vogel darunter kann die anderen anstecken. Füttern sollte man jeweils eine Tagesration. Pinienkerne sind eine Delikatesse für die Vögel. Das spricht sich dann unter denen rum. Auch muss man darauf aufpassen, wie stark die Futterstelle von Fressfeinden frequentiert ist. Eine Ansammlung von Vögeln ist für den Sperber optimal, der ist ein geschickter Vogeljäger. Auch auf Katzen muss man aufpassen und das Futterhäuschen so aufhängen, dass die Vögel die Möglichkeit zur Flucht haben und die Katzen sich nicht in der Nähe verstecken können: am besten irgendwo in der Mitte vom Garten aufstellen!

Und was soll man füttern?

Optimal ist es, das Vogelfutter als Block selber herzustellen: Talg auslassen - das ist dann eine flüssige Masse - und geschälte Sonnenblumen rein, vielleicht auch noch im Mixer zerkleinerte Haselnüsse oder Walnüsse. Das wird dann fest, dann erhält man einen Block.

Das kann man doch auch kaufen.

Ja, schon. Die Vogelfütterei ist ja auch ein Geschäft. Man muss sich dann darauf verlassen, was drauf steht. Der springende Punkt ist - und darauf weise ich in meinem Vortrag auch hin -, dass ein naturnaher Garten das eigentlich alles hervorbringt. Stattdessen kaufen wir zentnerweise Vogelfutter. Aber wer füttert denn die Vögel etwa im Bayerischen Wald? Die verhungern auch nicht.

Aber den Vögeln am Futterhäuschen zusehen, das ist doch auch nett.

Ja, es macht ja Freude und ist für Kinder auch pädagogisch wertvoll. Ich erlebe immer wieder, wie weit von der Natur entfernt die Kinder heute sind. Es ist schon ein Erlebnis, wenn man sieht, wie ein Buntspecht am Futterhaus dran hängt. Aber wenn der Nachbar dann fünf Bäume umhaut, in denen der Buntspecht wohnt, wie soll das für den Vogel weitergehen? Wenn man sich gleichzeitig den Trend in den Vorgärten anschaut - mit schwarzen, roten, weißen Steinen -, dann würde ich als Vogel sagen: Da wandere ich aus!

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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