Reden wir über:Babys, die viel schreien

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In Gröbenzell stärkt seit 1989 Diplom-Sozialpädagogin Sylvia Scholpp-Stadler Eltern, Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen den Rücken. (Foto: privat)

Sylvia Scholpp-Stadler bietet Beratungsgespräche für Eltern

Interview von Nina Storner

Die Arbeitsgemeinschaft Schreibabyberatung von Diakonie und Caritas feiert am Mittwoch fünfjähriges Bestehen. Zwei kostenfreie Beratungsstellen stehen Eltern im Landkreis zur Verfügung. In Gröbenzell stärkt seit 1989 Diplom-Sozialpädagogin Sylvia Scholpp-Stadler (Foto: privat) Eltern, Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen den Rücken. Mit ihrer Zusatzqualifikation in der Eltern-Säuglings-Kleinkindberatung weiß die 60-Jährige, worauf bei Schreibabys zu achten ist.

SZ: Frau Scholpp-Stadler, wann gilt ein Säugling als "Schreibaby"?

Sylvia Scholpp-Stadler: Exzessives Schreien ist in den ersten drei Lebensmonaten grundsätzlich normal und harmlos. Ob es Anlass zur Beunruhigung gibt, hängt vom subjektiven Empfinden der Bezugspersonen, den Eltern ab. Allgemein gilt die Dreierregel von Morris Wessel: Wenn ein gesunder Säugling mehr als drei Tage die Woche über mehr als drei Wochen hinweg länger als drei Stunden am Tag schreit, spricht man von einem Schreibaby.

Warum schreien diese Kinder in solch unstillbarem Maße, andere aber nicht?

Bekannt ist, dass Säuglinge vom ersten Tag an zahlreiche Entwicklungsphasen durchlaufen, zum Beispiel die Gewöhnung an den Tag-Nacht-Rhythmus. Gelingt mit Unterstützung der Eltern ein Lernprozess, kann das Baby sich selbst regulieren, es erlebt also neue Umwelteindrücke ausgeglichen. Konnte ein Muster jedoch nicht ausreichend verarbeitet werden, ist die Selbstregulation gestört. Eine mögliche Reaktion darauf ist das Schreien des Kindes, weil es seine innere Erregung nicht anders abbauen kann.

Welche Folgen hat das im Alltag?

Das exzessive Schreien gilt als eines der Leitsymptome der Regulationsstörungen im Säuglingsalter. Weitere Erscheinungen sind Fütterungs- und Schlafstörungen. Die Interaktion von Bezugsperson und Säugling spielt nach wie vor die Hauptrolle. Oftmals wissen sich kraftgezehrte Eltern bei der Beruhigung ihres Kindes nur kurzfristig zu helfen, oder es kommt zu Fehlinterpretationen. Scheitern die Versuche, kommen Selbstzweifel auf. Diese Unsicherheit spürt der Säugling, dabei benötigt der Mensch eigentlich von klein auf die Gewissheit, verstanden zu werden. Hier beginnt der Teufelskreis.

Was können betroffene Eltern tun?

Wenn Eltern das Verhalten als permanente Belastung empfinden, sich ratlos und überfordert fühlen, dann sollten sie sich Unterstützung holen. Bei einer medizinischen Untersuchung durch einen Kinderarzt werden vorab neurologische oder pathologische Ursachen ausgeschlossen. Das dient dem Schutz der Kinder und entlastet auch die Eltern. Anschließend beginnen wir mit der Beratung.

Was erwartet Eltern und Kind in der Schreibaby-Beratung?

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© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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