Puchheimer Taschenoper:"Ich hatte mit allen Papagenos Glück"

Die Puchheimer Taschenoper bringt eine knallig bunte "Zauberflöte" auf die Bühne - und sie ist die Frau dahinter: Die Sopranistin Silke Wenzel übernimmt in dem Stück gleich mehrere Rollen.

Ina Heitzer

Lust habe sie schon, sagt die Puchheimerin Silke Wenzel bei der Interview-Anfrage, doch wieso gerade sie? Dabei ist die 42-Jährige für die Puchheimer Taschenoper so etwas wie die Frau für alles. Vor sechs Jahren war die ausgebildete Sängerin bei der Gründung der Taschenoper mit dabei, sie arrangiert eigens alle Partituren fürs Kammerorchester, bearbeitet zusammen mit Kulturamtsleiter Michael Kaller die Stücke und übernimmt darin auch selbst Rollen. In Mozarts "Zauberflöte", der mittlerweile sechsten Opern-Inszenierung des Ensembles, singt sie in diesem Jahr gleich drei Partien. Vor der Premiere an diesem Freitag sprach Ina Heitzer mit Silke Wenzel.

Zauberflöte

Eine knallig-bunte "Zauberflöte" bringen Damir Sertic, Gregor Otto Papadopoulos, Danielle Zuber, Markus Schmid, Silke Wenzel (von links) auf die Bühne des Puchheimer Kulturzentrums.

(Foto: Günther Reger)

SZ: Die Zauberflöte gilt als Mozart-Oper schlechthin, sie wird in großen Häusern auf der ganzen Welt aufgeführt. Was war der Anreiz, die Zauberflöte auf die kleine Bühne nach Puchheim zu holen?

Silke Wenzel: Wir haben eigentlich schon immer damit geliebäugelt, die Zauberflöte im Puc zu spielen, gerade weil sie so bekannt ist. Die Musik ist toll, doch die große Zahl an Darstellern und die vielen Dialoge haben uns immer abgeschreckt.

SZ: Und jetzt haben Sie sich doch getraut?

Wenzel: Mozart hatte einen Zeitgenossen, Joseph Heidenreich, der 1791 eine kleine Fassung für ein Bläseroktett und zwei Sänger geschrieben hat. Die sind damit dann durch die Dörfer getingelt. An dieser Version haben wir uns orientiert und gedacht, jetzt versuchen wir's auch mal.

SZ: Was unterscheidet die Aufführung der Puchheimer Taschenoper von einer klassischen Inszenierung?

Wenzel: Unsere Version ist kompakter. Zuerst haben wir die Oper auf zwölf Rollen gekürzt. Unsere zwölf Rollen haben wir dann mit nur fünf Sängern besetzt. Für das Orchester habe ich eine reduzierte Partitur für zwei Flöten, Violine, Klavier, Kontrabass und Akkordeon geschrieben. Außerdem haben wir die kompletten Dialoge gestrichen, unsere Zauberflöte dauert nur 80 Minuten. In dieser Zeit kann man natürlich nicht alle Facetten darstellen.

SZ: Haben Sie sich dann auf ein Detail besonders konzentriert?

Wenzel: Ja, wir haben die Liebesgeschichten der einzelnen Personen herausgearbeitet. Tamino und Pamina stehen als Beispiel für die wahre, reine Liebe. Papageno und Papagena eher für die fröhliche, natürliche und Monostatos für eine brutale Art der Liebe. Er nimmt sich einfach, was er will.

Was die Zauberflöte persönlich für Wenzel bedeutet

SZ: Sie selbst sind in mehreren Rollen zu sehen. Welche gefällt Ihnen am besten?

Zauberflöte

Silke Wenzel und Gregor Otto Papadopoulos in der Version der "Zauberflöte" der Puchheimer Taschenoper.

(Foto: Günther Reger)

Wenzel: Natürlich die Pamina. Im lyrischen Sopranfach gilt sie als die Rolle schlechthin. Pamina verkörpert eine ganz spezielle Innigkeit, die gefällt mir.

SZ: Hat die Zauberflöte für Sie eine persönliche Bedeutung?

Wenzel: Für mich hat die Zauberflöte tatsächlich eine große Bedeutung. Mit ihr habe ich 1996 mein Operndebüt gegeben. Damals habe ich die Papagena gesungen.

SZ: Wird man je nach Partner zu einer anderen Papagena?

Wenzel: Natürlich spielt der Partner auch immer eine große Rolle, die Zusammenarbeit muss schließlich stimmig sein. Aber da hatte ich als Papagena wirklich mit allen Papagenos Glück. Das erste Mal hab ich sie vor über vierzehn Jahren gespielt, jetzt bin ich älter, das macht schon einen Unterschied. Damals war das auch die einzige Figur, auf die ich mich konzentrieren musste.

SZ: Wie laufen die Proben mit Regisseur und Kulturamtsleiter Michael Kaller ab?

Wenzel: Am Anfang veranstalten wir einen Improvisations-Workshop, um verschiedene Sachen zu üben. Jeder soll seine Scheu ablegen. Wenn man mal zusammen gelacht hat, ist auch weniger Angst da, etwas falsch zu machen. Nach den musikalischen Proben werden dann die einzelnen Szenen ausgearbeitet. Michael Kaller hat vorher immer schon viele Ideen. Doch die Proben sind ein gemeinsamer Prozess, der sich entwickelt. Manches wird auch noch einmal über den Haufen geworfen.

SZ; Gibt es eine Szene, die Sie musikalisch für besonders stark halten?

Wenzel: Ich finde das Quintett mit den drei Damen, Papageno und Tamino ganz toll. Schön ist auch, wenn Sarastro, Tamino und Pamina als Terzett zusammen singen. Mal abgesehen von meiner Arie natürlich (lacht). Nein jetzt mal ehrlich, am liebsten singe ich immer die Ensembles.

SZ: Die Premiere am Freitag ist beinahe ausverkauft, auch für die restlichen Termine gibt es regen Andrang. Macht Sie das nervös?

Wenzel: Nervös? Ich bin froh, dass so viele kommen wollen. Nervös wäre ich, wenn wir keine Karten verkaufen würden.

SZ: Bekommen Sie denn nicht einmal am Tag der Aufführung selbst weiche Knie?

Wenzel: Ja, ich muss zugeben, beim Mittagessen grummelt mein Magen schon ein bisschen. Aber sobald ich im Puc bin, ist die Nervosität verflogen. Deswegen komm' ich auch schon immer sehr früh.

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