Puchheim:Wunderbare Entdeckung

Kammermusikreihe im Puc offenbart unbekannte Perlen

Von KLAUS MOHR, Puchheim

Es war das letzte Konzert der Kammermusik-Reihe im Puchheimer Kulturzentrum Puc in diesem Jahr, das Motto jedoch lautete "Nummer eins". Der Titel ergab sich daraus, dass die Werke des Programms entweder das erste der Gattung oder überhaupt das einzige in dieser Besetzung beim jeweiligen Komponisten waren. Auf alle Fälle war es wieder so, dass vier Werke erklangen, die so gut wie unbekannt sind, obwohl drei der Komponistennamen als durchaus geläufig gelten können. Es musizierte genau ein Dutzend Mitglieder des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München.

Zunächst erklang das Quartett Nr. 1 C-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello des mährischen Komponisten Franz Krommer. Stilistisch war die Epoche der Klassik deutlich zu hören, vor allem durch den heiter-lichten Grundton. Das Eingangs-Allegro begann die Oboe solistisch, sie führte auch im ganzen weiteren Satz: Mal begleiteten sie die Streicher mit einem weichen Klangteppich und traten nur an den Phrasenenden mit kurzen Einwürfen hervor, mal legte die Violine eine Terz unter die Oboenmelodie, und mal umspielte die Geige die Kantilene der Oboe. Eine kurze Moll-Episode löste sich rasch und elegant ins strahlende Dur. Das Adagio brachte kurzzeitig eine Führung für die Violine, doch übernahm die Oboe diese wieder und beide Instrumente traten in eine Art Dialog ein. Eine jagdartige Motivik beherrschte das Final-Rondo, und auch hier spielte das Intervall der Terz zwischen den Oberstimmen eine herausragende Rolle.

Ein Trio für Flöte, Violine und Viola in f-Moll des niederländischen Komponisten Jan van Gilse von 1927 folgte. Aufgrund der von ihrem Tonumfang eher höher angesiedelten Klanglichkeit ergab sich im Kopfsatz ("Ruhig, frei") ein sehr schön geführter, gemeinsamer Verlauf, in dem die einzelnen Stimmen immer wieder aufeinander trafen. Die oft rhapsodisch freie Melodie der Flöte war hier in einer offeneren Tonalität durch einen ostinaten Gegenpol in den beiden Streichern geerdet. Das gezupfte Spiel der Streicher wurde im Marcia-Satz von der rhythmisch ganz strengen Linie der Flöte kontrastiert.

Ebenfalls ein Trio, diesmal aus dem Jahr 1932 und von Aram Khatschaturjan, war jetzt für die Besetzung Klarinette, Violine und Klavier zu hören. Dissonante Akkorde im Klavier prägten im Andante den Klang, während kantable Qualitäten, oft in virtuoser Attitüde, von den beiden Melodieinstrumenten eingebracht wurden. Ein gewisse Steigerung ergab sich durch grelle Dissonanzen im Allegro, die korrespondierend mit geschmeidigen Melodiepassagen wetteiferten. Fast orientalisch mutete das Moderato an, welches das Trio musikantisch auf verschiedenen Stimmungsebenen abrundete. Nach der Pause war mit dem Quartett Nr. 1 für zwei Violinen, Viola und Violoncello von Zoltán Kodály von 1910 die klassischste aller Kammermusikbesetzungen zu hören. Der Eingangssatz stellte klanglich unterschiedliche Passagen nebeneinander, die als Reminiszenzen wieder aufgegriffen wurden. Viele traditionelle Klänge und ein Dur-Schluss hatten am Ende eine versöhnliche Wirkung.

Besonders positiv ist es für alle Musikfreunde, dass diese Kammermusikreihe ihre Fortsetzung findet und bereits am 29. Januar mit einem Programm unter dem Titel "Münchner Komponisten" startet. Die Zahl der Zuhörer hat sich in einer höchst erfreulichen Zahl stabilisiert, wohl vor allem auch deshalb, weil Besucher, die einmal da waren, auch wieder kommen. Trotzdem ist die Reihe auch für neue Interessenten eine wunderbare Entdeckung.

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