Puchheim:Wie Obdachlose und Flüchtlinge zusammen wohnen sollen

  • In Puchheim sollen günstige, einfache Wohnungen entstehen, in denen Asylberechtigte neben Menschen leben können, die von Obdachlosigkeit bedroht sind.
  • Denn: Immer häufiger wird Familien die Wohnung gekündigt, hieß es im Stadtrat.
  • Und: Zahlreiche Flüchtlinge, deren Asylverfahren bereits abgeschlossen ist, leben weiter in Flüchtlingsunterkünften.

Von Peter Bierl, Puchheim

In Puchheim-Ort baut die Kommune neue Häuser für anerkannte Asylberechtigte und Einheimische, die ihre Wohnungen verloren haben. Auf einem städtischen Grundstück am Ortsrand sollen bis zum Jahresende zwei bis drei Gebäude mit Einzel- und Gemeinschaftswohnungen für 50 bis 60 Personen errichtet werden.

Die Stadt will damit ein Angebot zwischen Obdachlosenunterkunft und sozialem Wohnungsbau schaffen, günstige und einfache Wohnungen, so dass Familien und Singles vorübergehend ein Dach über dem Kopf haben. Damit wolle man verhindern, dass Menschen in die Obdachlosigkeit abgleiten, sagte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD).

190 Asylberechtigte leben als "Fehlbeleger" in Flüchtlingsunterkünften

Bereits im Herbst 2014 hatte Seidl darauf hingewiesen, dass solche Wohnungen notwendig seien. Zum einen für anerkannte Asylberechtigte, die eigentlich die Flüchtlingsunterkünfte verlassen müssten, zum anderen für Einheimische, die ihre Wohnung verloren haben. Immer öfter würden ganzen Familien die Wohnungen gekündigt, weil die Besitzer Eigenbedarf anmelden, berichtete Stadtrat Wolfgang Wuschig (UBP) am Dienstag im Planungsausschuss. "Die finden so schnell nichts und stehen auf der Straße", sagte er.

Im gesamten Landkreis leben derzeit etwa 190 anerkannte Asylbewerber als sogenannte Fehlbeleger in den Flüchtlingsunterkünften. Die Bürgermeister hatten am Montag beschlossen, gemeinsam mit dem Kreis Unterkünfte für solche Flüchtlinge und Obdachlose zu bauen.

Die Stadt Puchheim verwirklicht bereits ein solches Projekt. In der Bürgerversammlung des Altdorfs im November hatte Seidl die Idee vorgestellt. Die Häuser sollen auf einem mehr als 2200 Quadratmeter großen Grundstück errichtet werden, das jetzt zum Teil als Parkplatz dient. Es liegt am Ortsrand an der Bahnhofstraße gegenüber dem Feuerwehrhaus. Die Gebäude sollen in Holzständerbauweise errichtet werden. Sie sollen zwei Stockwerke hoch sein und ein Satteldach erhalten. Jedes Gebäude würde aus zwei Modulen mit jeweils zwei Geschossen bestehen.

Gebäude könnten bis Jahresende fertig werden

Der stellvertretende Bauamtsleiter Franz Promper erläuterte mehrere Varianten für Grundrisse und Raumaufteilung. Vorgesehen sind zwei Grundrisse: Gemeinschaftswohnungen mit etwa 132 Quadratmeter, aufgeteilt in fünf Schlafzimmer, eine Küche sowie zwei Sanitärräume sowie kleinere Wohnungen mit 58 Quadratmeter, aufgeteilt in zwei Schlafzimmer, Küche und Bad. Die Gemeinschaftswohnungen könnten so errichtet werden, dass sie sich ohne großen Aufwand in kleinere Wohnungen umbauen lassen. Wie hoch die Kosten für die Gebäude sind, ist unbekannt.

Denn zuerst muss der Bebauungsplan für das Areal geändert werden. Parallel dazu wird die Bauverwaltung die Vorgaben für das Projekt entwickeln. Wenn das Verfahren schnell abgewickelt und der Auftrag ausgeschrieben ist, würden für die Planung und für den Bau solcher Häuser jeweils drei Monate veranschlagt, erklärte Promper der SZ. Die Gebäude könnten bis Jahresende fertig werden.

Platz für ein drittes Haus

Ursprünglich war auf dem Grundstück nur ein Haus vorgesehen, was als zu wenig erachtet wird, weshalb der Bürgermeister zwei Gebäude vorschlug. Das sei ein Tropfen auf dem heißen Stein, meinte der frühere Bürgermeister Erich Pürkner (CSU). Er forderte, auf dem Grundstück nicht zwei, sondern drei Gebäude zu bauen. "Wir sollten so viel bauen, wie das Planungsrecht zulässt und den Abstand zwischen den Gebäuden verringern", forderte er. Promper erklärte, dass die vorgesehene Distanz bisher acht Meter beträgt, das Minimum wären drei Meter. "Wir sollten das nicht ausreizen", warf er ein.

Mehr als 60 Menschen sollten dort nicht untergebracht werden, "sonst bekommt das eine andere Dynamik", antwortete der Bürgermeister. Barbara Ponn (Grüne) sagte, mehr Personen seien den Nachbarn nicht zuzumuten. Die Mehrheit des Planungsausschusses einigte sich darauf, die Baugrenze so zu verschieben, dass Platz für ein drittes Haus bleibt.

Seidl betonte, dass es sich weder um eine Obdachlosenunterkunft noch um eine dauerhafte Bleibe handeln soll. Die Einrichtung sei vor allem für Familien mit drei bis fünf Personen gedacht, die übergangsweise in den Häusern leben sollen. "Wir müssen aktuell viele Leute unterbringen, um Obdachlosigkeit zu vermeiden", erklärte der Bürgermeister.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: