Puchheim:Weniger Platz für Obdachlose

Nach Anwohnerprotesten baut die Stadt nur sechs Wohnungen

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Stadt Puchheim wird an der Schwarzäckerstraße im Altdorf nur sechs Wohnungen für Obdachlose bauen, statt zwölf, wie ursprünglich geplant. Das hat der Planungsausschuss am Dienstag einstimmig beschlossen. Die Kommune kommt damit dem Protest von Nachbarn entgegen. Diese haben "Angst vor einem Ghetto", wie Ulrich Naas erklärte, ehemaliger CSU-Stadtrat und Sprecher der Gruppe. Sie fürchten, dass dort bis zu 200 Menschen untergebracht werden könnten. Mit dem Bau der sechs Wohnungen soll im Frühjahr begonnen werden, sagte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD).

Im Herbst 2014 hatte der Bürgermeister angekündigt, dass die Stadt einige Häuser in einfacher Bauweise errichten wolle, um die Wohnungsnot von einheimischen Obdachlosen und anerkannten Flüchtlingen zu lindern. Dazu soll ein etwa 2200 Quadratmeter großes Grundstück am nördlichen Rand von Puchheim-Ort genutzt werden. Es gehört der Kommune und dient zum Teil als Parkplatz. Gegenüber liegt das Feuerwehrhaus. Anfang März beschloss der Planungsausschuss zwei bis drei Gebäude mit Einzel- und Gemeinschaftswohnungen für 50 bis 60 Personen errichten zu lassen, einfache und günstige Wohnungen für Familien und Singles.

Bereits auf einer Bürgerversammlung des Altdorfes erhob sich Widerspruch. Vor einiger Zeit fand ein weiteres Treffen der Anwohner im Feuerwehrhaus statt. Die Nachbarn hätten auch einen renommierten Anwalt aus Freiburg eingeschaltet, berichtete Naas der SZ. Es gab mehrere Gespräche mit Bürgern im Rathaus, offiziell lag dem Ausschuss am Dienstag nur eine Einwendung von einem Anwohner vor. Dieser kritisierte den Umfang der geplanten Bebauung und forderte, die Baugrenzen so festzusetzen, dass maximal zwei Gebäude errichtet werden können.

Nach Auskunft des Bauamtes sind mehr als zwei Gebäude auf dem Grundstück ohnehin nicht möglich. Geplant sind je zwei Gebäuderiegel in Holzständerbauweise mit je zwei Häusern. In jedem Riegel sollen zwei große Gemeinschaftswohnungen und vier kleine Wohnungen entstehen. Der Bürgermeister verteidigte das Projekt am Mittwoch im Ausschuss. "Wir haben Wohnraumnot und agieren präventiv", sagte Seidl. Er erinnerte an den Fall einer Wirtschaft in Puchheim, in der in einem Kellerraum zehn Menschen und bis zu 15 Personen in einer Wohnung über dem Gastraum zusammengepfercht worden waren. Freie Flächen wie in der Schwarzäckerstraße und auf der grünen Wiese müssten darum genutzt werden, um günstige Wohnungen zu bauen. Dennoch schlug der Bürgermeister einen Kompromiss vor, den das Gremium billigte. Das Grundstück wird geteilt, nur auf der Westseite entstehen sechs Wohnungen für Obdachlose. Die geplanten sechs Wohnungen auf der Ostseite dürfen nicht an diese Klientel vergeben werden. Sie könnten als günstige Bleibe für städtische Bedienstete dienen.

"Damit könnten wir leben", kommentierte Naas am Mittwoch die Entscheidung des Stadtrates. Allerdings würden die Nachbarn genau darauf achten, dass dieser Beschluss eingehalten wird. Seiner Meinung nach wäre es durchaus möglich, auf dem Grundstück drei Gebäuderiegel mit sechs Häusern zu bauen. "Das kann man erst sagen, wenn man den Bauantrag sieht", sagte Naas. Er betonte, dass die Anwohner nichts gegen die Unterbringung von anerkannten Asylbewerbern hätten. "Man kann aber 20 bis 30 leichter integrieren als 180 bis 200 Personen." Er glaubt, dass es bei drei Reihen mit sechs Häusern so viele Personen würden. Gemeinderätin Barbara Ponn (Grüne), die drei Gebäude ebenfalls für überdimensioniert hielt, ist zuversichtlich, dass die Anwohner den Kompromiss akzeptieren.

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