Puchheim:Wandern statt Sportunterricht

Puchheim: Vorbereitung auf Flüchtlinge: Arbeiter verlegen Teppichboden in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums.

Vorbereitung auf Flüchtlinge: Arbeiter verlegen Teppichboden in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mindestens bis Jahresende werden Flüchtlinge in den Turnhallen von Gymnasium und Realschule Puchheim untergebracht

Von Peter Bierl, Puchheim

Schulen und Sportvereine in Puchheim suchen nach Ersatz für die drei Turnhallen, die das Landratsamt für Flüchtlinge in Beschlag genommen hat. Besonders problematisch ist die Lage für das Gymnasium. Bis zu vier Klassen gehen normalerweise gleichzeitig zum Sport in die Hallen und machen Räume für differenzierten Unterricht frei. "Uns fehlen jetzt vier Zimmer", sagte Rektor Georg Baptist. Die Hilfsbereitschaft in Puchheim scheint ungebrochen. Der Asylhelferkreis bereitet sich darauf vor, dass Ende nächster Woche die ersten Flüchtlinge eintreffen. An der Realschule bildet sich unter den Lehrern ein weiterer Helferkreis.

Am Montag wurden die Schulleiter vom Landratsamt informiert, dass in der Einfachturnhalle der Realschule, der Dreifachturnhalle des Gymnasiums sowie einer Kletterhalle vorerst Flüchtlinge untergebracht werden. Die Hallen werden von den Schulen gemeinsam genutzt, sie arbeiten zusammen den Belegungsplan aus. Auch der FC Puchheim nutzt die Hallen. Nun suchen sie nach Alternativen. Soweit es das Wetter zulässt wird der Sportunterricht im Freien stattfinden. Bei schlechter Witterung könnte man Wanderungen und Spaziergänge unternehmen. "Dann haben die Schüler wenigstens Bewegung und sind an der frischen Luft", meinte Baptist. Sein Kollege Herbert Glauz von der Realschule möchte Sportarten wie Schwimmen oder Eislauf anbieten. Weitgehend verzichten werde man wohl auf Geräteturnen.

Schulen, Sportverein und Kommune wollen in den nächsten Tagen ein gemeinsames Konzept ausarbeiten. Priorität hat dabei der Sportunterricht für die Oberstufe. Die Bewertungen für bestimmte Unterrichtseinheiten fließen in die Abiturnote ein, erklärte Baptist. Die Kollegin von der Mittelschule habe schon "Wohlwollen" signalisiert. Vielleicht könnten die Gymnasiasten in der dortigen Halle ein paar Stunden absolvieren. Die Halle der Laurenzer Schule in Puchheim-Ort sowie die Halle der Grundschule Süd sind dagegen ziemlich voll, sagte Jens Tönjes, der geschäftsleitende Beamte im Rathaus. "Wir müssen zusammenrücken", sagte Steffen Enzmann, Vorsitzender des Fördervereins des Gymnasiums und Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportvereins. Er geht davon aus, dass die Turnhallen "bis Ende des Jahres und länger" mit Flüchtlingen belegt sein werden.

Eine Arbeitsgruppe des Asylhelferkreises der Stadt hat sich am Mittwoch getroffen und über die neue Lage beraten. Ursprünglich sollten erst im Oktober Asylbewerber in eine Unterkunft im Gewerbegebiet an der Siemensstraße einziehen. "Wir kommen aber auf jeden Fall jetzt in die Pötte", versicherte Rosemarie Ehm vom Helferkreis. Man wisse zwar nicht, wer, wie viele, wann und aus welchen Nationen kommen, aber man sei bereit und werde einen Begrüßungsabend veranstalten.

Ab Montag werden die Hallen eingerichtet. Für die Flüchtlinge werden in der großen Dreifachhalle etwa 180 Betten aufgestellt, in der Einfachturnhalle wird eine Mensa eingerichtet, die Essensausgabe erfolgt in der Kletterhalle. Ein Sicherheitsdienst ist vor Ort im Einsatz sowie ein "mobiler Objektbetreuer", der mehrere Unterkünfte betreut, erklärte Martin Schuster, Leiter der Abteilung öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt. Wer die Sozialbetreuung übernehmen soll, sei noch offen. "Wir sind mit der Caritas und der Diakonie im Gespräch", sagte Schuster.

Derzeit sind im Landkreis knapp 1600 Asylbewerber untergebracht bis zum Jahresende wird vermutlich die Quote von 2000 Menschen erreicht. Nach dieser Regelung nimmt der Landkreis derzeit weitere 24 Flüchtlinge pro Woche auf. Landrat Thomas Karmasin wies darauf hin, dass der Zuteilungsschlüssel zu einem Zeitpunkt vereinbart worden ist, als jede Woche etwa 500 Menschen in München ankamen. "Jetzt sind es tausend", sagte er.

Im Gegensatz zur Jungen Union Puchheim, die in einer Pressemitteilung schrieb, die Flüchtlinge könnten zum Schuljahresbeginn in eine Unterkunft umziehen, rechnen alle Beteiligten damit, dass die Hallen mindestens bis Jahresende belegt sein werden. Es ist eine Durchgangsstation. Sobald Platz in einer anderen Unterkunft frei wird, werden Flüchtlinge dorthin verlegt. "Einige werden in die Unterkunft in der Siemensstraße gehen, aber dafür werden andere nachkommen", sagte der Landrat. Gerüchte, wonach in Puchheim bald Container aufgestellt werden, als Ersatz für die Hallen, dementierte Schuster. Der Markt für Container sei leergefegt, es fehle an einem Grundstück samt den diversen Anschlüssen für Wasser und Strom.

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